Teil 30

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Sofis Sicht:

„Oh Sofi meine Maus, ich freu mich so, dich zu sehen.“

Die Großmutter empfing Sofi und ihre Eltern herzlichst. Sofi gab ihr einen Kuss auf die Wange und marschierte in das warme Haus.

Oma hatte ihren Lieblingskuchen gebacken. Ausgerechnet Apfelgitterkuchen. Dazu gab es Früchtetee mit Honig. Die Fünf saßen bei Tisch und unterhielten sich über alltägliche Dinge. Keiner wollte etwas vom bevorstehenden Abschied erwähnen. Sofi aß nun schon das dritte Stück Kuchen und schlürfte nebenbei ihren Tee, doch sie schwieg. Ab und zu fing sie den gereizten Blick ihres Vaters auf, der etwas wie Reiß dich gefälligst zusammen, das ist das letzte Mal, dass du sie siehst bedeutete. Sofi wollte nichts davon hören. Sie wollte ihre Großeltern nicht verlassen, konnte das denn niemand verstehen? Sie fühlte sich einsam und von niemandem verstanden, nicht einmal von ihrer eigenen Mutter, der sie mal so nahe gestanden war.

Nach einiger Zeit stand ihre Großmutter auf und bedeutete ihr, mitzukommen. Sofi folgte ihr ins Wohnzimmer, wo die alte Dame in ihrem Schrank herumkramte. Dann drehte sie sich zu Sofi um, streckte den Arm nach ihr aus und legte behutsam etwas Kleines, Rundliches in ihre Handfläche.

„Es ist ein Erbstück von meiner Großmutter“, erklärte ihre Oma, „ich möchte, dass du es mitnimmst. Pass gut darauf auf!“

Die Stimme der Dame war nicht mehr als ein Flüstern. Sie lächelte kurz. Dann sah sich Sofi das Amulett genauer an. Es schien sehr wertvoll zu sein.

„Du kannst es öffnen und ein Foto deines Freundes hineingeben.“

„Danke Oma, es ist wirklich wunder, wunderschön.“

Und das meinte Sofi ernst. Sie hatte Tränen in den Augen und war berührt von diesem sonderbaren Abschiedsgeschenk. Langsam ließ sie es in ihre Tasche gleiten. Einen Freund hatte Sofi keinen, aber sie wusste genau, wessen Foto sie in das herzförmige Amulett geben wollte.

„Hast du eine Schere?“, fragte sie.

Die Großmutter reichte sie ihr wortlos.

„Danke.“

Sofi zog ein Foto aus der Tasche und begann, Jamilas Gesicht herzförmig auszuschneiden. Dann drückte sie es vorsichtig in das Amulett und schloss dieses. Sie hängte es sich um den Hals und ließ es rasch in ihrem Ausschnitt verschwinden. Dann ging sie zurück in die Küche.

„Da bist du ja endlich“, sagte der Vater, „beeil dich, wir müssen los!“

Die Mutter als auch der Vater hatten sich bereits verabschiedet und waren auf dem Weg nach draußen. Wortlos ging Sofi zu ihrem Großvater, den sie seit sie denken kann liebevoll „Opi“ nannte, und schloss ihn in die Arme. Nach einiger Zeit ließ sie ihn los und tat dasselbe bei der Großmutter.

„Ich werde euch vermissen. Bis bald!“, flüsterte sie und wischte sich eine Träne von der Wange.

Lifesaver - A Justin Bieber StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt