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4:05 Uhr. Schon so früh versuchte mein Wecker mich aus meinem Schlaf zu holen, doch ich machte ihm schnell einen Strich durch die Rechnung und drückte auf "Schlummern".

4:15 Uhr. Schon wieder versuchte das nervigste Ding am Morgen, auch genannt mein Wecker, mich zum Aufstehen zu bewegen. Was tat ich natürlich? Ich drückte mal wieder auf "Schlummern".

4:25 Uhr. Dieses Ding lässt einfach nicht locker. Zum Glück gibt es ja die Schlummertaste. Ein Hoch auf den Typen, der die erfunden hat.

4:35 Uhr. Ok jetzt reichte es mir und ich drückte ausnahmsweise nicht auf "Schlummern". Ein verschlafener Blick auf die Zeit und schon schlug ich hecktisch und wie von Zauberhand putzmunter die Decke weg, sprang auf und lief schnurstracks Richtung Bad.

Ich bin viel zu spät dran! Ich hab mir doch den Wecker nicht umsonst auf so eine frühe Uhrzeit gestellt.

Wirklich viel Zeit mich für die Reise ins Unbekannte vorzubereiten hatte ich nicht mehr.
Aber meine Morgendusche ließ ich mir nicht nehmen. Schlafanzug aus, Tür auf, Manuel rein, Tür zu, Wasser an.

An dem Tag musste ich es mal verschmerzen zu kalt zu duschen, denn ehe ich meine perfekte Wassertemperatur eingestellt hätte, würde ich später vom Zug nur noch die Rücklichter sehen können. Außerdem schadet es nicht ein wenig kälter als sonst zu duschen. Es würde mich wenigstens wach machen.

Tür auf, Manuel raus, Tür zu, abtrocknen, frische Klamotten anziehen. Nun musste ich nur noch schnell meine Mähne bändigen und schon könnte ich noch etwas essen, bevor ich den Weg zum Bahnhof antrat.
In der Küche schmierte ich mir noch ein paar Brote für Unterwegs, da ich vorher doch keine Zeit mehr hatte um zuhause zu essen.

Mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Koffer an der Hand wollte ich die Wohnung verlassen, als mir noch auffiel, dass ich meine Maske nicht trug. Ich ließ den Koffer im Hausflur stehen und hastete durch alle Räume meiner Wohnung auf der Suche nach der Maske. Sie war weder im Schlafzimmer, noch in der Küche oder in der Stube.

Da fiel es mir wieder ein. Ich hatte sie doch ins Bad gelegt, um sie gleich nach dem Duschen aufzusetzen. Ein kurzer Blick in das kleine Zimmer und siehe da. Da lag das weiße Stück Plaste, das die Menschen in meinem Umfeld vor dem Anblick meines Gesichts schützt.

Mit einer schnellen Bewegung setzte ich sie auf, verließ den Raum, schnappte mein Gepäck und eilte aus dem Gebäude hinaus. Draussen war alles noch so ruhig und ein seichter, kühler Wind wehte. Es war ziemlich ungewohnt, doch auch schön nicht sofort das Gespött der Anderen zu sein. Ich konnte zum Bahnhof laufen ohne verwirrte oder gar abwertende Blicke zu ernten.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich trat den Weg zum Bahnhof an. Das einzige was man durch die Strassen hörte waren die Rollen des Koffers und gelegentlich den Motor eines vorbei fahrendenn Autos. Letzteres aber eher seltener.

Schon von weitem sah ich die helle Beleuchtung im Inneren des Bahnhofs, welche von Schritt zu Schritt näher kam und noch heller zu werden schien. Doch als ich an der Eingangstür angekommen war, blieb ich ruckartig stehen.

Dort drinnen würde es nicht mehr so einsam sein und ich würde wieder die typischen Blicke ernten, die man normalerweise nur Schwerverbrechern zu warf. Ich würde wieder zum Gespött der Anderen werden. Mich jetzt zu weigern würde trotz alledem keinen Sinn machen, also beschloss ich doch hinein zu gehen.

Vorsichtig wagte ich einen Schritt nach vorne und die beiden Seiten der Schiebetür gingen auseinander. Ein letztes Mal sah ich hinter mich und ging dann in den Bahnhof.
Mein erstes Ziel für heute war es mein Gleis zu finden.

Welches war es nochmal?

Zur Sicherheit holte ich nochmal den Brief von der Bundeswehr aus dem Rucksack und schaute nach wohin ich gehen musste. Gleis 7.

Auf der einen Seite des Bahnhofs waren die Gleise mit geraden Zahlen, auf der anderen Seite waren die Gleise mit ungeraden Zahlen.

1, 3, 5, 7.  Da ist es ja.

Vom Hauptgang bog ich nun in die Richtung meines Gleises und stellte mich zusammen mit meinem Gepäck auf die Rolltreppe nach oben. Zum Glück hatten so früh keine Shops auf und mir blieben wenigstens die Blicke der Mitarbeiter erspart.

Oben am Bahnsteig angekommen war ich tatsächlich noch der erste, der da war. Etwas weiter hinten erkannte ich allerdings einen Mann mit einer Uniform. Die Uniform stammte von der Armee. Das war wahrscheinlich mein Ansprechpartner und schon lief ich geradewegs auf ihn zu.

"Guten Morgen, mein Name ist Manuel Büttinger. Bin ich bei ihnen richtig?" stellte ich mich vor und gab den Brief ab, den ich vor 5 Tagen bekommen hatte. Der Mann nahm mir stumm den Brief aus der Hand und überflog ihn. Dann gab er mir diesen zurück und sagte mir ich solle mich noch eine Weile hinsetzen bis alle anderen eingetroffen waren.

5:19 Uhr.

So langsam müssten die anderen doch auch mal kommen.

Kurze Zeit später trudelten auch schon weitere Menschen ein. Doch nur Männer fanden ihren Weg dorthin wo ich auch schon wartete. Die meisten beachteten mich zum Glück nicht. Sondern redeten miteinander über Themen, die mich sowieso nichts angingen.

Mit insgesamt 14 Minuten Verspätung kam, so wie es aussah, unser Zug angerollt. Er sah alt aus. Sehr alt sogar. Alle anderen Männer wurden aufmerksam und stellten sich schon in einer Reihe auf, um endlich in das eiserne Transportmittel einsteigen zu können.

Was machen die sich alle für einen Stress? Als ob die sich auf die Reise freuen würden.

Erst als sich schon die ersten im Zug befanden und die Schlange vor dem Zug langsam abnahm stellte auch ich mich hinten an, bis ich nach kurzem Warten an der Zugtür angekommen war und meinen schweren Koffer über die Schwelle trug.

Im Zug schaute ich mich nach einem Sitzplatz um, doch so wie es aussah gab es keine freie Reihe mehr.

Ein einziger Platz war noch frei. Allerdings wurde dieser von dem Rucksack eines jungen Mannes blockiert. Irgendeinen Platz brauchte ich aber, schließlich konnte ich nicht die ganze Fahrt über stehen.

Soldiers - Kürbistumor FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt