Der elfte Tag
10.12.2089
13:00 Uhr, zuhause
Es fängt an. Zuerst ist es nur ein leichtes Zittern, doch nach zehn Minuten wächst es zu einem Beben an, wie ich es noch nie erlebt habe. Alles wackelt, sodass ich nicht mehr weiß, wo oben und wo unten ist.
Gleich kotze ich.
Mein Magen rebelliert wie wild. Inzwischen sehe ich nur noch verschwommen.
Eigentlich wollte ich den ganzen Tag weiterschlafen, denn immer, sobald ich aufwache, bemerke ich das inzwischen sehr schmerzhafte Stechen im Hals und neuerdings auch das heftige Pochen im Kopf. Ich kann mich nicht mehr länger als zwei Minuten auf eine Sache konzentrieren.
Und nun wackelt - wie es mir vorkommt - die ganze Welt.
Ein lautes Krachen lässt mich erschrocken aufzischen.
Das große Ölgemälde von Opa ist heruntergefallen. Es liegt nun in zwei ungleichen Teilen da, denn zum Zersplittern ist es zu groß. Auf dem Bild war mal mein Familienstammbaum abgebildet. Ich erinnere mich, wie ich früher immer die Abbildungen meines ältesten abgebildeten Vorfahren, also mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater, bewundert habe. Er hatte zum Zeitpunkt der Zeichnung eine grau-schwarze Melone auf dem Kopf( Dad und ich mussten über dieses Wort lachen, so etwas trägt jetzt niemand mehr) und guckte mit seinen braunen Augen fast schon herrschend in die Augen des Betrachters. Es ist nun eine Familientradition geworden, jede Nachkommen im Alter von 30 Jahren zu portraitieren. Ich käme als nächstes dran - wenn das Gemälde jetzt nicht zerbrochen auf dem Boden herumliegen würde.
Auf einmal springe ich hektisch auf und schaue mich nach Dan und Mum um.
Nirgends zu sehen.
Doch da das Erdbeben immer heftiger wird, kümmere ich mich jetzt erstmal um mich selbst und renne so schnell ich kann unter den Esstisch. Ich will nicht, dass mir so etwas schweres wie dieses Gemälde auf meinen Kopf fällt.
Ich kratze mir dabei die Haut auf. Automatisch versuche ich, draufzuspucken, doch es will mir einfach nicht gelingen. Ich habe nicht genug Spucke.
Schnell Luft in meine Lunge pressend hocke ich also mit blutender Hand unter dem Tisch und habe Angst um mein Leben und das Leben von Dan und Mum. Das starke Beben betäubt mich förmlich, doch nach einiger Zeit gewöhnt ich mich irgendwie an dieses Gefühl.
Ich nicke erschöpft wieder ein.
15:30 Uhr, zuhause
Irgendwas hat sich verändert. Durch diese Veränderung bin ich aufgewacht.
Mein Blick schweift über das verwüstete Zimmer, überall liegen Dinge herum. Da fällt es mir ein - das Erdbeben hat aufgehört!
Besorgt um Dan und Mum stehe ich auf und klopfe mir die Hose aus, obwohl da nichts ist.
Dann stehe ich auf und suche nach den anderen.
"Mum! Dan? Wo seid ihr?"
Ich laufe durchs ganze Haus, ohne irgendein Lebenszeichen der beiden zu entdecken.
Doch als ich zu einem zweiten Rundgang ansetze, bemerke ich einen kleinen Schatten rechts neben der Treppe.
Erleichtert springe ich - den Gegenständen auf dem Boden ausweichend - auf den Schatten zu. Dort sehe ich ein Bein unter dem heruntergefallenen Karton. Erschrocken versuche ich, den Karton ein wenig anzuheben - doch er ist zu schwer. Ich rase wieder zurück - hatte ich da nicht irgendwo einen Besen gesehen?

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Black Cloud
Science Fiction2089- ein Jahr der Katastrophen.Anfangs nur eine Wolke ,doch es wird immer schlimmer-es folgen unzählige weitere Schicksalschläge. New York muss zusammenhalten, um sie zu bestehen - und dazu kommt noch Amys neue Liebe!