So wie ich bin

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PoV - GermanLetsPlay
Das Essen was Taddl mir zubereitete war wiedermal sehr gut und ich habe mir ordentlich den Bauch vollgeschlagen. Ich glaube er versucht irgendwie mich zu mesten. Gefalle ich ihm etwa nicht? Taddl sitzt noch immer in der Küche und ist an seinem Handy am rumspielen, in der Zeit verschwinde ich im Bad. Ich stehe vor dem Spiegel. Sehe mein Gesicht an. Es ist so schrecklich, diese Brandwunden stören mich so sehr... Ich will endlich mit meiner Vergangenheit abschließen können. Bald ist es aber soweit.
Ich sehe mich weiter im Spiegel an... Ich hebe mein Shirt etwas hoch, sodass ich meinen Körper betrachten kann. Mager. Knochig. Ekelhaft.
Wie kann Taddl soetwas nur schön finden? Ich muss etwas tun... Aber so vieles schmeckt mir nicht und ich will auch gar nichts essen. Essen finde ich überflüssig...
Ich begucke mich noch einige Minuten. Immer noch eklig.
Überall kann man meine Knochen erkennen. Ich würde mich selbst wirklich nicht als ästetisch bezeichnen. Eher als magersüchtig. Taddl hingegen ist markellos. Ein perfekter Körper. Ein perfektes Gesicht. Einen perfekten Charakter.
Alles an ihm stimmt und an mir gar nichts. Ich traue mich nicht aus mir herauszukommen, in der Angst verurteilt zu werden, in der Angst geschlagen zu werden, so wie früher. Ich bezweifle auch, dass ich es irgendwann schaffen werde so zu sein wie ich will, ohne mich hinter einer Maske verstecken zu müssen. Diese Maske hat mir wirklich Mut gegeben, doch ist es wirklich mein Mut gewesen, oder war es die Maske die sprach?
Dieser Gedankengang erinnert mich gerade so sehr an Majoras Mask.
Ich fühle mich aber genau so wie das Horror Kid in diesem Spiel. Eine Marionette der Maske. Die nicht mehr Wert ist als Abfall. Und dann werden wir alle von einem gigantischem Mond aufgefressen, der auf die Erde zu stürzen droht.
Umso länger ich nachdenke, desto absurder werden meine Gedanken.
Ich bin einfach nicht mutig von mir aus, dazu bedarf es an einer Maske oder einem gewissen Alkoholpegel und das kann nicht sein.
Taddl, wie kommst du nur mit meiner verkorksten Art klar?

"Manu?", ruft Taddl auf einmal und reißt mich aus meinen tiefgründigen Gedanken. Ich sollte wirklich wieder zurück, nicht dass er irgendwas Falsches denkt.. Ich glaube ich war bereits eine gefühlte halbe Stunde im Bad!
Wieder bei ihm angekommen sieht er mich etwas traurig an.
"Du, Manu.... Ich muss leider jetzt gleich schon weg. Ich habe meine ganzen Schulsachen noch in der Wohnung..."
E-er... will mich verlassen? Aber ich will nicht alleine sein... Betrübt sehe ich zu Boden, aber Taddl hebt ihn wieder an und lächelt.
"Wir können ja noch schreiben. Und wir sehen uns morgen in der Schule!", versucht er mich aufzuheitern. Ja, er hat recht. Wir sehen uns ja wieder.
"Okay...", sage ich.
Taddl hat all seine Sachen zusammengesucht und hängt sich die Tasche über die Schulter.
"Das Wochenende bei dir war wirklich schön und ich hoffe wir können das nochmal wiederholen.", grinst er mich verspielt an, legt seine Hand an meinen Hinterkopf und küsst mich zärtlich. Schlagartig werde ich wieder rot.
"Ja, das wäre sehr schön...", lächle ich ihn verlegen an.
Und Taddl verlässt das Haus. Als die Tür wieder ins Schloss fällt, merke ich direkt wie mich diese Einsamkeit erdrückt. Dieses große Haus und ein kleiner Manuel, alleine...
Aber es stimmt schon, ich kann ihn nicht ewig hier behalten. Schließlich ist er nicht mein Gefangener. Obwohl ich gerne sein Gefangener wäre...
Diese schmuddeligen Gedanken die mir auf einmal durch den Kopf schießen. Ich erinnere mich an den Morgen, an seine Berührungen, seine Küsse... Ich gehe unruhig durch das komplette Haus und weiß nicht was ich tun soll. Er ist noch keine 10 Minuten weg und ich vermisse ihn! Diese Sehnsucht nach Liebe... Ich hatte es noch nie und es ist furchtbar.
Meine Schritte haben mich zurück in mein Zimmer geführt. Aber- ... was ist das? Ein Zettel?

