Für immer bei dir T1

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Emma

Sie konnte es kaum glauben. Seit nun gut einer Stunde saß sie mit ihrem kleinen Bruder Charlie im Flugzeug. Beide hatten während des Fluges noch kein einziges Wort gesagt, was sie auch nicht wirklich wunderte.

Schlimmer hätte es sie auch nicht treffen können. Womit hatten sie das verdient? Hätte nicht irgendeinen anderen dieses Schicksal treffen können? Nein, es mussten ja sie sein. Immer waren es sie.

 Emma schaute aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel und blendete sie. Sonst sah sie nichts  als Wolken an sich vorbeischweben. Alles wirkte glücklich und ruhig. Sie dachte daran, wie schön es noch vor ein paar Monaten gewesen war. Damals lebten sie zwar in einer Mietwohnung und hatten nur wenig Geld, aber trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Mit ihrer Mum haben sie damals noch gelacht und Späße getrieben. Das änderte sich allerdings vor ein paar Tagen, denn ihre Mum starb an einem Herzinfarkt. Alles war auf einmal vorbei.

Von einem Tag auf den andern hatte sich ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr wie es einmal war. Nun war ihre Mum fort und sie würde nie wieder wiederkommen und das wussten die Geschwister ziemlich gut. Es war, als hätte jemand ihr Herz herausgerissen und hätte darauf herumgetrampelt.

Das hatte sie sehr mitgenommen, aber vor allem Charlie war traurig gewesen. Er war erst elf und während der Trauerfeier brach er in Tränen aus. Emma hatte das nicht ertragen können und hatte in schließlich aus der Kirche gezogen. Dort haben sie gessesen, auf einem Bürgersteig wo stinkende Autos an ihnen vorbeifuhren und gemeinsam haben sie Träne für Träne vergossen.

Wie hätte es auch anders sein sollen?
Aber warum mussten immer alle gegen sie sein?

Was hatte sie so schlimmes gemacht, dass alle ihr Schaden zufügen wollten?

 Ihr einziger Angehöriger war ihr Dad, doch mit dem wollte sie nichts zu tun haben. Ihre Eltern waren geschieden und er hatte sie einfach so sitzen gelassen. Seit vier Jahren hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Er war auch nicht zur Trauerfeier gekommen und so war Emma erst recht wütend auf ihn. Doch da er ihr einziger Angehöriger war, mussten sie wohl oder übel zu ihm fliegen. Das Problem war nur, dass der in Florida lebte, um genau zu sein in West Palm Beach und so stiegen Charlie und sie ins Flugzeug um zu ihm zu fliegen.

Eine halbe Reise um die halbe Welt nur um mit dem schlimmsten Mann der Erde zusammenleben zu können! War das nicht wunderbar?!

Emma freute sich gar nicht über den Gedanken, dass sie bald mit ihrem Dad zusammenleben musste. Um genau zu sein, wurde ihr bei dem Gedanken schlecht. Ihre Mutter hatte ihr oft erzählt, dass er und seine Eltern unglaublich reich waren und sich alles leisten konnten. Vermutlich lebte er jetzt noch in einem Traumschloss und davor waren zahllose Diener die ihm dienten. Halleluja!
Schlimmer ging es ja wohl nicht, oder?
Emma mochte reiche Menschen nicht
besonders, denn meistens waren sie entweder total verwöhnt oder sie kritisierten an jedem etwas, wenn ihnen etwas nicht passte.

Da sie noch lange nicht in West Palm Beach waren und ihr langweilig wurde, nahm sie sich Papier und Stifte und malte lauter weinende Smileys auf das Blatt. Malen war eines ihre größten Hobbys. Egal ob sie auf Leinwänden oder auf Papier malte, mit Acryl- oder Wasserfarben, mit Filzstiften oder Buntstiften, bunt oder schwarz- weiß, sie liebte das Malen so sehr wie nichts anderes. Das Malen hatte sie von ihrer Mum geerbt und immer wenn sie ein Bild malte dachte Emma an sie. Plötzlich riss eine Stimme sie aus ihren Gedanken. Es war ihr kleiner Bruder Charlie. „Em, Em! Sieh mal! Da unten das Meer und die Strände! Ist das nicht schön?“, rief er. Emma blickte nach unten. Das Wasser glitzerte in der Sonne und am Strand sonnten sich Unmengen von Leuten. Alle schienen glücklich zu sein.

Für immer bei dir  #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt