Der zehnte Tag
09.12.2089
5:00 Uhr, zuhause
Hunger. Durst. Hitze. Mit diesen Gefühlen wache ich auf. Mein Magen fühlt sich an wie ausgehöhlt, mein Kopf brummt und meine Kehle ist die reine Wüste.
Langsam schäle ich mich aus meinen 5 Decken und setze mich auf. Ich spüre, wie mir mein T-Shirt am Leib klebt. Wir vergaßen, unsere Schlafsachen hochzutragen, deshalb geht jeder hier mit der normalen Kleidung schlafen.
Ich schwitze wie ein Schwein. Natürlich nicht wortwörtlich gemeint, aber es ist sehr, sehr warm geworden. Unglaublich warm. Unerträglich.
Langsam schleppe ich mich zum Karton mit den Lebensmitteln, um mir meine Flasche für heute zu holen. Aber als ich reinschaue, bemerke ich, wie wenige Lebensmittel nur noch drinnen sind - nur eine Dose Gemüsesuppe und eine Flasche Mineralwasser, und das für uns alle drei!
Das reicht niemals.
Mum muss gestern noch so verwirrt gewesen sein, dass sie nicht bemerkt hat, dass wir das noch brauchen werden, und alles aufgebraucht. Ich kann ihr das nicht übel nehmen, sie hat es ja nicht mit Absicht getan. Doch im Moment zählt das nicht. Ich habe Durst.
Ich spiele mit dem Gedanken, heimlich die Flasche zu nehmen und auszutrinken, doch ich verbanne ihn sofort wieder aus meinem Kopf. Dafür liebe ich Mum und Dan zu sehr.
Was sollten sie denn dann trinken?
Ich überlege fieberhaft, was wir den Tag lang trinken sollen, denn wir werden die nächsten Tage sicherlich nicht überleben, wenn wir nichts zu trinken haben.
'Das Bad! ´, entsinne ich mich, 'Man könnte doch aus dem Wasserhahn trinken, oder ?´
Erleichtert wende ich mich um und schlurfe durstig zum Bad.
Aber aus dem Wasserhahn kommt nichts. Gereizt drehe ich ihn auf und wieder zu, auf und zu.
Doch das einzige, was es bewirkt, ist, dass ich immer panischer werde.
Kein Wasser!
Was sollen wir denn jetzt tun?
Ich lasse mich schwerfällig auf den Boden fallen und schaue mich erneut um. Gibt es nicht irgendwas, das Wasser ersetzen könnte?
Doch es ist so schwül, dass ich nur noch begrenzt denken kann. Ich fühle mich seltsam träge und benebelt, ich weiß fast gar nicht mehr, wie ich heiße.
Genauso hat es sich anfühlt, als ich bei meiner Operation betäubt wurde – alles dreht sich, und man ist nicht mehr fähig, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Ich schüttele einmal heftig den Kopf.
Dann stehe ich träge wieder auf und schleppe mich zurück zu meiner Matratze. Durstig lege ich mich wieder schlafen, was mir erst nach einer Stunde gelingt.
9:00 Uhr, zuhause
„Amy! Amy! Wach jetzt endlich auf!“
Benommen reibe ich mir die Augen. Dan rüttelt mich.
„Amy! Weißt du, wo wir Wasser kriegen sollen? Es ist nur noch eine einzige Flasche da! Wie konnte das passieren?“
Träge und durstig schüttele ich den Kopf und murmele etwas von „Wasserhahn kaputt“, bevor ich langsam wieder ins düstere Land der Träume versinke.
9:30 Uhr, zuhause
Ich schaue mich um. Wo bin ich? Um mich herum sehe ich Nebel, eine sehr dunkle, fast schwarze Masse. Ich strecke meine Hand aus. Sie verschwindet – für mich unsichtbar – in der trüben Suppe.
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Black Cloud
Science Fiction2089- ein Jahr der Katastrophen.Anfangs nur eine Wolke ,doch es wird immer schlimmer-es folgen unzählige weitere Schicksalschläge. New York muss zusammenhalten, um sie zu bestehen - und dazu kommt noch Amys neue Liebe!