Palutens Sicht:
4:50 Uhr.
Ein Klopfen, welches höchstwahrscheinlich von der Tür kam, zog mich unsanft aus meinem Schlaf. Rewi, die Tranfunzel, interessierte das mal wieder nicht die Bohne, wurde dann allerdings doch endlich wach, als unser Ausbilder die Tür öffnete und ein schnelles „Morgen" in den Raum warf.
Na wenigstens war der netter als der Typ, der uns gestern geweckt hat.
„Ich hab keinen Bock!" kam es von drüben durch die Decke genuschelt, nachdem sich der Typ wieder verzogen hatte. „Ich doch auch nicht." seufzte ich und stand auf, um mich fertig fürs Frühstück zu machen. So lief mittlerweile fast jeder Morgen ab. Rewi hatte keine Lust, ich hatte keine Lust, alle anderen hatten keine Lust und dennoch mussten wir uns jeden Tag wohl oder übel aus dem Bett quälen.
Das Frühstück verlief ganz normal. Ich musste wieder neben Manuel sitzen, Taddl und Rewi quasselten ununterbrochen und ich saß einfach nur müde und unbeteiligt mit am Tisch und wartete darauf, dass wir endlich zurück auf unsere Stuben gehen dürften.
Zurück in unserer Stube hatten wir nicht lange Zeit das Essen zu verdauen, sondern mussten keine 10 Minuten später alle auf unserem Flur vor den Zimmern antreten.
Die Leute aus meiner Etage standen denen aus der unteren Etage gegenüber.„Morgen Männer!" ertönte eine männliche Stimme am anderen Ende des Ganges.
„Mein Name ist Schmidt, ich bin ihr Ausbilder und möchte von ihnen nur mit ‚Chef' angesprochen werden."
„Morgen Chef." hallte durch den Flur von uns Rekruten.„Kommen wir auch gleich zur Sache- Wenn sie mit einem Vorgesetzten kommunizieren und haben Etwas verstanden haben, kommt ein kurzes, knackiges „Jawohl". Ich will kein „Jo", kein „Jupp" oder sonst irgendwas dergleichen hören.
Wenn sie vor den Stuben antreten, passiert das erst, wenn sie komplett angezogen sind. Das heißt sie verlassen die Stube erst, wenn Jacke, Hose und Schuhe an ihren Körpern haften.
Frühs wird die Stube erst verlassen, wenn offiziell geweckt wurde und Tagsüber bleibt die Stubentüre offen, es sei denn einer der Rekruten ist krank oder verletzt. Haben sie das bis hierhin verstanden?"
„Jawohl!"
„Na also. Geht doch. Hören sie den Befehl „Schott" hat von jeder Stube ein Rekrut in Grundstellung vor der Stube anzutreten. Grundstellung heißt, sie stehen mit den Armen an der Hüfte, einem nach vorne gerichteten Blick und den Füßen im 60 Grad Winkel. Bei dem Kommando „Rührt euch" macht nur das linke Bein einen Schritt nach Links und die Hände kommen hinter den Rücken.
Ich hoffe bis hierhin konnte man alles verstehen und man möge sich an diese Grundregeln- und Befehle halten. Und nun; Wegtreten!"
Und schon liefen wir alle zügig auf unsere Zimmer zurück.
Als Nächstes mussten wir auch noch nach Draußen, um uns in irgendeiner Formation oder so aufzustellen.
„Das sieht ja miserabel aus. Ich werde sie jetzt nach der Größe sortieren. Sonst kommt hier ja überhaupt keine Ordnung in das ganze Gewirr."
Scheisse wie groß bin ich nochmal?
Ich lief einfach mal zu der Gruppe von 1,72m bis 1,78m. Irgendwo dazwischen würde ich schon mit hineinpassen. Außerdem standen da bekannte Gesichter aus meinem Haus und eine bekannte Maske.
Passt schon.
„So sieht das doch schon besser aus! In einer halben Stunde sehen wir uns dann zum Hallentraining. Ich erwarte, dass sie pünktlich erscheinen."
Och nee. Das hatte ich ja komplett vergessen.
Hätten wir nicht eine Liste mit genauen Angaben welche Klamotten wohin gehörten, wäre unser Schrank das reinste Tohuwabohu. Aber Gott sei dank besaßen wir ja das gute Stück Papier und ich fand meine Sportklamotten auf Anhieb.
Ohne mich allzu sehr zu loben, musste ich doch zugeben, dass ich in dem engen Sportshirt und in der Shorts ziemlich gut aussah. Zu blöd nur, dass jeder das selbe beim Training tragen und ich somit in der Menge untergehen würde.
-
Die Halle, in der wir nun trainieren sollten war echt groß. Sogar größer als die, die wir damals in der Schule hatten. Logisch, es müssen ja auch ziemlich viele angehende Soldaten hier reinpassen. Trotzdem hatte ich sie mir kleiner vorgestellt.
Am Boden befanden sich gefühlt tausende an bunten Linien, Streifen und Markierungen und im oberen Drittel der Wände sorgten riesige Fenster für das nötige Tageslicht in der Halle. Es wurden Hindernisse zum Überqueren, drunter durchkriechen und noch Weitere aufgebaut. Alle zusammen ergaben unseren Einsteigerparcours.
Doch bevor wir unsere Fähigkeiten daran testen konnten, hieß es erstmal erwärmen. Und was gäbe es zur Erwärmung besseres als laufen? Ganz genau, laufen!
5 Runden waren in dieser Halle schon echt schweißtreibend, jedoch nichts, was man nicht schaffen könnte.
Ich war gerade dabei wieder vom Schwebebalken, dem dritten Element im Parcours, abzusteigen, als ich hinter mir einen dumpfen Knall hörte. Anscheinend war jemand vom Balken gefallen.
Ich kümmerte mich nicht sonderlich darum wer und warum derjenige gefallen war und wollte gerade zum nächsten Hindernis laufen, als mein Name ausgerufen wurde.
„Ja?" - „Jetzt helfen sie doch ihrem Kameraden!"
Erst als ich mich auf den Rückweg zum Schwebebalken machte, erkannte ich wer da am Boden lag.
Manuel.
Die anderen Rekruten kümmerten sich einen Scheiß darum, dass er da zusammengekauert lag und sich seinen Knöchel hielt. Vor ein paar Tagen hätte ich wahrscheinlich genauso reagiert und wäre einfach an ihm vorbei gelaufen. Doch die Sache im Bad und beim Frühstück letztens hat irgendwas verändert. Ich konnte nur nicht sagen was.
„Hey, alles in Ordnung?" versuchte ich für meine Verhältnisse einigermaßen gefühlvoll zu fragen und kniete mich dabei zu ihm auf den Boden. Ich glaube ich hatte verlernt empathisch gegenüber meinen Mitmenschen zu sein, denn das was ich da von mir gab klang immer noch leicht wie ein Vorwurf.
„M-mein Knöchel.. tut weh." kam unter leichten fast überhörbaren Schluchzern. Erst jetzt bemerkte ich, dass er weinte. Seine Maske verdeckte ja sein komplettes Gesicht. Nur wenn man ganz genau durch die Schlitze für seine Augen schaute konnte man erkennen, dass diese mit Tränen gefüllt und glasig waren.
Erst da bemerkte ich wie nah ich seinem Gesicht war, als ich seine schönen verweinten Augen regelrecht studiert hatte.
Schön? Das wird ja immer besser. Mach was um von der peinlichen Situation wegzukommen!
„Äh k-kannst d-du aufstehen?" das Schütteln mit dem Kopf seinerseits war die Antwort auf meine Frage.
Fuck man was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach- Oder doch? Ach scheiß drauf!
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Soldiers - Kürbistumor FF
FanfictionDeutschland droht der 3. Weltkrieg. Deshalb wird die Wehrpflicht wieder eingeführt und viele junge Männer, darunter auch der 20-jährige Manuel und der 24-jährige Patrick, werden zur Bundeswehr geschickt. (Und ja ich weiss die beiden sind älter, aber...