Für immer bei dir T11

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Grace

Sie war enttäuscht! Von Sam! Von Emma! Von Charlie! Und am meisten von sich selbst!

Nach dem Gespräch war sie nach oben geeilt, hatte sich auf das Bett geworfen und sich gefragt, warum sie überhaupt lebte. Ihr Herz war herausgerissen worden und in zwei Hälften geteilt worden.

Sie wusste nicht was sie tun sollte! Selbst wenn Charlie sich hundert mal entschuldigt hätte, würde sie ihm nicht verzeihen! Sie stand auf und sah aus dem riesigen Fenster auf den Hof. Emma eilte gerade zu Sams Cabrio, stieg ein und schon fuhren sie vom Hof. Traurig blickte sie ihnen nach.

Ja, es stimmte, vielleicht hätte sie sich etwas zurückhalten sollen, aber sie wollte doch auch nur das Beste für die beiden. Sie hatte nie vor, die ganze Erziehung der beiden zu übernehmen, das wäre ihr viel zu anstrengend gewesen. Nein ,sie wollte nur weiterhin eine Rolle in Sams Leben spielen. Seit die Kinder hergezogen waren, kümmerte er sich viel um die beiden, als um seine Frau. Sie wurde wie ein Stück Luft behandelt.

Deshalb musste sie eben manchmal die Grenze überschreiten. Ihr selbst fiel das ja auch nicht leicht. Aber was sollte sie sonst tun? Einfach nur zusehen und nichts tun? Nein, das konnte sie nicht! Und das würde sie auch nicht tun! Irgendetwas musste geschehen!

Es war Abend geworden. Wahrscheinlich trieb sich Sam noch irgendwo herum, denn er war noch nicht zurückgekommen. Eigentlich wäre es Zeit für das Abendessen geworden, aber Grace hatte einfach keinen Appetit.

Es war schon nach acht Uhr, als sie das Cabrio auf den Hof fahren hörte. Die Autotür knallte zu und man hörte den Kies unter seinen Füßen knirschen, als er zur Haustür ging. Grace hörte den Schlüssel im Schloss drehen und schon kam ihr Mann ins Haus. Es dauerte lange, bis er die Treppe hinaufging. Vielleicht hatte er noch gegessen. Als er die Tür öffnete, blieb er wie erstarrt stehen. Er sah sie an. Er sah sie lange an. Sehr lange sogar. Wie lange wusste sie nicht genau.

Dann sagte er es. Es war nur ein Wort, aber es machte Grace wütend. Sehr wütend sogar. Es war das Wort "Hey".

"Hey?! Nach allem was heute zwischen uns passiert ist kommst du an und sagst 'hey'?"

"Jetzt beruhige dich doch erst einmal! Lass uns erst einmal in Ruhe darüber reden, ja? Hör zu, es tut mir leid!"

Am liebsten würde sie ihm verzeihen, ihn in die Arme schließen und ihm sagen, wie sehr sie ihn mochte. Aber sie hatte sich vorgenommen, es ihm nicht allzu leicht zu machen. Und das tat sie nun.

"Du kannst dich entschuldigen, so oft du willst, das macht es nicht ungeschehen!"

"Aber das ist es doch! Was geschehen ist, ist geschehen! Das kann man nicht mehr ändern! Sieh das endlich ein!"
Sie sah in enttäuscht an. Sie wusste natürlich, dass man das Vergangene nicht ändern kann, aber trotzdem war es nicht fair! All die Jahre hatte sie ihm ihr Vertrauen geschenkt und nun...

Das hier war ihr erster großer Streit. Natürlich haben sie schon öfters diskutiert, aber das waren eben nur Diskussionen. Das war nun ein echter Streit. Das wusste Grace und das wusste Sam. Beide wussten das.

"Dir ist anscheinend alles wichtiger als ich. Die Kinder, ihr Leben und ihre Zukunft! Ich möchte auch wieder eine Rolle in deinem Leben spielen. Du behandelst mich ja wie Luft!"

"Ich sorge mich um die Kinder, weil sie hier ein neues Leben anfangen müssen. Das ist genauso wie damals, als du hergezogen bist. Da habe ich dir geholfen. Jetzt sind die Kinder hergezogen und nun helfe ich ihnen."

Sie war schockiert. Damals, als sie hergezogen war, hassten sie alle Menschen in West Palm Beach. Wahrscheinlich weil sie so viel Geld hatte und sich somit alles leisten konnte. Nur Sam war für sie da gewesen. Er war charmant gewesen, als er in einem abgelegenen Restaurant zu ihr kam. Er hatte die Tränen in ihren Augen gesehen und sie getröstet. Mit ihm fühlte sie sich geborgen. Von da an war sie auch beliebter in der Gemeinde gewesen. Selbstverständlich am meisten bei den reicheren Leuten .

Trotzdem hatten sich die Leute aus den Bettlersiedlungen oft über sie lustig gemacht. Nur aus diesem Grund mochte sie die ärmeren Familien nicht. Sie hassten Grace und Grace hasste sie. Grace war es egal, ob die ärmeren Leute die selbe Kleidung zweimal hintereinander anzogen oder ob sie sich nicht alles leisten konnten. Was die ärmeren Familien ihr damals angetan hatten, würde sie niemals vergessen.

Doch nach all den Jahren, war ihr dieses Thema immer noch unangenehm. Und sie hasste das Thema. Und das wusste Sam.

"Wie kannst du es wagen? Du weißt genau, dass ich dieses Thema hasse. Es ruft die schlimmsten Bilder aus meiner Vergangenheit hervor! Das weißt du genau!"

"Natürlich weiß ich das! Aber wenn du es nicht in Ordnung findest, wenn ich meine eigenen Kinder großziehe, dann kannst du gerne gehen!"

"Was?! Ich soll ausziehen?"

Sie war schockiert.

"Ja, wenn du nicht mit meiner Erziehungsart einverstanden bist, dann geh!"

"Gut, wenn du meinst! Dann gehe ich eben!"

Er sah sie für ein paar Sekunden an. Dann ging er. Einfach so. Ohne ein weiteres Wort. Sie konnte es nicht glauben. Sie war am Boden zerstört. Sam hatte ihr Herz erobert und es dann einfach weggeworfen. Sie hatte sich so in ihm geirrt.

Die Traurigkeit wurde zur Wut.

Was fiel Sam eigentlich ein? Aber sie musste nun gehen. Sonst würde er nur über sie lachen. Sie schnappte sich einen großen Reisekoffer, den sie in Paris gekauft hatte und packte ihn voll: Mit Schuhen und Büchern, mit Kleidung und Schminke und mit ihrem großen Portmonaie. Am Ende brauchte sie nur noch eine zusätzliche Tasche. Dann rauschte sie nach unten, schmiss die Haustür hinter sich zu und lief über den Hof.

An ihrem Mercedes angekommen, packte sie ihr Gepäck in den Kofferraum, stieg ein und warf den Motor an. Das Auto raste vom Hof, hinaus auf die Hauptstraße.

Wo sollte sie bloß hin? Diese Frage stellte sie sich die ganze Zeit. Sie fuhr kreuz und quer durch die Gegend. Vor einem Hotel blieb sie stehen. Hier würde sie erst mal bleiben. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken.

So das war jetzt ein etwas längeres Kapitel! Aber alle, die denken, dass Grace nie wieder kommt muss ich leider enttäuschen! Grace steht bald wieder vor der Tür und dann werdet ihr etwas mehr über sie erfahren.

Danke an alle Leser, Follower und Voter! Ich bin jeden Tag überwältigt, wie viele meine Geschichte lesen! Vielen Dank!

Über weitere Kommis, Follower und Votes würde ich mich natürlich auch freuen!

Love, filou2000

Für immer bei dir  #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt