50| Detektivpläne

3.2K 198 35
                                    

„Warum machst du das?", fragte ich ihn interessiert und verdrängte dabei für einen kurzen Augenblick den Fakt, dass er die Situation zwischen Jack und mir mitbekommen hatte, und die neue Erfahrung, die wir festgestellt hatten. Wir beide wussten, auf was meine Frage sich bezog und doch schwiegen wir für eine kurze Zeit, um es noch einmal kurz zu verdauen.

Wenige Sekunden später antwortete er mir: „Ich will wissen, wer du bist. Du interessierst mich, Prinzessin"

Und obwohl diese Aussage schlicht und informativ war, ließ sie mein Blut gefrieren und meinen Körper erschaudern. Auf ihre eigene Art brachte mich diese Antwort dazu, leicht zu lächeln und mein Herz fing an, schneller zu pochen. Ein nervöses Lachen ertönte meinerseits und schnell versuchte ich, das Thema zu wechseln. Irgendwas, wodurch ich wieder auf Distanz kommen würde.

„Hilfst du mir, herauszufinden, wer es ist?", fragte ich ihn lächelnd. So viel zum Thema ‚auf Distanz', wenn ich ihn gerade damit gefragt habe, ob er was zusammen mit mir eingehen will. Im Sinne davon, eine Partnerschaft als Detektive einzugehen. Auch wenn das nicht wirklich eine Detektivarbeit sein würde.

Aber schließlich bestand noch die Chance, dass er verneinte. Auf eine komplexe Art und Weise wusste ich jedoch nicht, ob ich es wollte oder nicht. Zu sagen, ich würde mich über Hilfe nicht freuen, wäre gelogen. Und er wusste ohnehin schon mehr über meine Vergangenheit als jemand anderes es wahrscheinlich könnte.

Plötzlich kam mir ein Gedanke.

„Wie hast du das eigentlich herausgefunden? So etwas kriegt man nicht allein durch googlen heraus. Es steht kaum etwas darüber im Internet. Und ich könnte ohnehin gar nicht erwähnt werden, weil nur bekannt gegeben wurde, dass das Mädchen getötet worden war. Täter war unbekannt. Mittäter ebenso. Alles, was man öffentlich herausfinden konnte über den noch unabgeschlossenen Fall, waren die Familienangehörigen, der Tatort, Zeit und grobe Informationen zu der dazugehörigen Misshandlung.

Gespannt blickte ich ihn an. Er wusste sehr genau, wovon ich sprach. Seine Mimik verriet mir bereits, dass mir die Antwort nicht gefallen würde, doch ich bestand darauf, es zu erfahren. Die Neugierde versuchte ich gar nicht erst zu verstecken. Schließlich sollte er bemerken, dass mein Interesse groß war und gestillt werden musste.

Aufmerksam verfolgte ich seine Erkenntnis, die ihm anzusehen war, hin zum inneren Konflikt bis zu der letztendlichen Entscheidung, die eindeutig eine Abweisung ausdrückte. Er brauchte es gar nicht erst auszusprechen, denn allein die hochgezogene Augenbraue drückte aus: „Das geht dich nichts an." Dennoch ließ ich nicht locker.

„Sag es einfach, man. Das geht mich sehr wohl etwas an, weil du hier mein Privatleben stalkst", hakte ich nach und legte zusätzlich den stursten Blick auf, den ich hätte aufsetzen können. Ein Augenverdrehen war seine Antwort, doch ich hörte nicht auf; blieb nachdrücklich.

„Himmel, bist du nervig", seufzte er resigniert, während er sich nach hinten auf mein Bett fallen ließ. Ich fand die Szene momentan so ziemlich absurd, sagte jedoch nichts. Es schien nämlich so, als wollte Nathan es mir soeben verraten.

Erwartungsvoll blickte ich ihm in die Augen, welche mich aufmerksam verfolgten. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, ehe er schlicht und überzeugt antwortete: „Connections."

Es war dann natürlich verständlich, wenn meine Begeisterung wich und ich ihn genervt anschaute. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, fuhr er fort: „Wie auch immer. Ich werde dir helfen, aber dann musst du mir auch vertrauen." Ich stockte. Mir war von Anfang an bewusst, dass ich das nicht tun konnte. Wie konnte ich jemandem meine Vergangenheit anvertrauen, ihm zutrauen, mit dieser klarzukommen, wenn ich selber noch nicht einmal mit ihr umgehen konnte?

Er deutete mein Zögern richtig, weil er ein erneutes Mal nur seufzte. „Nun gut, du musst es mir nicht erzählen. Jedoch musst du dir im Klaren sein, dass wir das alles nicht lösen können, wenn du mir nichts verrätst. Du musst mir zumindest erzählen, was du über ihn weißt."

-

Stumm saßen wir beide nebeneinander und blickten die Liste an. Es war weniger geworden, als wir beide gedacht hatten. Kein Wunder, dass wir beide nun enttäuscht hier saßen und darüber nachdachten, was wir damit nun eigentlich anfangen konnten.

Wir wussten, dass er groß sein musste, ebenso eine tiefe Stimme haben.

„Kurz vor der dreißigergrenze und man muss sich hier um jede Scheiße kümmern. Ich schwöre dir also, wenn du nicht die Fresse hältst, werde ich dir die Kehle aufschlitzen und deinen Kopf auf dem Tisch deiner Hurenmutter zum Essen servieren. Du brauchst auch gar nicht heulen, ich werde dich nicht verschonen. Hör einfach auf, dich zu wehren, das macht sowieso keinen Sinn.

Alles ist deine Schuld, kapiert? Alles deine und das wirst du bereuen. Mädchen, sieh mir zu!", redete er vor sich hin, während das schwarzhaarige Mädchen zitternd auf dem Boden gekrümmt war. Es schaute mich mit großen Augen an, doch ich konnte nichts tun. Nichts. Verzweifelt sah ich runter zu meinen Händen. Ich konnte nichts sagen, mein Hals war zu trocken.

Genau genommen wollte ich gar nichts sagen. Er machte mir viel zu sehr Angst. Stark zuckte ich zusammen, als er sich zu mir wendete. Meine Augen waren jedoch alleine auf das Messer in seiner Hosentasche gerichtet. „Siehst du das Mädchen? Sie ist ein ungezogenes Mädchen. Weißt du, was man mit ungezogenen Kindern macht? Genau das hier."

Mit diesen Worten trat er in ihren Bauch und darauf folgte das Röcheln und Atemschnappen des Mädchens. Ein Schauer lief mir den Rücken herab. Mein Blick hatte sich mit dem des Mädchens verfangen. Verzweiflung. Trauer. Schamgefühl.

„Hilfe." Ein leise gehauchtes Wort, die reine Kraftlosigkeit ausstrahlend und doch ertönte dieses einfache Wort wie ein echoartiger Schrei in meinem Kopf und ließ mich zusammenzucken.

„Alles okay bei dir?" Perplex riss ich meine Gedanken aus meiner Vergangenheit und konzentrierte mich auf Nate. Er blickte mich vorahnend und seltsam an, doch davon ließ ich mich nicht abringen. Stattdessen fügte ich einen weiteren Punkt auf die Liste. „Er muss über Dreißig sein." Er fragte nicht nach, schenkte mir keine seltsamen Blicke mehr, sondern nickte lediglich.

Ein Klingeln unterbrach uns. Jedoch machte ich mir nicht die Mühe, aufzustehen. Schließlich müsste Aidan auch noch zuhause sein. Ich nahm wahr, wie die Tür von unten geöffnet wurde, schob dies aber in den Hintergrund, als mein Handy zu vibrieren anfing.

Mein Blick glitt ruckartig nach oben und begegnete dem Farbenspiel von Nathan. „Ist er es?" Ich zuckte mit den Schultern. Wir schauten uns weiterhin an. Solange, bis er mich stumpf dazu aufforderte, nachzuschauen.

Sie haben eine Neue Nachricht von Unbekannt erhalten.

Ich konnte die Nachricht jedoch noch nicht einmal anklicken, da wurde an meiner Tür geklopft. Kurz darauf wurde die Klinke heruntergedrückt und ein hochgewachsener Mann tauchte in dem kleinen Raum auf.

Wenigstens mal eine Person, die wie ein normaler Mensch in mein Zimmer kommen kann und nicht durch das Fenster.

„Claire, ich bin es. Ich habe dir ein paar Kirschen mitgebracht, was zu der jetzigen Jahreszeit nebenbei wirklich schwer ist." Er lachte. „Aber deswegen bin ich nicht hier. Ich wollte mit dir über gestern reden."

Als er dann aber die Stille bemerkte, nahm er erst seinen Blick von meinem Zimmer und richtete ihn zu mir. Erst dann bemerkte er die Zweisamkeit. Mit einem seltsamen Gesichtsausdruck ließ er seinen Blick erneut in der Unordnung umherschleifen und verharrte dann kurz an dem Zettel, welcher zwischen Nathan und mir lag. Dann blickte er wieder zu mir. „Komme ich ungelegen?"

Schaffen wir wohl noch 2k Votes? Das wäre ein wirklich tolles Neujahrsgeschenk, Leute*-* 
Ich bin übrigens echt unzufrieden mit diesem Kapitel, aber ab nächstem fängt es wieder mit Spannung an;) 
Freue mich über Votes und Kommentare! xxT~

Please, not again ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt