Eine Maskerade

Zu schön um wahr zu sein

PoV - Taddl
Der nächste Morgen. Ein mir unbekannter Wecker klingelt plötzlich und ich werde urplötzlich wach.
"Hmmm!"
Aber was zum Geier...? Irgendetwas schweres liegt auf meinem Arm.. Es ist noch etwas dunkel, daher kann ich es nicht erkennen. Ich lege vorsichtig eine Hand auf das Etwas neben mir und es bewegt sich grummelnd. Erschrocken über diese Reaktion grübel ich nach was passiert ist...
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Stimmt!!!! Ich erinnere mich langsam... Ich bin zu Manuel gegangen und- ... sag bloß...
Ich taste mich ab. Klamotten habe ich sogar noch alle an. Ich habe neben Manu in einem Bett geschlafen! Na großartig... Ich versuche ihn vorsichtig zu wecken, da es der Wecker ja nicht geschafft hat.
Nach etlichen Versuchen wird er endlich wach. Doch in seinem entsetzen und auch schlagartig rotanlaufendem Gesicht ist zu erkennen, dass er wohl etwas geträumt hat.
"Manu, gehts dir gut?", frage ich besorgt nach.
Er schaut verwirrt von links nach rechts. Sieht dann mich an. Enttäuschung.
"Ja...", gibt er enttäuscht von sich.
"Was ist denn los? Hast du irgendwas geträut?"
"Ach... ist nicht so wichtig.", entgegnet er mir, steht auf und geht ins Badezimmer.
"Sehr seltsam.. Vielleicht irritiert es ihn genau so sehr wie mich, dass wir zusammen, eng aneinandergekuschelt in einem Bett geschlafen haben. Könnte ich mir zumindest so vorstellen.", grübel ich vor mich hin. Einige Minuten bleibt er im Badezimmer und kommt dann mit zusammengebundenen Haaren wieder ins Zimmer zurück. Sein Gesicht, um genauer zu sein, seine Brandwunde, glänzt etwas.
"Wieso glänzt dein Gesicht auf einmal?", ich sehe ihn schief an.
"Ich muss jeden Morgen eine Creme auftragen, damit es schneller heilt.", antwortet er.
"Verstehe... Wieso hast du eigentlich einen Wecker gestellt? Ich meine, heute ist Samstag.", habe ich vorhin bemerkt, als ich auf mein Handy gesehen habe.
"Ich habe einen... Termin..", antwortet er knapp.
"Darf ich fragen was das für einer ist?"
"Naja... Es ist etwas unangenehm..", er druckst sich auf der Stelle herum.
"Arzttermin?", frage ich.
Er schüttelt den Kopf.
"Den habe ich eben verschoben, weil mir eingefallen ist, dass um die selbe Uhrzeit was anderes ist... Aber.. naja, ich weiß nicht ob ich es dir erzählen kann...", er scheint etwas peinlich berührt zu sein.
"Solange es kein Ballett ist, ist doch alles okay.", lache ich los.
"Nein, das ist es nicht... Ich bitte dich... bleib hier oben. Es dauert nur eine Stunde...", sagt er knapp und verlässt das Zimmer.
"Ehm.. okay?", sage ich, aber er hat bereits den Raum verlassen und konnte es nicht mehr hören. Wiedermal sehr mysteriös... Einige Minuten später klingelt es an der Haustür.
Die Neugier packt mich nun doch und ich schleiche mich aus dem Zimmer und schaue den kleinen Balkon hinunter in die Eingangshalle. Eine Frau steht vor Manu und schüttelt ihm die Hand. Beide verschwinden dann in einem Raum, den ich leider nicht mehr erkennen kann. So ein Mist.. Wenn ich runtergehe, dann wird er mich sicher sehen... Also verweile ich oben auf dem Balkon, in der Hoffnung einige Worte aufzuschnappen, doch es sind nur Wortfetzen, die in dem Hallen verschluckt werden.
Ich schaue auf mein Handy. Schreibe einigen meiner Kumpel zurück und erfreue mich über lustige Bilder die sie mir gesendet haben, als auf einmal wundersame Klänge durch die große Halle dringen, direkt an mein Ohr. Sanfte Töne, die mit voller Hingabe gespielt werden. Es hört sich an wie ein Piano. Manu bekommt Klavierunterricht? Und deswegen schämt er sich so? Ich schmunzel. Richtig süß irgendwie.
Und ich denke an die letzte Nacht... Er lag so nah an mir, sein gleichmäßiges Atmen war so beruhigend und erinnert mich an die Zeit mit Sandi. Sie lag auch immer so auf meinem Arm.
Melanchonische Musik hallt durch den Saal. Das macht meine Gedankengänge nicht besser.. Ich merke wiedermal, wie ich in negativen Gedanken versinke, in dieses tiefe Loch falle, aus dem ich gerade erst wieder herausgekommen bin.
Wir haben uns zufällig in einem Cafe getroffen. Sie hat dort gejobbt und ich wollte einen Kakao mit Ardy trinken. Dann kam sie an unseren Tisch und ich war sofort hin und weg. Wir verabredeten uns. Immer öfter trafen wir uns, bis wir dann schließlich zusammen kamen.
Die Zeit mit ihr war unvergesslich schön. Wir sind oft in den Zoo gegangen, waren feiern, diverse Vergnügungsparks haben wir besucht. Aber das Wunderbarste waren die gemeinsamen Nächte mit ihr. Sie musste nur neben mir liegen und ich war glücklich.
