Der dritte Tag - Neue Schicksalsschläge

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Chapturemusic: Der einsame Hirte, Panflöte

Der dritte Tag

02.12.2089

9:00 Uhr, zuhause

Als ich ins Wohnzimmer gehe, merke ich, wie still es ist,wenn Marvin nicht da ist.Ich fühle mich auf einmal einsam-und leer.Ich merke, wie schnell man jemanden vermissen kann, auch wenn er nur kurz weg ist. Aber vor allem denke ich an den Jungen, den ich gestern getroffen hatte.Allein schon der Gedanke an ihn lässt mein Bauch kribbeln, und die Aussicht, ihn vielleicht heute wiederzusehen, lässt mein Herz in einem freudigem Takt klopfen.

Als wir im Auto sitzen,wippe ich vorfreudig hin und her- einderseits wegen Marvin, andererseits wegen dem Jungen.Mir fällt auf, dass ich nicht mal seinen Namen kenne und beschließe, ihn zu fragen,wenn er da ist.

10:00 Uhr, im Krankenhaus

Wir kommen am Krankenhaus an.Während Mum uns an der Rezeption anmeldet, gehe ich unauffällig zum Wartezimmer.Und tatsächlich - er ist da! Er liest gerade ein Magazin.

 Ich stehe schüchtern in der Tür, weiß plötzlich nicht mehr, was ich sagen oder tun soll .Plötzlich schaut er auf. Als er mich erkennt, lächelt er und legt das Magazin zur Seite. Er steht auf und geht auf mich zu. Mein Bauch fängt an zu kribbeln und ich werde rot. Hoffentlich merkt er das nicht!

"Hey, wie geht es dir? Geht es deinem kleinem Bruder inzwischen besser? "

" Ja..ihm geht es ganz gut, besser gesagt, wir wollten gerade zu ihm, also , ich weiss nicht,ääh..."

Oh Gott, ich höre mich ja schrecklich an!

"Hey, sag mir einfach, wenn du irgendwas brauchst oder wenn du es weißt, okay?"

"Ja, klar! Ähm,wie heißt du?"

"Ich heiße Dan, und du?"

"Ähh,ich heiße Amy. Tut mir Leid, dass ich gestern so weinerlich gewesen bin,Dan"

Ich bin soo nervös!

"Kein Problem! "

Er schaut ertappt hinter mich.

"Äh, Hi, Miss...?"

"Miss Blair. Und du heißt..?"

"Dan, Miss Blair. Ich habe mich gerade mit Ihrer Tochter unterhalten. Sie ist sehr nett! Geht es dem Kleinen inzwischen wieder besser?"

Mich ärgert es ein wenig, dass er so tut als ob ich nicht hier wäre.

"Momentan schon. Sag mal, warum bist du immer noch hier? Hast du etwa hier übernachtet?", fragt Mum Dan mit Blick auf sein zerknittertes T-shirt.

Erst jetzt bemerke ich seinen erschöpften, übermüdeten Gesichtsausdruck.

Dan wird rot und streicht verlegen sein T-Shirt glatt.

"Ähm, nein, nicht direkt, ich habe im Auto geschlafen. Wissen Sie, mein Vater ist schon vor langer Zeit weggezogen, aber dann ist unser Haus gestern überraschend von einem Blitz getroffen worden. Mum hatte zu viel Rauch eingeatmet und musste deshalb gestern operiert werden.  Ich habe seitdem nichts gegessen, und getrunken habe ich nur vom Wasserspender in diesem Wartezimmer ."

Er wird immer aufgeregter, während er redet.Inzwischen getiskuliert er wild mit seinen Händen.

Seine lockigen braunen Haare fliegen ihm dabei immer wieder ins Gesicht.

Wie schön er doch ist!

Ich höre ihm nicht mehr zu. Stattdessen achte ich darauf, wie er sich bewegt, wie seine angenehm tiefe Stimme durch das Zimmer rauscht.

Black CloudWhere stories live. Discover now