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Betreff: Oh Honey...Bist Du tatsächlich so ignorant, oder spielst Du das nur? Wie könnte ich nach dieser Enthüllung nicht sauer sein? Ich glaube, Du hast ernsthafte Probleme, über die Du einmal mit einem Psychologen reden solltest. Welche Lügen Du diesen Frauen erzählt hast, ganz zu schweigen von den Lügen die Du Verena, meiner ehemals besten Freundin geschrieben hast. Meine Mutter ist also schwer krank? Oh, was für eine Krankheit hat sie denn? An der schlimmen Krankheit „Verdummung" scheinst wohl nur Du zu leiden.
Ich war so dumm, als ich Dir immer und immer und immer wieder verziehen habe. Ja, ich gebe zu, dass ich naiv und uneinsichtig war. Ich hatte ja keine Ahnung wie verlogen und verbohrt Du bist. Ein mieses Schwein, das Frauen benutzt, um sich selbst aufzugeilen. Hanna hatte ganz ähnliche Probleme wie ich, habe ich festgestellt. Wir hatten ein nettes Telefonat. Soweit ich weiß, will sie Dich anzeigen, weil Du ihr statt der versprochenen Fruchtbarkeitstabletten die Pille verabreicht hast, aber das soll mich nicht stören.
Ihr Jobproblem hat sich mit Deinem Verschwinden übrigens auch gelöst. Du mieses Schwein hast der armen Frau eingeredet, sie wäre nichts wert. Irgendwie kommt mir das ja bekannt vor. Nur statt der Vaterkomplexe, die Du bei mir angewendet hast, hast Du bei ihr eher schlechte Schuldbildung immer wieder aufgegriffen. Du bist so widerlich.
Verena hat übrigens jetzt einen neuen Freund. Ihre erste, anständige, gesunde Beziehung. Und die Lösung lag die ganze Zeit auf der Hand. Dich abzuschießen. Vielen Dank übrigens, dass Du mir diese Freundschaft zerstört hast. Neben meiner Karriere, meinem Selbstbewusstsein, meiner Zeit, und vielen anderen Dingen.
Du kannst verdammt gut lügen und das ist der Grund, warum ich immer wieder zu Dir gerannt bin. Wenn Du mir gesagt hast, dass nur Du mich jemals so lieben könntest, wie ich es verdienen würde, war ich geblendet. Dann setzten die Psychospielchen ein. Mein Vater hat die Familie wegen meiner Mutter verlassen. Ich würde immer mehr wie meine Mutter werden. Ich sollte an mir arbeiten, eine bessere Hausfrau, eine liebenswerte Freundin sein. Ich sollte nicht so karrierefixiert sein, mich mehr auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren. Schließlich hätte ich meine Freunde schon wegen meines Jobs verloren.
Dabei warst Du es, der daran Schuld war. Du hast mir so viel genommen. Aber ich bin froh, dass ich Dich jetzt endlich so sehen kann, wie Du wirklich bist. Lieber spät als nie, oder?
Den Termin mit meinem ehemaligen Chef kann ich somit auch absagen, denn ich liebe meinen neuen Job. Ich kann endlich das tun, was mir gefällt und ich werde mir nie wieder einreden lassen, dass ich etwas nicht könnte, nur weil ich eine Frau bin, oder einmal Kinder haben möchte. Ich kann alles schaffen, wenn ich den Mut und das Durchhaltevermögen dafür habe. Aber das geht Dich nichts mehr an, denn Dir bin ich keine Rechenschaft schuldig. Ich mache was ich will, ich tue es, wann ich es will und vor allem wie ich es will.
Meine Mutter hatte Recht mit Dir, denn ganz gegen Deiner Annahme, war sie nie auf Deiner Seite. Sie hat mich immer wieder gewarnt, aber ich war zu verliebt in Dich. Später war ich zu verliebt in die Idee von einem uns. Kein Mann ist es wert, dass ich mich verstelle, meine Freunde, Hobbies oder einen Job aufgebe. Ich habe endlich zu mir gefunden.
Weißt Du was? Ein Mann und eine Familie, dass ist schön und ein Ziel von mir, doch ich weiß jetzt, dass ich keinen Mann brauche um glücklich zu sein. Kein Mann definiert mich. Kein Mann sagt mir, was ich zu tun habe. Ich selbst entscheide.
Und jetzt entscheide ich mich dafür, dass ich Dich aus meinem Leben streiche. Gib Dir keine Mühe, sobald Du diese E-Mail gelesen hast, werde ich alle Kanäle, die Dich zu mir führen könnten, blockiert.
Ich wünsche Dir noch ein schönes Leben, ich für mich weiß, dass ich ohne Dich eines haben werde.
Andrea
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Büchersammlung zu verkaufen
General FictionJess wird von ihrem Freund gebeten, ihre, ihn störende, Büchersammlung auf dem Dachboden zu verstauen, doch als sie zu Packen beginnt, kann sie den Gedanken nicht ertragen, dass dieser wertvolle Schatz auf dem Speicher verstaubt. Sie denkt darüber n...