Der vierte Tag - Alles wird gut,oder?

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Chapturemusic:Sad Violin Song #23

Der vierte Tag

03.12.2089

12:00 Uhr,zuhause

Wir machen uns fertig, um Marvin im Krankenhaus zu besuchen.

Als wir nach draußen treten, fange ich gleich wieder an zu zittern. Es ist noch kälter als in den vorigen Tagen, und ich registriere erst jetzt, dass es tagsüber gar nicht mehr hell wird. Die Sonne wird die ganze Zeit von der Wolke verdeckt. Doch die grünen Lichter sind so häufig geworden, dass sie die Sonne beinahe ersetzen könnten.

Wir steigen in  das Auto.

Der Motor springt nicht sofort an, doch nachdem Mum das Auto ein paarmal neustartet, geht er endlich.

Mum fährt unsicher und vorsichtig, obwohl nicht viele andere Autos herumfahren, denn die Straßen sind aufgrund des vielen Schnees sehr rutschig.

Ich höre in der Ferne den Donner grollen. Es fängt an zu tröpfeln, doch dieses Tröpfeln verwandelt sich schnell zu einem heftigen Regenguss.

Als wir am Krankenhaus ankommen, sind wir praktisch von Wasser umgeben. Nass und zitternd kommen wir an die Rezeption.

"Marvin Blair, gleich rechts", wiederholt die Sekretärin Mum und deutet auf einen Gang.

Sobald wir Marvins Zimmertür öffnen, hören wir einen lauten Freudenschrei.

"Mum!"

Marvin rennt vor Freude überquellend auf Mum zu und umarmt sie stürmisch. Dann begrüßt er mich und wunderlicherweise auch Dan, obwohl er ihn gestern das erste Mal gesehen hatte.

"Mum, Amy, gute Nachrichten! Marvin nach Hause gehn!"

"Ja? Das ist ja wundervoll, Marvin!"

Ích bemerke den Arzt, der hinter Marvin auftaucht.

"Ja, das stimmt."

Auf Mums zweifelnden Blick erwidert er: "Marvin sieht sehr gesund aus. Wir glauben nicht, dass es ansteckend ist, und wir wollen Patienten nicht länger als unbedingt nötig  bei uns im Krankenhaus behalten. Dazu gibt es hier zu wenig Platz.Aber bitte bringen Sie ihn sofort zurück ins Krankenhaus, wenn er wieder anfängt zu fiebern oder wenn irgendetwas anderes passiert."

"Aber das ist ja...wundervoll!" Mum küsst Marvin fröhlich auf die Stirn und hebt ihn auf ihre Hüfte.

"Na dann...Viel Spass daheim, junger Mann! Ihnen viel Glück...und hoffentlich passiert nichts schlimmeres mehr." meint der Arzt mit Blick auf die schwarze Wolke und den durch den Himmel zuckenden grünen Blitzen.

Wir gehen Hand in Hand alle gemeinsam zum Auto.

14:00 Uhr, zuhause

Wir essen heute ein Festschmaus: Frischer Salat mit selbstgemachtem Dressing,Pute mit selbst angebauten Kräutern, und als Dessert Mousse au Chocolat mit frischen Erdbeeren.

Fast kommt es mir vor, als ob alles wäre wie immer. Doch wenn ich nach draußen schaue und genau genug zuhöre, dann bemerke ich schon den prasselnden Regen und das Gewitter. Man kann draußen inzwischen nur noch dunkle Silhouetten erkennen, denn es ist stockduster. Außerdem sind die Straßenlampen ja von der Stromversorgung abgeschaltet worden, also ist es noch dunkler.

 Trotzdem essen wir vergnügt alles auf. Man muss die Gelegenheit ja auch ergreifen, so etwas leckeres zu essen!

Danach holen wir die ganzen Brettspiele aus dem Keller und den Rest des Nachmittags spielen wir  Brettspiele und genießen die Atmosphäre.

20:00 Uhr, zuhause

Wir räumen gerade unser Haus wieder auf, als plötzlich wieder alles erzittert.

Mum fängt panisch an zu schreien,und Dan zieht sie geistesgegenwärtig unter den Esstisch.

Ich entdecke Marvin,packe ihn am Handgelenk und bringe ihn ebenfalls unter den Esstisch in Sicherheit.Da für mich dort kein Platz mehr ist, renne ich in geduckter Haltung unter den Türrahmen.Ich ziehe meinen Kopf ein und mache mich so klein wie möglich.

Als das Erdbeben endlich vorbei ist, schnaufe ich erst einmal durch.Ich zittere immer noch, und mein Herz will sich einfach nicht beruhigen.

"Mum,alles okay?"

Ich höre,wie Mum zu mir rüberkommt,Marvinauf dem Arm und Dan hinter sich.

"Ja,alles okay. Zum Glück ist nichts zusammengebrochen...Ich frage mich, wie oft diese Erdbeben noch kommen..."

Gendankenverloren schaut sie nach draußen,doch als sie realisiert, was sie dort sieht, stößt sie einen spitzen Schrei aus.

"Oh mein Gott, das ist ja richtig schlimm da draußen!"

Mum hatte erst jetzt bemerkt, dass es so dunkel ist.

Sie setzt sich benommen aufs Sofa.Dan redet besänftigend auf sie ein.

Mir fällt auf, wie sehr Dan in den letzten Tagen Teil unserer Familie geworden ist.Er kümmert sich um uns,wir kümmern uns um ihn. Ich mag ihn, nein, ich liebe ihn! Er bedeutet mir inzwischen genauso viel wie Marvin oder Mum.

Da ich sonst nichts tun kann, rufe ich Marvin und mache uns beide bettfertig.Dann sage ich Mum dass Marvin heute bei mir schläft und wir gehen gemeinsam ins Bett.

Im Bett kann ich endlich mal ausspannen und die Körperwärme meines kleinen Bruders genießen.Wir reden noch stundenlang über das Krankenhaus, bis Marvin müde wird und einschläft.Ich beobachte noch,wie seine kleine Brust sich hebt und senkt, und seine kleinen Hände im Schlaf zucken.Seine dunkelbraunen lockigen Haare fallen ihm ins Gesicht.Ich schiebe sie ihm hinter sein Ohr.

Nach einer Weile schlafe auch ich ein.

Black CloudWhere stories live. Discover now