Und manchmal, da waren die eigenen Gedanken ein so großes Wirrwarr, dass man nichts mit ihnen anzufangen wusste. Man fühlte sich überfordert mit jedem Teil, welchen man im Kopf hatte. War unfähig, verschiedene Punkte miteinander zu verknüpfen. Die Verzweiflung war das einzige, was in dem Kopf hervorstach, neben der panischen Angst. Und irgendwann, da hörte man auf, sich dagegen zu wehren und ließ sich von der Ahnungslosigkeit umhüllen.
Denn manchmal war es besser, nichts zu wissen. Und doch würde sich keiner sicher fühlen, wenn er nichts wusste. Er würde nicht merken, dass es zu seinem Besten war und es erst im Nachhinein so empfinden können. So wusste ich zuvor nicht, was auf mich zukommen würde.
Nun wusste ich es und ich bereute es, hierhergekommen zu sein. Zwar war es mir lieber, anstelle meiner Freunde zu leiden, aber auf die ganze Situation zu verzichten wäre mir dann doch am liebsten.
„Es wird wohl langsam Zeit. Weißt du, was deine letzte Aufgabe ist? Du sollst schweigen. Kein Wort mehr. Verstanden?"
Mein Blut gefror. Mein Herz setzte aus. Mein Atem stockte. Es war keine schwere Aufgabe an sich, aber sie nagte an meiner Psyche. Erneut schweigen, wenn ich gerade erst aus mir gebrochen war? Wie sollte ich das verdammt noch einmal tun? All die Jahre hatte ich alles in mich gefressen, mich zerstört! Sollte ich nun wieder schweigen müssen, würde ich mich in den Selbstmord treiben; an die Grenze meiner Nerven. Das konnte ich einfach nicht zulassen. Ich musste versuchen, irgendwie Hilfe zu rufen. Irgendwie musste ich hier weg. Wäre es nicht verdammt noch einmal Nacht, wäre mir das leichter gelungen, weil das Display meines Handys definitiv nicht so auffallen würde.
Die Tür. Ich musste irgendwie zu der Tür gelangen. Die Tür zur Bar. Dazu musste ich Jack ablenken. Oder ihn bewusstlos schlagen.
Ich schluckte hart. Noch immer war ich nicht fähig dazu gewesen, überhaupt zu realisieren, dass Jack es war und ein großer Teil von mir wollte dies auch nicht akzeptieren. Viel zu sehr hatte ich ihn die letzten Monate in mein Herz geschlossen. Erneut zu realisieren, dass die ganze Freundschaft ein schlechter Scherz gewesen war. Ein Witz.
Alles war ein gottverdammtes Schauspiel mit mir als Hauptrolle. Das kleine, naive Mädchen, welches viel zu blind vertraute. Was war, wenn nicht nur Jack hinter dem kranken Arschloch steckte? Nathan, Jason, vielleicht sogar Mike und Andrew! Ja, sicher, ich hatte so wenig von ihnen gehört, kaum etwas mitbekommen!
Mein Inneres schmerzte mit einem Mal, als ich daran dachte, dass meine ganzen neuen Freundschaften gespielt sein könnten.
Nein, Claire. Nein. Hör auf damit. Du zerstörst dich. Hör auf, es tut weh. Denk daran, dass Nathan immer für dich da war. Jason hat dir nie etwas getan. Niemand hat dir etwas getan außer diesem gottverdammten Arschloch von Jack, also reiß dich bitte zusammen. Für uns!Schnappartig versuchte ich, meinen Atem zu regulieren, aber viel zu sehr schmerzte es in meiner Brust. Ich wollte nicht mehr, weil mich das Pochen meines Rückens, meiner Wange und meines Kopfes in den Wahnsinn trieb. Jedoch durfte ich nicht aufgeben. Ich durfte nicht mein ganzes Leben wegschmeißen, wenn ich wusste, dass es Leute gab, die mich liebten. Dean würde furchtbar sauer auf mich sein, würde er erfahren, dass ich aufgegeben hätte.
Tief Luftholend blickte ich wieder auf zu Jack. Ein schalkhaftes Lächeln war stets auf seinen Lippen. Ich versuchte dennoch, ihm mit standfestem Blick entgegenzuschauen. Ich durfte jetzt bloß keine Angst zeigen, keine Furcht, denn dadurch hätte er augenblicklich gewonnen.
„Wie hast du immer erfahren können, ob ich darüber geredet habe?", fragte ich kalt und distanziert. Dass mein Inneres gerade auseinanderbrach musste ich ihm nicht verraten. Er zog wütend die Augenbrauen zusammen. „Hat dir jemand erlaubt, zu reden?", zischte er und holte mit seinem Bein aus, ehe er es vorschleudern ließ. Ich presste meine Augen krampfhaft zusammen und bereitete mich auf den kommenden Schmerzen vor.
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Please, not again ✔
Mystère / Thriller„Weil du es nicht verdient hast, glücklich zu sein! Ich habe gemerkt, wie du immer sorgloser leben konntest. Ich musste etwas tun, um dir zu zeigen, dass dein Leben nichts wert ist." ~*~ Claire ist ein Mädchen wie jedes anderes. Zu...