An: d.brieffreund@gmx.de
Von: jessmitderbuechersammlung@gmx.de
Betreff: Gerne...Ist Dir eigentlich bewusst, dass Du zum ersten Mal zulässt, dass ich Dir helfe? Kein Gerede darüber, dass Du es trotz des Drucks schon irgendwie hinbekommen wirst, sondern die Bitte, dass ich Dir helfe. Du lässt es tatsächlich zu, dass ich die Rolle Deiner Freundin übernehme, Dir beistehe und Dir unter die Arme greife. Ich wäre dumm und egoistisch, würde ich diese Chance nicht ergreifen. Ich werde mich um die Aufgaben kümmern. Sollten Deine Verwandten nach unserem Beziehungsstatus fragen, werde ich lügen, denn ich bin nicht in der Verfassung, mich momentan damit auseinanderzusetzen.
Kann ich sonst noch etwas für Dich tun? Soll ich vielleicht in der Wohnung Deiner Mutter für Ordnung sorgen? Ich hätte kein Problem damit, ihre Sachen zusammenzuräumen, denn sicher wirst Du in nächster Zeit die Wohnung räumen müssen. Hast Du die Ämter, Versicherungen und ähnliches schon informiert? Wir werden die Telefongesellschaft informieren und ihre anderen Verträge kündigen müssen. Hast Du Deinem Vater schon Bescheid gegeben?
Warum müssen immer derartige Tragödien passieren, damit man erkennt, was man verloren hat? Wir Menschen sollten mehr Sorgfalt walten lassen, wenn es um unsere Mitmenschen geht. Wir verletzten sie viel zu häufig. Scheinbar schaffen wir es nicht, nachsichtiger, verständnisvoller oder einfühlsamer zu sein.
Zum Glück bist Du mein Brieffreund, nicht wahr? Mein Ex würde sicher denken, ich öffne ihm gerade Tür und Tor. Aber das kann ich noch nicht. Es ist der Grund, warum ich Dir hier E-Mails schreibe, anstatt mich mit ihm zu treffen. Ich schaffe es noch nicht, in seiner Nähe zu sein und mich wie eine erwachsene Frau zu benehmen. Er hat mir weh getan und ich bin gerade noch dabei, mich davon zu erholen. Aber ich weiß wenn es ihm wirklich schlecht geht und er soll wissen, dass ich für ihn da bin, auf die mir bestmögliche Art.
Danke, dass Du mich helfen lässt, D.
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Büchersammlung zu verkaufen
General FictionJess wird von ihrem Freund gebeten, ihre, ihn störende, Büchersammlung auf dem Dachboden zu verstauen, doch als sie zu Packen beginnt, kann sie den Gedanken nicht ertragen, dass dieser wertvolle Schatz auf dem Speicher verstaubt. Sie denkt darüber n...