PoV - Taddl
Manu ist ganz schön lange im Bad. Sicher muss da was raus. Ich lache innerlich über diesen Gedanken.
Ich stochere mit der Gabel in den Resten des Essens herum, als mir auf einmal eine Idee kommt. Sehr speziell, aber man kann es mal ausprobieren. Ich renne schnell hoch in Manus Zimmer und suche bei seinem Schreibtisch ein paar leere weiße Blätter.
"Wo ist denn ein Stift? ... Ach da."
Ich fange an die Zettel in kleine, gleichgroße Schnipsel zu herreißen und schreibe auf jeden etwas darauf. Immer wieder horche ich, ob Manu nicht schon aus dem Bad kommt... Scheinbar habe ich noch Zeit, also renne ich im ganzen Haus herum und verteile die Zettel an verschiedenen Orten. Das wird ihn sicher freuen...
Den Ersten plaziere ich, wenn ich meine Tasche packen gehe, auf seinem Bett. Ja, das ist eine gute Idee.

PoV - GermanLetsPlay
"Dieser Platz ist von nun an mein Lieblingsort. Ich hoffe wir sehen uns wieder! Aber.. wo ist der erste Ort, an dem wir uns in diesem Haus wieder sehen?"
... Eine Schnitzeljagt? Ach Taddl, du bist wirklich süß... Auf dem Schnipsel ist sogar noch ein kleiner Taddl drauf der mir einen Kuss zuhaucht. Wann hat er das denn gemacht?
Ein richtiges Mysterium dieser Taddl.
Hmm, wo treffen wir uns als erstes wieder? Sicher meint er die Haustür!
Ich eile runter zur Haustür und schaue mich gut um. Tatsächlich, da liegt ein weiterer Zettel auf dem Schuhschank. Ich schaue ihn mir an.
"Wiedersehen macht Freude und da bist du! Ich vermisse dich jetzt schon, doch vermisse ich es auch deine Stimme zu hören..."
Er vermisst mich?? Mein Herz schlägt höher, dass es mir beinahe aus der Brust springen will. Er will also meine Stimme wieder hören? Vielleicht der Musikraum? Weil ich doch dort gesungen habe.
Ich schaue dort nach und an dem Ständer des Mikros klemmt wirklich ein weiterer Zettel.
"Mein Herz geht auf bei jedem einzelnen Wort was du sagst, es sind nicht viele, aber wunderbare Worte. Sie berühren mich immer wieder. Aber was mich auch berührt hat, warst du."
Okay, das ist schwierig... Berühren? .... Berühren...
Meine Gedanken schweifen schon wieder ab zu dem heutigen Morgen. Bestimmt meint er genau das. Ach Taddl, du bringst mich um den Verstand! Du bringst es fertig, dass ich nur noch an dich denken kann. Also gehe ich wieder hoch in mein Zimmer. Aber auf dem Bett lag doch bereits ein Zettel. Wieso sollte dann noch einer hier liegen? Ich durchwühle mein Bett und tatsächlich liegt unter meinem Kopfkissen noch ein Zettel.
"Du musst dich nicht schämen wegen deines Gesichts, ich finde es so wunderschön wie es ist. Es erzählt deine Geschichte. Aber wo begann ich dir meine zu erzählen?"
Oh man, Taddl verlangt wirklich Unmögliches von mir. Ich versuche die ganzen Tage nochmal in meinem Kopf passieren zu lassen...
Die Küche? Da hat er mir von seinem Streit mit Ardy erzählt!
Meine Beine tragen mich flink die Treppen hinunter zur Küche, wo unter einem Keks ein weiterer Zettel liegt. Er hat die Kekse gefunden? WO SIND DIE VERDAMMT!!! Ich muss lachen und lese grinsend den Brief, während ich den Keks esse.
"Lecker lecker war es hier, doch was ist denn noch passiert? Denke nach, denn dein Talent ist hier gefragt."
Also wenn sich das irgendwie poetisch anhören sollte, dann hat er wirklich Mist gebaut. Aber mein Talent? Was meint er denn? Wieder durchforste ich meine Erinnerungen. Aber- ... das kann nicht sein. Dann muss ich ja vollkommen blind gewesen sein. Wieder gehe ich ins Musikzimmer und sehe auf dem Piano nach. Auf der Halterung für die Notenblätter liegt ein weiterer Zettel.
"Fast geschafft. Mit dem letzten Zettel habe ich noch etwas für dich, etwas Kleines aber Feines. Sieh mal in deiner Jacke nach..."
Meine Jacke? Meine blau-schwarze? Aber die war doch voll Kotze... Etwas angeekelt schüttel ich mich. Ich suche sie im Badezimmer. Sie ist nicht mehr da! Nirgens... nicht in der Wäsche, über der Badewanne... Wo ist sie denn hin? Hat Taddl sie vielleicht- ... Aber wann? Wann soll er sie denn gewaschen haben?
~Flashback Taddl:
Manu spielt wirklich schön Piano, das muss ich ihm lassen. Aber langsam verspüre ich den Drang auf Toilette zu gehen. Ich eile ins Badezimmer und tätige das, was ich machen wollte. Dann sehe ich Manus immer noch dreckige Jacke- ...~
Taddl war während meinem Pianounterricht auf einmal weg. Sicher hat er da meine Jacke gewaschen und sie zum Trocknen aufgehangen. Ich gehe ins Wohnzimmer, wo für gewöhnlich unser Wäscheständer steht und tatsächlich hängt dort meine Jacke!!
Dieser Taddl... Ich lächle und durchwühle die Tasche, wo der letzte Zettel drin versteckt ist.
"Das Wochenende war wirklich schön mit dir. Ich werde immer für dich da sein, denn ich liebe dich! Denn dein Lächeln ist unbezahlbar."
Mir geht das Herz auf. Er hat sich so eine Mühe gemacht, nur damit ich einmal Lächle? Das hat er wirklich geschafft. Ich stehe dort und lächle zufrieden und drücke den Zettel an meine Brust. Dann merke ich, dass Taddl wirklich immer bei mir ist. Überall in diesem Haus habe ich bereits Erinnerungen an ihn. Egal wie groß das Haus auch sein mag, Taddl hat diese riesige Leere mit seiner Gegenwart und schönen Momenten gefüllt.
Ich lese mir die Worte noch einmal durch, als ich erkenne, das ganz unten in der Ecke noch etwas hingekritzelt wurde.
"Riech an mir."
Riech an mir? Ich führe langsam und verunsichert den Zettel an meine Nase heran und tatsächlich! Ich- ... ich kann Taddl riechen. Naja, wohl eher sein Deo, aber es erinnert mich so sehr an ihn.
Ich habe so ein Glück einen Menschen wie ihn gefunden zu haben! Er gibt sich so viel Mühe und er liebt mich, so wie ich bin. So... wie ich bin? Ja... so wie ich bin.

Eine MaskeradeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt