Dein Lächeln

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PoV - Taddl
Ich bin fröhlich auf dem Weg zur Schule. Gestern nach dem Gespräch mit Manus Vater hat sich noch einiges Interessantes herausgestellt und ich bin gespannt, ob er sein Versprechen eingehalten hat. Als ich nach circa 20 Minuten Fußmarsch zusammen mit Ardy in der Schule angekommen bin, gibt Ardy mir noch eine Brofist und sagt "Ich muss noch was erledigen.". Ich entgegne ihm "Ich auch" und unsere Wege trennen sich. Gezielt laufe ich die Treppen hoch richtung Lehrerzimmer und klopfe. Ungeduldig tippel ich von dem einen Fuß auf den anderen, bis sich die Tür endlich öffnet.
"Ja?", sagt eine nette Stimme einer mir unbekannten Lehrerin.
"Ähm... Ist Herr Rappat da? Ich muss mit ihm etwas besprechen.", sage ich und fummel nervös an den Bändern meiner Jacke herum. Die Frau dreht sich um und scannt das Lehrerzimmer ab, nickt dann und die Tür fällt ins Schloss. Ich warte wieder, bis sich die Tür erneut öffnet und Herr Rappat vor mir steht. Ein recht großgebauter Mann mit breiten Schultern, kurzem schwarzen Haar und einer Brille auf der Nase.
"Thaddäus, was ist denn?", fragt er direkt.
"Ich muss mit Ihnen etwas besprechen. Es geht um einen Schüler aus ihrer Klasse: Manuel.", sage ich und sehe ihn fest an.
"Ach, der kleine Manuel. Ja, er ist gestern plötzlich aus meinem Unterricht abgehauen mit der Begründung, es ginge ihm nicht gut.", erinnert er sich.
"Ja, deswegen wollte ich mit ihnen reden. Manuels Vater hat mich beauftragt sie zu fragen, ob er nicht die Klasse wechseln könne. Ich kenne Manuel schon etwas länger.", sage ich, ihm immernoch in die Augen starrend.
"Das kann kompliziert werden... Stimmt das denn auch? Ich meine bezüglich Manuels Vater.", fragt er skeptisch doch ich wühle bereits in meiner Tasche herum.
"Ja...", ich wühle weiter und halte ihm dann einen Zettel hin. "Manuels Vater hat mir diesen Zettel mitgegeben mit seiner Unterschrift. Ich bin quasi sein Laufbursche wenn man so will.", lache ich kurz auf. Herr Rappat lächelt und liest sich das Stück Papier durch.
"Okay, seine Begründungen sind einleuchtend. Aber ist es denn wirklich so?"
Ich nicke stumm.
"Okay, dann muss ich das noch mit deinem Klassenlehrer abklären, dann kann er heute schon in eure Klasse."
Jubelschreie kommen aus mir heraus und meine Laune hätte besser nicht sein können.
"Vielen vielen Dank! Sie tun Manuel damit einen großen Gefallen!"
Ich renne nun sofort weg, nachdem ich mich von dem Lehrer verabschiedet habe und laufe hastig richtung Busbahnhof. Manu müsste schon längst da sein. Mal sehen ob er dort wartet. Ich sehe mich genau um, doch sehe keinen Manu. Meine Schritte werden etwas langsamer, als ich ein ekelhaftes Lachen neben mir höre.
"Dieser kleine Pisser ist voll das Opfer! Dem haben wirs gegeben!", lacht ein ziemlich breiter Kerl. Ich lausche etwas weiter, denn sehr geheuer kommt mir es nicht vor...
"Jaa, wie er gewinselt hat!"
"Richtig erbärmlich."
"Hoffentlich verreckt der! Ein Opfer weniger auf dieser Erde."
Alle fangen an zu lachen. Es reicht mir. Ich gehe auf sie zu.
"Hei, über wenn redet ihr denn?", frage ich lässig.
"Na über diese Witzfigur von den Plakaten die in der Schule hängen. Hoffentlich hängen heute wieder Neue da.", lacht er und alle anderen stimmen mit ein.
Meine Miene wird immer finsterer. Ich packe ihn schlagartig am Kragen und drücke ihn gegen eine Wand.
"WO IST ER???", brülle ich ihn an.
"FASS MICH NICHT AN DU PENNER!!!"
Ich trete ihm mit dem Knie in die Seite. Ächztende Laute entweichen ihm.
"ICH HAB GEFRAGT WO ER IST?!?!"
Schlagartig kommen die anderen 4 auf mich zu, reißen und zerren an mir, versuchen mich von diesem Bastard loszubekommen, doch mein Wille ist größer. Ich schubse den großen Kerl vor mir mit voller Wucht gegen eine Kante, sodass er KO zu Boden geht. Einem anderen verpasse ich eine Kopfnuss, sodass er ebenfalls stöhnend zu Boden sinkt. Die anderen 3 umzingeln mich, einer nimmt mich in den Schwitzkasten, doch ich schlag ihm mit voller Wucht gegen den Hinterkopf. Die anderen beiden ergreifen daraufhin panisch die Flucht.
Mein Kopf tut weh... Die Kopfnuss hat mir auch übel zugesetzt...
Meine Schritte führen mich wieder zum Anführer dieser Truppe und ich hebe ihn am Kragen erneut hoch.
"Nochmal... wo... ist....er???", funkel ich ihn böse an. Er deutet in eine Richtung. Daraufhin lasse ich ihn wieder los und eile in diese Richtung. Und tatsächlich. Manu liegt ohnmächtig auf dem Boden! E-er... er bewegt sich nicht mehr! Hastig lege ich eine Hand an seinen Hinterkopf, die andere in seine Kniekehlen und hebe ihn vorsichtig hoch. Er ist so leicht... Das ist schon fast krank.
Ich renne so schnell ich kann wieder ins Schulgebeude, die Treppen hoch zum Lehrerzimmer. Klopfen kann ich nicht... verdammt! Ich trete gegen die Tür und augenblicklich macht Herr Rappat wieder auf.
"ES WIRD NICHT GEGEN DIE TÜR GE- ... Ach du heilige- ...", ist er völlig perplex als ich total außer Puste mit dem blutenden verwundeten Manu auf dem Arm vor ihm stehe.
Ich bekomme keinen Ton raus, da mir die Luft zum reden fehlt.
"Ich mache euch sofort das Krankenzimmer auf.", sagt er und führt mich ins Krankenzimmer. Vorsichtig lege ich Manu auf das weiße Bett. Wie konnte das passieren????
Wieso frag ich noch... Diese Fahndungsplakate sind schuld!! Ich werde diesen Bastard finden.
"Ich rufe einen Krankenwagen.", sagt Herr Rappat.
"Nein! Besser nicht.", entgegne ich ihm.
"Wieso nicht? Er ist schlimm verletzt!"
"Dann wird nur noch mehr Aufsehen erregt und das ist in seiner Lage aktuell nicht gut.", erkläre ich ihm.
"Wie konnte das denn passieren?"
Ich erkläre ihm die Situation. Verwundert sieht er mich an.
"Das geht nicht. Da muss etwas gegen getan werden!"
"Ich bin schon dabei herauszufinden wer es sein könnte. Ich werde ihnen bescheid geben wenn ich Genaueres weiß..."
Ich sehe stramm zu Boden. Manu.. Mein Blick ist nun wieder auf ihn gerichtet.
"Ich überlasse ihn dann in deine Obhut. Wenn etwas ist, ich habe in der 10. Klasse Unterricht."
Er geht. Nun bin ich alleine mit Manu in diesem erdrückenden Raum. So schlicht eingerichtet. Es wirkt wirklich wie ein Krankenzimmer. Was kann ich tun, damit es dir nur besser geht...
Verzweifelt vergrabe ich das Gesicht in meinen Händen.

PoV - GermanLetsPlay
Mein Schädel... Meine Rippen... Meine Arme... Alles tut weh. Wieso bin ich nur so ein erbärmliches Stück Scheiße. Schon wieder wurde ich zusammengeschlagen und es wird sich sicherlich auch nie ändern. Nach der Schule wird es sicherlich auch nicht besser sein. Auf dem Arbeitsplatz gemobbt werden. Das will ich nicht. Ich will nichts mit anderen Menschen zutun haben!!! Menschen sind so ekelhaft... Ekelhaft!
Langsam komme ich wieder zu Bewusstsein. Ich liege auf irgendetwas weichem... Aber ich bin doch auf diesem kalten Boden zusammengebrochen. Total verwirrt versuche ich mich irgendwie zu orientieren wo ich bin. Eine weiße Decke. Weiße Wände. Und ein weißes Bett in dem ich liege. Neben mir sitzt jemand. Ich kann ihn nicht erkennen. Meine Augen sind zu schmalen Schlitzen geformt und versuche angestrengt zu erkennen wer es ist. Die Person hebt auf einmal ihren Kopf.
"Manu!!"
Diese Stimme... Kein Zweifel!
"T-Thaddäus...", sage ich kleinlaut.
"Manu, wie geht es dir???", sagt er hastig und kommt näher an das Bett.
"Scheiße...", entgegne ich ihm knapp.
"Manu... Was kann ich nur tun, damit soetwas nie wieder passiert... Ich habe rund um die Uhr Angst um dich, dass dir etwas passiert. Scheinbar auch zu Recht."
Er nimmt meine Hand und streicht zärtlich mit dem Daumen darüber.
Da sind sie wieder. Diese zärtlichen Berührungen nach denen ich mich so sehr sehne.
"K-küss mich...", sage ich auf einmal.
"Was?" Thaddäus sieht verwirrt aus.
"T- .... Taddl... küss mich...", wiederhole ich.
Die Verwirrung verschwindet aus seinem Gesicht, genau wie seine Sorge um mich. Er lächelt. Er lächelt so sanft, dass all meine Wunden sich anfühlen als würden sie heilen. Er kommt immer näher, legt eine Hand an meinen Hinterkopf. Sein leises Atmen wieder auf meinen Lippen, ein leichter Luftzug. Ich schließe meine Augen und ich fühle diese so weichen Lippen wieder auf meinen und ich schmelze dahin. Endlich. Endlich passiert es wieder. Dieses unbeschreiblich tolle Gefühl geliebt zu werden ergießt sich in meinem ganzen Körper und wieder wünsche ich mir, dass es niemals enden solle. Doch er löst sich wieder von mir. Trauer erfüllt meinen Blick, aber Thaddäus lächelt nur. Dieses sanfte Lächeln. Eine so selbstverständliche Mimik für Freude oder Zuneigung, doch ich habe sie so selten fühlen dürfen, dass sich jedes Lächeln von ihm anfühlt wie ein gigantisches Feuerwerk des Glücks. Ich starre ihm in die Augen. Sie errzählen mir Geschichten von seinen Sorgen um mich, erzählen Geschichten, dass er alles für mich tun will, erzählen mir, dass ich sein Ein und Alles bin. Mein Blick aber ist stumpf und ohne jegliche Bedeutung. Ich fühle selbst wie ich ihn total befremdlich ansehe.
"Manu..", fängt Thaddäus an. "Ich.. ehm.. ich habe etwas für dich."
Was? Er hat etwas für mich? Wieso schenkt er mir denn immer irgendwas? Ich kann ihm doch nichts zurückgeben... Denn ich bin ein Nichts, ein Niemand.
"Ich habe mit deinem Klassenlehrer gesprochen und du darfst in meine Klasse wechseln.", erzählt er mir glücklich.
Wie bitte? Ich darf in Thaddäus' Klasse?? Das heißt, ich kann ihn auch in der Schule immer sehen! Ich kann immer bei ihm sein. Ich lächle ihn nun auch an. So froh fühle ich mich selten.
"Ich habe alles geklärt, also mach dir keine Sorgen. Ich kann so auch in der Schule immer auf dich aufpassen.", erklärt mir Thaddäus lächelnd.
Das ist so wunderbar. Ich versuche mich langsam etwas zu bewegen, mich aufzurichten. Es klappt erstaunlich gut. Nun sitze ich im Bett und sehe ihn an.
"Und... emh... Ich kann bei euch einziehen.", ergänzt er.
"Was??", sage ich erstaunt.
"Ja. Ich habe mit deinem Vater gesprochen und ihm deine Lage erklärt. Er meinte, dass er ein Gästezimmer für mich einrichten würde."
Noch besser kann es doch nicht kommen!
"Naja.. Ich glaube ich werde sowieso nie in diesem Zimmer schlafen.", grinst er mich schelmig an. Was soll denn das bedeuten. Ich sehe ihn fragend an und lege meinen Kopf schief. Seine Antwort ist ein Kuss. Noch einer. Dann legt er seine Stirn an meine und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.
"Manu, ich will mit dir schlafen.."

Eine MaskeradeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt