Hochmut kommt vor dem Fall

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PoV - GermanLetsPlay
Thaddäus und ich schrieben an dem Tag noch sehr viel. Ich habe ihm gesagt, dass die Schnitzeljagt sehr viel Spaß gemacht hat und noch so dies und das. Ich fühlte mich an diesem Abend so gut, dass ich mit dem Handy in der Hand eingeschlafen bin.
Am nächsten Morgen wache ich durch den ekelhaften Ton meines Weckers auf und schleppe mich verpennt ins Badezimmer. Immer noch ekelhaft. Das denke ich jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel sehe. Also putze ich mir die Zähne, behandle mein Gesicht mit der Creme und mache mir unten Frühstück für die Schule- .... Schule!! Ich kann Thaddäus wieder sehen!
Wie von der Terantel gestochen suche ich schnell alles zusammen und warte hibbelig am Busbahnhof, bis der Bus endlich eintrifft und mich zur Schule fährt.
Ich kann ja auch mal schauen ob Thaddäus mir bereits geschrieben hat, also zücke ich mein Handy. Eine Nachricht von Thaddäus mit "Guten Morgen" und einem Herzchen dahinter.
Ich fühle mich so wunderbar, so geliebt, so BEliebt. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein Leben auf einmal so viel besser läuft, selbst meine Angst vor der Schule ist verflogen, da dort dieser eine Mensch ist, der mich durch sein Lächeln immer zum Lachen bringt. Vollkommen in Gedanken merke ich es nicht, dass ich bereits an der Schule angekommen bin. Im letzten Moment aber stürme ich noch aus dem Bus und eile auf den Schulhof. Wo ist er? Wo steht er denn immer? Das weiß ich nicht. Besser, ich schreibe ihm.
Ich hole mein Handy aus der Hosentasche, als mich auf einmal jemand von der Seite anrempelt. Erst etwas erschrocken, dann aber hoffnungsvoll sehe ich auf, um zu sehen wer mich angerempelt hat. Zu meinem Bedauern war es nicht Thaddäus, also schenke ich diesem Individuum keinen meiner Blicke.
"Hei, du bist doch dieses kleine Opfer.", sagt dieses Individuum auf einmal und ich drehe mich abwertend weg.
"Selber Opfer.", sage ich und will gehen, als ich von ihm aufgehalten werde und er mich wieder zu ihm rumdreht.
"Ja, kein Zweifel du bist dieses Opfer. Hei Leute! Ich hab ihn gefunden!"
"Oh wow, ruft das kleine Hundebaby jetzt nach seiner Mama oder was?", schaue ich ihn immer noch abwertend an.
"Pass mal auf Freundchen, niemand legt sich mit mir an, ist das klar?"
"Wenn du meinst. Aber ich muss jetzt leider los, kannst mich ja wann anders verprügeln, okay? Wie wäre es mit Mittwoch? 14 Uhr nach der Schule? Da hätte ich Zeit."
Ich lache mich innerlich über mich selbst kaputt, während mein Gegenüber das aber ganz und gar nicht lustig findet.
"Du kleiner Pisser, etwas Respekt bitte! Sonst gibts Dresche!"
Er will gerade ausholen. In dem Moment kommt meine Angst wieder. Flashbacks aus der Vergangenheit sausen innerhalb von Nanosekunden durch meinen Kopf. Ich schließe meine Augen, halte die Hände schützend vor mein Gesicht.
... Kein Schlag? Kein Schmerz? Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe wie Thaddäus den Arm dieses Spastis festhält, bevor er mich erreichen kann.
"Respekt bekommt nur der, der andere auch respektiert!", sagt Thaddäus und schubst den Kerl nach hinten.
"Aha, wer hat hier jetzt seine Mami gerufen, du Welpe?", pöbelt mich der Kerl an, doch ich verstecke mich hinter Thaddäus.
"Ich hab wenigstens eine die hinter mir steht!", gifte ich ihn an.
Naja, eigentlich steht meine "Mama" gerade vor mir und hält mir das Muskelpaket vom Hals.
"Kleiner Dreckssack, dich krieg ich noch. Wenn deine Gouvernante nicht dabei ist, werd ich dich fertig machen."
Ich streck ihm die Zunge raus. "Verpiss dich!"
Und weg ist er. Ich atme erleichtert aus und lasse mich auf eine Bank fallen. Wow... Dieser Mut, den ich von Thaddäus bekomme, lässt mich ganz schön übermütig werden. Beinahe hätte ich wieder ein blaues Auge kassiert, doch glücklicherweise war Thaddäus da...
Ich sehe ihn lächelnd und mit roten Wangen an.
"D-danke!", lächle ich, doch Thaddäus sieht nicht so fröhlich aus. Ich- ... ich habe sicher wieder etwas falsch gemacht..
"Spinnst du? Dich mit dem behindertsten Kerl unserer Schule anzulegen? Es gibt Gerüchte die sagen, dass er sich mit unserem ganzen Fußballteam angelegt hat... Und gewann!"
Ich sacke zusammen und verkrieche mich in meinem Schneckenhaus. Thaddäus ist sauer auf mich... Wiedermal habe ich meine Inkompetenz bewiesen. Ich werde immer kleiner.
"Ich will dich jetzt nicht ausschimpfen, ich mache mir nur Sorgen um dich...", sagt Thaddäus nun mit einer etwas weicheren Stimme. Ich luge aus meinem Schneckenhaus heraus. Er macht sich Sorgen, immer nur Sorgen. Ich bin sein Sorgenkind... Naja, besser als ein Sündenbock. Aber ich will nicht, dass er sich immer Sorgen um mich machen muss. Ich will stärker werden für Thaddäus. Ich will ihm zeigen, dass ich das kann, ich will, dass er stolz auf mich ist.
Es klingelt nun zum Unterricht.
"Och verdammt, ich wollte doch noch- ....", Thaddäus sieht sich links und rechts um, führt mich dann aber hinter eine recht hohe Hecke auf dem Schulhof, schaut sich noch einmal um und gibt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Schlagartig werde ich rot und staune. I-in der Öffentlichkeit! Ein kleines bisschen unangenehm ist es mir, doch ich wundere mich immer wieder über Thaddäus' Mut. Wenn uns jetzt jemand gesehen hätte! Sicher hätte Thaddäus dies mit einem Lächeln und einigen sorgsam gewählten Worten geklärt. Ich bewundere ihn wirklich sehr.
Langsam machen wir uns auf den Weg in das Schulgebäude, wo auf vor einer Wand viele Schüler stehen und sich scheinbar über etwas amüsieren.
"Hm? Was ist denn hier los?", fragt Thaddäus eines der dort stehenden lachenden Mädchen.
"Sieh doch mal, voll der Idiot!", lacht sie weiter und deutet auf ein Blatt Papier, auf dem ein Text und ein Foto gedruckt ist. Ich erkenne ihn aber nicht, lediglich Thaddäus steht weiter vorne und beguckt sich es. Von jetzt auf gleich zerrt mich Thaddäus da weg, die Treppen hoch zu meinem Klassenzimmer.
"Was... was ist denn los?", frage ich verunsichert und Thaddäus kann man die Wut im Gesicht ansehen.
"Du- ... du hängst unten am schwarzen Brett.", sagt Thaddäus und versucht sich wohl selbst zu beruhigen.
"Ich- ... ich verstehe nicht."
"DA HAT EINER EIN BILD VON DIR AUF DER PARTY GEMACHT UND ES MIT EINEM VOLL BEHINDERTEN TEXT ANS SCHWARZE BRETT GEHANGEN!!", brüllt er rum.

Eine MaskeradeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt