Teil 21

246 2 0
                                    

Jamilas Sicht:

Ich hastete so schnell als möglich zum Kindergarten. Als ich dort schweißgebadet und keuchend ankam und nach meiner Schwester fragte, wurde mir eine Standpauke gehalten, weil ich natürlich viel zu spät dran war.

„Ich habe schon einige Male bei Ihnen zu Hause angerufen, aber niemand ging ran“, meinte die Kindergärtnerin aufgebracht.

„Sie haben WAS?“, fragte ich entsetzt, wartete aber nicht auf Antwort.

Es würde wieder mega Stress geben, wenn meine Mutter das erfuhr. Und da ich sowieso nicht gut auf sie zu sprechen war, konnte ich das im Moment gar nicht gebrauchen! Verflixt!

Als ich meine Schwester zu Hause abgeliefert hatte, telefonierte meine Mutter gerade. Ich nutze die Gelegenheit natürlich aus und schloss mich in meinem Zimmer ein. Mit einem Glas Wasser setzte ich mich auf mein Bett. Mein Handy schaltete ich aus. Ich wollte mit niemandem reden. Justin, Sofi, Mama, Papa, nein. Ich wollte einfach meine Ruhe haben. Über nichts und niemanden nachdenken. Falls mir das gelang. Und so sehr ich es auch versuchte, mit Musik, Geschichten schreiben, schlafen, tanzen,.. es funktionierte nicht. Meine Gedanken kreisten um Sofi. Woher der plötzliche Sinneswandel? Ich kannte sie gut genug um zu wissen, dass etwas nicht stimmte. Und nehmen wir mal an, sie konnte Justin plötzlich doch akzeptieren. Wie wäre es dann, wenn er wieder in die Schule käme? Früher oder später käme wieder Streit heraus. Langsam nahm ich das Bild von meiner besten Freundin und mir vom Nachttisch. Ich hatte es vor einigen Jahren sorgfältig eingerahmt und aufgestellt, als Zeichen unserer Freundschaft. Und jetzt, wo ich dieses Bild von den beiden besten Freundinnen im Kindergarten in der Hand hielt, wurde mir wieder einmal bewusst, wie fremd mir das alles war. Und so fest ich mir auch vornahm, nicht zu weinen, ich konnte es nicht verhindern. Plötzlich sank ich zusammen, saß schließlich auf dem Boden. Ich spürte, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen und konnte nicht dagegen an, dass mein Körper, der magerer und schwächer war denn je, von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde. Ich hatte seit zwei Wochen kaum mehr gegessen und wenn der Hunger mal doch größer wurde als de starke Willen gegen ihn, nahm ich bloß ein paar Möhren- oder Gurkenstückchen zu mir. Das war auch der Grund, warum ich seit einigen Tagen nicht mehr zu Justin ins Krankenhaus fuhr. Pattie wusste die Wahrheit, doch ich bat sie, es ihm nicht zu erzählen. Ich wollte nicht, dass er sich um mich Sorgen machte, wo er doch selbst noch lange nicht fit war. Auch wenn es mir wehtat, ihn nicht zu sehen, und noch schlimmer, ihn anlügen zu müssen, es ging nun mal nicht anders. Ich wollte verhindern, dass Justin mich so sah. Aber ich nahm mir vor, ihn am Abend anzurufen, immerhin wollte ich ihn nicht verletzen. Wenn ich das nicht schon hatte…

Den restlichen Tag saß ich verheult am Klavier und schrieb an einem Lied. Es war beruhigend, seine Gefühle niederzuschreiben und in einen gefühlvollen Song zu verfassen. Als ich fertig war, ließ ich das Notenblatt oben liegen und tappte wieder zurück in mein Zimmer, wo ich erstmal mein Handy einschaltete. Um ehrlich zu sein, ich hatte keine Lust auf telefonieren. Ich war totmüde und wollte mich einfach nur in mein warmes Bett kuscheln und ruhig einzuschlafen. Ich hoffte, nicht wieder weinen zu müssen.

„Hi Justin“, sagte ich als er ran ging und zwang mich, so fröhlich wie möglich zu klingen.

„Jamila..“, freute er sich, „Jamila, ich vermisse dich.“

„Ich dich auch Justin.“

Stille. Keine beängstigende. Sondern angenehmes Schweigen.

„Justin ich.. ich kann die nächsten Tage nicht zu dir kommen, ich.. ich muss was klären.. wegen Sofi. Mach dir keine Sorgen, ich erzähle dir danach alles“, ergriff ich das Wort.

„Okay Jamila. Ich hoffe mit dir ist alles ok. Vergiss nicht, ich liebe dich. Und der Arzt meinte, vielleicht bin ich in zwei Wochen raus. Ich muss auflegen. Gute Nacht.“

„Ich liebe dich, Justin. Bye.“

Und ich legte auf.

Lifesaver - A Justin Bieber StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt