Der neunte Tag - Gefangen

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Der neunte Tag

08.12.2089

9:00 Uhr

Ich werde von Mum geweckt. zuerst registriere ich nicht, was Dan daran dazu bringt, wie ein Hongikuchenpferd zu leuchten. Doch dann fällt mir erst ein, dass Mum die letzte Woche krank im Bett war und kaum in der Lage war, irgendetwas in ihrer Umgebung zu registrieren. Mum grinst mit Dan  um die Wette.Sie sieht zwar immernoch blass aus und fiebert ein wenig, was man an ihren roten Backen erkennen kann, aber dennoch gesund genug, um sich selbt versorgen zu können.

" Komm Amy, du Schlafmütze, steh endlich auf!"

Da erst setze ich mich an meinen Matratzenrand und schaue mich um.

Der Dachboden ist ziemlich kalt. Ich zittere. Während ich meinen Blick schweifen lasse, registriere ich  die reissende Flut auf der Straße. Besorgt schaue ich zur Tür. Hoffentlich ist kein Wasser durchgekommen - nein, zum Glück nicht. Erleichtert stehe ich auf. Mein Kopf stößt an das Fenster, und fluchend schaue ich nach oben. Der Anblick lässt mein Herz rasen - die schwarze Wolke kommt mir so vor, als ob ich meine Hände nur auszustrecken bräuchte, um sie berühren zu können.

Ab und zu blitzt es in weiterer Entfernung, doch das Gewitter hat uns - noch - nicht erreicht.Irgendwann wird es sicher soweit kommen, doch darüber mache ich mir noch keine Gedanken.

Ich gehe zu Mum, welche inzwischen schon unser "Frühstück", also eine Dose Chili Con Carne, aufgewärmt und geöffnet hat. Wir setzen uns gemeinsam auf den eiskalten Boden und löffeln unser Früstuck schweigend.

Als auch der letzte fertig ist, legt sich Mum - augenscheinlich erschöpft von den bisherigen Strapazen -wieder hin.

Flüsternd verbringe ich den düsteren Donnerstagvormittag mit Dan. Bis zum Abend geschieht nichts,was man in so einer Situation als beonders nennen kann, ausser dem Moment, in dem ich gedankenverloren aus dem Fenster schaue und dabei ein kleines Mädchen auf dem Wasser treiben sehe - tot, mit einem Lila Koffer in ihrer linken Hand. Ich öffne das Fenster und beuge mich entsetzt hinaus, um sie besser betrachten zu können. Sie sieht aus wie sechs, vielleicht auch sieben Jahre alt, mit braunen Haaren, die um sie herumtreiben wie die Tentakel einer Krake.Ihre toten Augen fixieren mit leerem Blick den schwarzen Himmel, und ihre Anziehsachen sehen hastig gemacht worden zu sein. Ich denke dabei, dass sie wahrscheinlich vor der Flut fliehen wollte, aber da die Flut um vier Stunden zu früh kam, wurde sie von ihr überracht und starb eines - vielzu frühen - Todes.Innerlich nehme ich schweigend Abschied von ihr und hoffe, dass sie jetzt in einer besseren Welt weilt und sich um Marvin dort kümmert.

Aufgewühlt zähle ich alle bisherigen Todesopfer auf, die ich gesehen habe - Mrs. Morgan, Marvin, das Mädchen. Wahrscheinlich auch unsere beiden Nachbarn. Ich nehme stumm von ihnen allen Abschied,und in mir spüre ich vor Schmerz einen Blitz, einen langen Schrei der Verzweiflung. Eine Träne rollt mir langsam die Wange runter, die von meinem Gesicht in das Wasser tropft. Es hinterlässt dort Ringe, die vom Aufschlagspunkt immer größer werden und schließlich nicht mehr zu sehen sind.

Black CloudWhere stories live. Discover now