Doch dann, ein Jahr später, schrieb sie mir kaum noch. Sie sagte jede Verabredung ab und gab mir dafür seltsame Ausreden. Irgendwann habe ich dann von einem Kumpel erfahren, dass er sie mit einem fremden Mann gesehen habe, wie sie sich küssten und anfassten. Daraufhin machte ich mit ihr schluss. Es ist bereits 3 Wochen her.
Die Hände ins Gesicht vergraben, die Knie angewinkelt. So sitze ich dort und versinke immer weiter in diesem tiefen Loch der Trauer und Verzweiflung.
Wieso hat sie das getan? Ich hab ihr alles gegeben, was ich ihr geben konnte! Sie selbst sagte auch, dass sie die glücklichste Frau auf der Welt gewesen sei... Und dann sowas.
Ich merke, wie mir eine Träne über die Wange läuft.
Ich hebe meinen Kopf. "Manu spielt wirklich gut... Das muss man ihm lassen..."
Diese Musik macht mich fertig. Noch eine Ewigkeit sitze ich dort. Lausche und weine. Viele Tränen laufen mir über die Wange und tropfen auf den Boden.
Plötzlich höre ich aber Schritte, wie sie die Treppe neben mir hochgehen. Erschrocken drehe ich mich um.
"T-Thaddäus... Was machst du d-..", Manu hält inne.
Mein Gesicht muss furchtbar aussehen. Manu sieht mich entsetzt an, kommt direkt zu mir gelaufen und nimmt mich in den Arm.
"Was ist denn passiert?", fragt er sanft.
"D-dein... dein Klavierspiel war wunderschön...", schniefe ich vor mich hin.
"Oh... ähm... danke.."
"Es hat mich irgendwie in Gedanken verschwinden lassen... Und... ", ich merke wie die Tränen wiederkommen. Ich drücke mich fest an Manu, mein Gesicht in seiner Schulter vergraben.
"Ich bin zwar kein Experte, aber ich schätze mal... du bist noch dabei etwas zu verarbeiten?", fragt er vorsichtig.
Erfasst... Woher weiß er das denn? Naja, vielleicht denkt er noch an die Situation mit Ardy.
Ich nicke.
"Wegen meiner Ex..."
"Komm mit."
Er hilft mir nun auf und wir gehen wieder in sein Zimmer. Er bringt mir sogar direkt einige Taschentücher. Dann erzähle ich ihm alles von Sandra...
"Das ist ziemlich heftig.. Aber ich kann sie da leider auch nicht verstehen.", gibt Manu mir direkt als Feedback.
"Das kann niemand.. Vielleicht bin ich ihr zu langweilig geworden. Zu eintönig. Zu nervig...", ich schneuze in ein Taschentuch.
"Du hast etwas viel besseres verdient! Auf sowas kannst du doch scheißen! So eine dumme Hure brauchst du nicht!"
Entsezt sehe ich zu ihm auf. Solche Worte habe ich noch nicht aus seinem Mund gehört. Er kann ja richtig aus sich herauskommen. Er überrascht mich immer wieder...
"Du hast recht..", sage ich und lächle ihn an.
"Aber es ist so schwer über jemanden hinwegzukommen, den man geliebt hat. Und noch schwerer ist es demnach sich auf jemand Neuen einzulassen, aus Angst enttäuscht zu werden..", sage ich sehr in mich gekehrt.
"Das kenne ich nur zu gut... Ich war auch mal verliebt. Doch sie hat mich nie gesehen.. Also habe ich es gelassen. Aber naja, das ist nicht das Selbe wie bei dir. Aber versuche dich wieder neuen Gefühlen zu öffnen!", versucht mich Manu zu ermutigen.
Ich sehe ihn verwundert an. Er hat recht. Aber wieso höre ich eher auf seine Worte, als auf die von Ardy, obwohl es genau die selben sind? Vielleicht weil ich nun von Manu weiß, dass er ebenfalls aus Erfahrung spricht..
"Aber wie soll ich das machen? Ich bin immer noch ein bisschen deprimiert..", entgegne ich ihm.
"Hmm... S-sag mal.. gehst du gerne auf Partys?", fragt er auf einmal und ich sehe ihn wieder mit großen Augen an. Ich nicke.
"Wie wäre es dann... naja.. wenn wir beide...", er zögert etwas und sieht verlegen zur Seite.
"Manu, du bist wirklich süß!"
Ich werfe mich auf ihn und umarme ihn.
"Du willst wirklich mit mir auf eine Party gehen?? Ich meine.. ist das denn in Ordnung für dich?", frage ich noch einmal sicherheitshalber.
"Ja.. ich denke, das bekomme ich schon hin. Aber... am besten wo es dunkel ist und man mein Gesicht nicht unbedingt sieht..."
Ich überlege kurz. Wir wohnen in einer Großstadt, dann wird es wohl nicht sonderlich schwer sein eine solche Party zu finden. Die meisten Clubs sind sowieso immer dunkel. Dann aber kommt mir ein Gedankenblitz!
"Manu!! Ich habe neulich in der Stadt einen Flyer gesehen von einer Maskenparty!"
Ich fasse ihn an den Schultern und schüttel ihn hin und her.
"Das wäre doch perfekt!", brülle ich ihm beinahe ins Gesicht.
"J-ja... schon...", er lächelt leicht, scheint dann aber zu überlegen. Ein Moment der Stille. Dann nickt er. "Alles klar! W-wann ist die denn?", fragt er dann.
"Ich glaube sogar heute Abend, ich kann aber nochmal im Internet schauen. Also ist das gebongt? Gehen wir dann zusammen hin??", frage ich total glücklich und Manu nickt.