Mit dem Aufzug fuhren wir in den 4. Stock und gingen dann weiter zu Zimmer 629. Da es die Intensivstation war, mussten wir uns Mundschutz, Umhang und eine Mütze anziehen, die uns die Ärztin gab. Kurz blieben wir vor der Türe stehen. Ich sah Pattie an, sie sah mich an. Sie nickte mir zu, ich tat es ihr gleich, dann klopfte sie an die Türe und betraten das Zimmer. Es war nicht besonders groß und hatte nur Platz für drei Betten. In einem lag ein kleiner Junge und schlief, in dem zweiten sah ich ein sehr hübsches Mädchen, das ebenfalls schlief. (Was tat man auf dieser Station denn sonst auch?) Gegenüber der beiden befand sich Justins Bett. Der Anblick schockte mich so sehr, dass mir schwindelig wurde. Links neben ihm stand ein großer Monitor, auf dem „Lungenüberwachung“ stand. Von diesem gingen drei Schläuche weg, die direkt zu Justins Körper führten. Zu seiner Rechten stand ein ähnliches Gerät, dass für die Überwachung seines Herzens verantwortlich war. Alle paar Sekunden machten die Geräte unterschiedliche Geräusche, bei denen ich allerdings nicht deuten konnte, ob sie zum Positiven oder zum Negativen waren.
Mein Körper begann zu zittern, als meine Augen sich auf Justin richteten. Sein Gesicht war blass, sein Körper geschwächt.
„Justin“, flüsterte ich und spürte, wie mir die Tränen aus den Augen kamen, „bitte Justin, werde gesund!“
Dann drehte ich mich um und rannte nach draußen. Ich zog den grünen Anzug aus, drückte ihn einer Krankenschwester in die Hände und lief in Richtung Terrasse. Ich hörte einen Arzt schreien, ob mit mir alles ok sei, aber ich hielt nicht an. In einem Tempo, das mich selbst überraschte, erreichte ich schließlich die Terrasse, schaute kurz nach links und rechts. Dort schien es um die Ecke zu gehen. Ich lief hinüber, um sicherzugehen, nicht gesehen zu werden, lehnte mich dann an die Wand und sank zu Boden. Die Knie angezogen und den Kopf in die Hände gestützt begann ich bitterlich zu weinen. Ich schien innerlich endgültig zusammenzubrechen. Was, wenn er es nicht schaffen würde? Er sah so kaputt aus. So geschwächt. Was, wenn er kein normales Leben mehr führen konnte? Was, wenn -. NEIN. Warum dachte ich denn überhaupt an sowas? Ich könnte dem ganzen ganz schnell ein Ende setzen, immerhin bin ich hier auf einer Terrasse im 4. Stock und es geht weit, weit hinunter. Ob ich mir die Pulsadern aufschnitt, oder von einer Terrasse sprang, war doch egal oder?
Ich musste Pattie davon erzählen. Auch wenn ein verdammt schlechter Zeitpunkt war, sie mit meinen Problemen vollzuheulen, war ich mir sicher, dass sie mich verstehen und mir helfen würde. Immerhin ging es ihr früher selber so. Und wo sollte mein Leben noch hinführen, wenn ich mit 15 Jahren schon Selbstmordgedanken hatte?
Selbstmord… dieses Wort klang so.. so böse. Man kannte es aus Krimis in Büchern oder Filmen. Aber wenn man selbst in so einer Situation war, kam es einem gar nicht mehr so abartig vor, wie wenn man zuhause vor dem Fernseher saß und sich bei K11 irgendein Wahnsinniger erschoss.
Okay, genug mit diesen unnötigen Gedanken, befahl ich mir selbst.
Ich musste auf Pattie warten und sie um Hilfe bitten. Also kramte ich aus meiner Tasche ein Taschentuch und meinen kleinen Handspiegel, um mein verronnenes Make-up wegzuwischen. Danach sah ich zwar immer noch schrecklich aus, aber in dieser Situation durfte ich das. Dann setzte ich mich auf die Bank, direkt neben mir, die ich in meiner Hysterie gar nicht bemerkt hatte und wartete darauf, dass Gott die Welt verändern würde. Na ja, zumindest wartete ich darauf, dass Justins Mutter mich endlich fand.
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Lifesaver - A Justin Bieber Story
RomanceEine Geschichte, die über Selbsthass und Hilfslosigkeit, und auf der anderen Seite über die Liebe und den Zusammenhalt erzählt. Die handelnden Personen sind frei erfunden, namentlich kommen Justin Bieber und dessen Mutter Pattie Mallette vor, die al...