Modus: Motus

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PoV - Taddl
Ich renne schon gefühlt eine halbe Stunde durch diese Party und suche Manu. Einige recht attraktive Mädchen haben such versucht mich anzutanzen, doch ich habe keinerlei Interesse. Mein einziges Ziel ist es Manu zu finden! Ich überlege... Jenachdem wie lange er schon hier ist, kann er vielleicht an der Bar sein. Ich hoffe wirklich es geht ihm gut. So ganz alleine in dieser großen Menschenmasse. Ich weiß nicht ob das so gut ist...
Ich bahne mir meinen Weg hin zur Bar. Kein Manu, nur ein Mädchen, welches wohl auf jemanden wartet. Ich spreche sie an: "Hei, hast du vielleicht einen Jungen mit schulterlangem braunen Haar gesehen? Und gegebenenfalls einem blau-schwarzem Pullover?", lehne ich mich weit aus dem Fenster, da ich nichtmal weiß, ob er den Pullover trägt.
Sie aber nickt. "Ja, ich warte gerade auf ihn."
Mir entgleißen alle Gesichtszüge. Sie... wartet... auf... ihn? Hat er mit ihr geflirtet? Oder was weiß ich gemacht? Junge... Manu was stellst du an! Doch nicht alleine! Und man lässt sein Trinken nicht unbeaufsichtigt stehen... Mir steht die Panik ins Gesicht geschrieben. Ich habe ein sehr ungutes Gefühl.
"Wo ist er hin? Ich muss es wissen!"
Sie sieht sehr verwirrt aus, sagt mir dann aber, dass er auf Toilette sei. Gut, so schnell kann er mir dann nicht entkommen. Ich bedanke mich bei ihr und kämpfe mich durch zu den Toiletten.
Mir bleibt das Herz stehen, als ich Manu und eine zweite Person vor mir sehe, aber mit dem Rücken zugewandt. Eine weiße Maske, zertrümmert auf dem Boden. Panisch sehe ich Manu fragend an.
"Dann wird es aber langsam Zeit.", sagt Manu und deutet auf mich.
Dann dreht sich die andere Person zu mir um. Ich halte mir die Hand vor den Mund.
"Ardy?!?!?!?!?", brülle ich und werde immer hektischer.
"Taddl...", Ardy sieht bedrückt zu Boden. Manu verschränkt die Arme und tippelt ungeduldig mit dem Fuß. Was ist hier gerade passiert? Ich habe mir alles Schlimme vorstellen können, wie Manu verprügelt wird, mit dem Kopf im Klo steckt oder sonstiges. Aber es geht ihm gut! Stattdessen steht ein sehr betrübt dreinschauender Ardy vor mir.
"Es tut mir leid, dass ich mich zwischen dich und Manuel drängen wollte...", fängt er an.
"Und... und mir tut das mit dem blauen Auge leid...", entschuldige ich mich ebenfalls.
"Nein, nein, es war vollkommen berechtigt... Denn...", er atmet tief ein.
Ich sehe ihn gespannt an. Manu räuspert sich.
"Taddl.. Ich habe eigentlich nicht das Recht dazu, dich meinen Sandkastenfreund zu nennen."
Ich bin verwirrt.
"A-aber.. das sind wir doch! ... Oder?", bin ich mir nun nicht mehr so sicher.
"Nein, sind wir nicht. Wir waren zwar im selben Kindergarten, aber waren nie Freunde. Ich war immer das kleine eifersüchtige Kind, was dir die Sandburgen kaputt gemacht hat, dir die Schaufel geklaut hat, oder deine Bilder zerriss.", Ardy wendet den Blick ab.
"Ich... ich verstehe nicht.."
"Es ist zwar schon unendlich lange her, aber wir drei.. Du, Manuel und ich waren im selben Kindergarten und es begann ein Machtkampf. Ein Machtkampf der unsere Eltern über uns austragen wollte. Ich erinnere mich noch, dass mein Vater meinte, dass du richtig cool wärst und er es schön finden würde, wenn wir Freunde werden."
Verwirrung. Pure Verwirrung. Was haben unsere Eltern jetzt damit zutun? Mein Blick zeigt vollkommene Leere.
"Unsere Eltern standen alle im ewigen Konflikt zueinander, da sie jeweils die Akzien der anderen aufkaufen wollten. Und sie haben uns drei, die eigenen Kinder, als Druckmittel verwendet. Taddl, da du schon immer ein sehr verträumter Junge warst, hast du das alles nicht mitbekommen, aber Manuel und ich haben uns immer um dich gestritten."
"Und letzten Endes habe ich den Streit gewonnen.", ergänzt Manu.
Ich sehe ihn mit großen Augen an.
"Manu ist dein wahrer bester Freund aus Kindestagen. Nicht ich.", beendet Ardy die Erzählung.
Mein Blick zeigt noch immer Verwirrung. Ich sehe zwischen Ardy und Manu hin und her.
"Aber... aber wie kam es dann, dass wir doch Freunde geworden sind?", frage ich Ardy. Mein Kopf tut so sehr weh..
"Naja... in der 5. Klasse hat unser Haus auf einmal angefangen zu brennen und deine Familie half uns beim Wiederaufbau unseres Hauses. So kamen wir uns auch wieder näher."
Ich sehe hektisch zu Manu rüber. Mein Blick verfinstert sich.
"Ich habe dir die Wahrheit gesagt! ... Nur nicht um wen es sich gehandelt hat...", sagt er kleinlaut. "Ich wurde für etwas bestraft, was meine Eltern mir befohlen haben! Wir leben zwar durch die gekauften Akzien der Tjarks-Familie in extremen Luxus, aber wir sind eine gebrochene Familie. Meine Mutter hat Burnout und mein Vater wollte sich schon 3 mal umbringen, weil er ein schlechtes Gewissen wegen mir hat. Jetzt wisst ihr alles."
Ich kann es nicht fassen... Manu wollte Ardy töten, um diesem Druck zu entkommen. Wie verkorkst muss unsere Kindheit doch gewesen sein... Aber das erklärt auch, wieso Ardy nicht gerne von seiner Familie gesprochen hat und wieso meine von jetzt auf gleich so minimalistisch lebte.
Mir fällt es wie Schuppen von den Augen.
"Das... ist ziemlich krass...", mehr bekomme ich nicht raus.
"Aber wie... wie wusstet ihr dass wir drei das sind?", frage ich immer noch etwas verwirrt.
"Dein Geruch hat mich an die Zeit erinnert... Und Ardy ist sehr eifersüchtig. Seine Art würde ich 1000 km gegen den Wind riechen.", sagt Manu sehr abwertend.
"Und diese fettigen Haare würde ich auch überall erkennen.", meckert Ardy zurück.
"Dafür hab ich nicht so einen fetten Klumpen im Gesicht!", feuert Manu los.
"Kraterfresse!", brüllt Ardy.
"Stinkmorchel!", brüllt Manu ebenfalls.
"Kleiner Bastard!"
"Sag mal... kann ich deine Mutter anrufen, damit sie dich nachträglich abtreiben kann?"
"JUUUUUUNGS!!!!!", versuche ich diesen Streit zu beenden. Beide sehen mich an.
"Soll das jetzt genau so weitergehen wie früher?"
Manu und Ardy sehen sich an... dann mich und rufen gleichzeitig "Ja!"
Ich schüttel den Kopf.
"Jungs... Es kann doch eine andere Lösung geben. Das ist mir viel zu stressig..."
"Mit dem Spasti will ich nix zutun haben..", motzt Ardy.
"Sagte der Spasti..", motzt Manu ebenfalls.
"Maaaaan, ich hab echt keine Lust auf diesen Kindergarten! Entweder ihr vertragt euch, oder ihr könnt mich beide mal..."
Ardy und Manu blitzen sich wieder böse an... Schütteln sich dann aber widerwillig die Hände.
"Na schön...", willigt Manu ein.
"Wenns sein muss...", beschwert sich Ardy.
"Vergesst den Scheiß auf der Vergangenheit und fangt von vorne an. Ich habe Manu auch neu kennen gelernt und finde ihn genau so lustig wie früher.. Sofern ich mich erinnern kann.", lächle ich verlegen. Aber meine beiden Kumpel vor mir blitzen sich noch immer böse an... Obwohl sie sich nicht ansehen! Man merkt regelrecht diese negative Spannung zwischen beiden. Das kann noch heiter werden... Aber immerhin ist jetzt alles geklärt. Dieses Unbehagen was ich die ganze Zeit gespürt habe ist mit einem mal von mir gegangen. Obwohl sich in mir inzwischen eine gewisse Spannung breit macht... Ich habe ja noch etwas vorbereitet!
Aber da Ardy jetzt da ist...
"Meine Maske is schrott.", merkt Manu sn.
"In der Tat.", sagt Ardy.
"Was für ein Inder?", fragt Manu.
"Du... Pickelfress- .. äääh, ich meine... bester Freund."
Ich grinse schief. Sie versuchen es wenigstens.
"Hier Manu, du kannst die nehmen. Ich hab noch eine zweite dabei, weil ich nicht wusste ob du eine hattest.", und ich reiche ihm ebenfalls eine weiße Maske die das ganze Gesicht verdeckt, nur mit einem anderen Gesichtsausdruck darauf.
"D-danke, Thaddäus..", sagt Manu schüchtern.
Ja, das ist der süße Manu den ich kenne. Ich lächle.
"Ich geh schonmal raus... muss noch was erledigen. Und wehe ihr schlagt euch die Köpfe ein!", ermahne ich beide und verschwinde aus der Toilette. Ich bahne mir erneut meinen Weg durch die Massen hoch zur Bühne, wo der DJ seinen Platz hat.
"Jo Kollege, hast du vielleicht nen Beat für mich? Und ein Mikro?", frag ich ihn und er drückt mir ein Mikro in die Hand.
Ich tippe es an um zu sehen, ob es an ist und die Boxen fangen direkt an zu knacken. Alle schauen schlagartig hoch zur Bühne, wo ich nun im Scheinwerferlicht stehe.
"Ehm... ", ich stehe wie auf dem Präsentierteller... Sag irgendwas selbstsicheres... irgendwas cooles...
"Naaa ihr Nudeln????", rufe ich ins Mikro und hebe meine andere Hand in die Luft und sofort jubelt die partyfreudige Masse mir zu.
"Jo Leute, ich hab hier was vorbereitet. Und zwar für einen neuen alten Freund von mir.", erzähle ich und scanne die Masse nach Manu und Ardy ab. Sie stehen sehr mittig.
"Ich will ihm und auch vielleicht einigen von euch damit zeigen, dass man keine Angst vor großen Taten haben sollte! Traut euch was!"
Die Masse jubelt mir freudig zu. Es ist wirklich überweltigend hier zu stehen.
"Okay, das ist etwas peinlich, aber ich werde jetzt einen Song rappen!"
Der Beat setzt ein und ich wippe dazu im Takt, bis ich meinen Einsatz habe:

"Wir machen alles falsch, doch alles klappt; Mordecai und Rigby.
Mein Nachname ist: Der, der auch noch Morgen keinen Fick gibt.
- Diese Welt ist voll whacker Memmen,
die uns Prollrapper nennen, weil die Goldketten blenden.

Ein gefundenes Fressen für Hater. Heut' labert jeder,
aber ich krieg's nicht mal mit als wär' ich Scheuklappenträger.
Sie meinen in dieser Branche hätt' ich gar keine Chance.
Ich druck' 'nen Kontoauszug aus und sag' einfach: "Doch."

Also habt ihr gedacht, ich geb' einfach auf?
Das ist Digimon, dicka! Hey, ich leb' meinen Traum
und du sitzt zuhause und schreibst Kommentare,
die ich nich' mal les', weil ich kein' Bock drauf habe!"

Ich wippe zum Beat und animiere das Puplikum mit mir zu feiern.

"Wir geben einen Fick drauf, was du sagst.
Du fürchtest den Blick der Medusa.
Es dreht sich um Bitches und Mula.
Ah - Ah - Ah"

Während des Instrumentals fange ich an mich breakdancend zu bewegen und das Publikum fängt an zu Pogen. Ich sehe ebenfalls Manu und Ardy wie sie zu meinen Rap tanzen. Ich springe auf der Stelle, winke und rappe weiter:

"Man sagt, die Guten sterben jung, aber ich bin unsterblich.
Auf meiner To-Do-List steht das Para und mehr nich'
und das auch noch in Caps geschrieben.
Das heißt: Nur Cash verdienen; and you just can't believe it."

Ich hole einmal tief luft und rappe nun die Doubletime:

"Ich bin einer der Typen, der immer mal wieder sagt, dass er kein' Fick gibt.
Du bist einer der Typen, der immer mal wieder fragt, ob er Kritik kriegt,
aber ich - hab' gelernt das Leben zu genießen
und ich' habe längst vergessen, wie's geht Tränen zu vergießen.

Wenn die Medusa über die Kette aus Gold rattert dann,
macht das ähnliche Geräusche wie 'ne Holzachterbahn.
Dass ich's geschafft hab', kann doch eh niemand leugnen,
meiner erster Auftritt war vor gefühlt 10.000 Leuten!"

Ich halte das Mikro zum Publikum hin und sie singen die Hook, wie ich sie ihnen zuvor beigebracht habe.. ich setze wieder ein:

"Es dreht sich um Bitches und Mula.
Ah - Ah - Ah..."

Tobender Applaus und Pfiffe. Ich atme schwer und rufe in das Mikro: "Dankeeeeeee!"
Der Applaus hält noch eine Weile an. Ich gebe dem DJ das Mikro wieder und stoplere die Treppe von der Bühne runter. Manu kommt sofort auf mich zugelaufen und umarmt mich. Ich lächle.
"Das war richtig gut!", lont er mich.
"Ach najaa...", werde ich etwas rot und verlegen. Ardy aber steht noch weiter weg, an eine Wand gelehnt, mit verschränkten Armen.
Ich gehe auf ihn zu.
"Klasse Auftritt. Respekt.", sagt er knapp.
"Du hast abe auch ganz schön abgefeiert.", grinse ich.
"Es war ja auch gut."
"Danke."
Ich gebe ihm eine Brofist.
"Du kannst übrigens jederzeit wieder zurück in die Wohnung kommen.", sagt Ardy dann plötzlich.
"Ich danke dir, Bruder."

Eine MaskeradeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt