Manus Sicht:
Mies gelaunt und in Gedanken versunken, weil ich fast die ganze Nacht kein Auge zugedrückt bekommen hatte und ungefähr so fit wie ein Faultier -ein sehr sehr müdes Faultier- war, saß ich mit Taddl und Rewi am Esstisch, starrte auf meinen Teller und rührte in der Pampe vor mir herum, die sich Frühstück schimpfte.
Die Gespräche der Anderen zogen verzerrt und abgestumpft an mir vorbei. Zwar konnte ich hin und wieder einzelne Worte aufschnappen, jedoch fehlte mir einfach die Motivation und die Energie mich auch nur ansatzweise auf das Gespräch meiner Kollegen zu konzentrieren und eigene Beiträge zu leisten. Sinnvolle Beiträge wohlgemerkt.
Als sich jemand unserem Tisch ungefähr so energiegeladen wie eine Schlaftablette näherte und sich wortlos auf den Stuhl neben mir fallen ließ, schaffte es dieser jemand doch tatsächlich ein kleines Fünkchen meiner Aufmerksamkeit zu erhalten.
Respekt an denjenigen.
Diese Aufmerksamkeit äußerte sich jedoch nicht darin, dass ich auch nur auf die Idee kam mich zu bewegen. Ich wusste, dass es nur Palle sein konnte. Wer sonst würde jeden Tag neben mir sitzen und mir notgedrungen Gesellschaft leisten.
„Noch jemand, der so müde ist wie du." lachte Taddl an mich gewandt. Ich wollte ihm am liebsten einen genervten Blick oder wenigstens etwas in der Art zuwerfen, der ihm verdeutlichen sollte, dass das jetzt nicht der Witz des Jahrhunderts war, diese Bemerkung nicht mal witzig wäre, wenn ich ausgeruht genug wäre um darüber lachen zu können und ich zu müde war, um überhaupt irgendetwas in einer anderen Emotion, als meine monotone Stimmung wahrzunehmen.
Da dies aber sowieso nichts bringen würde, da meine Maske jegliche, auf meinem Gesicht lesbare, Emotionen verhinderte und ich -wie bereits mehrmals erwähnt- zu faul war überhaupt irgendwas zu tun, ließ ich es bleiben und ließ Taddl im Glauben es wäre ja ach so lustig.
„Ha ha, sehr witzig." kommentierte Patrick den Kommentar gereizt und schaffte es damit tatsächlich, dass ich meinen Kopf in Bewegung setzte und meinen Sitznachbar, der gerade widerwillig von seinem Brot abbiss, ansah.
„Wisst ihr schon was wir heute machen?" fragte Taddl kleinlaut. „Hoffentlich was Entspanntes." kam es von Rewi, obwohl wir dies wahrscheinlich alle hofften.
„Ich glaub' heute haben wir frei, dafür steht allerdings morgen Waffentraining auf dem Plan." äußerte ich und sorgte damit gleichzeitig für gute Laune am Tisch, da dies bedeutete, dass wir uns heute nicht schon wieder in der Halle abrackern mussten.
Ich wollte unseren freien Tag trotzdem nicht nur dazu nutzen um einfach die ganze Zeit auf unserer Stube zu hocken und Langeweile zu schieben, nur um am Abend unausgelastet ins Bett zu gehen und meine Zeit vergeudet zu haben.
Ich wollte in die Halle gehen und dort für mich allein ein wenig auf meine Art trainieren, um bei den normalen Trainingseinheiten, die es hier bestimmt noch in sich haben werden, nicht wie der letzte Loser dazustehen und schließlich schon nach der Erwärmung wie ein keuchendes, schwitzendes Wrack dazustehen.
Wäre ich noch zuhause, wäre ich wahrscheinlich nicht mal ansatzweise auf die Idee gekommen mich zum Sport zu zwingen, geschweige denn meinen dürren Körper in ein Fitnessstudio zu zerren. Zudem konnte ich so unnötigen Menschenkontakt aus dem Weg gehen.
Zudem hätte ich zuhause sicherlich wieder irgendeine Ausrede gefunden und wäre auch dort geblieben. Ich meine was hätte ich auch für einen Grund gehabt zum Sport zu gehen? Ich konnte ja schließlich schlecht riechen, dass ich zum Soldat verdonnert werde.
Stattdessen würde ich zuhause stundenlang im Bett oder mit Chips auf der Chouch liegen oder am PC zocken oder ein Buch lesen oder eine Serie durchsuchten oder einfach nichts tun. Von diesen schönen Dingen kann ich mich allerdings mittlerweile endgültig verabschieden.
An unserem freien Tag würde sowieso niemand -außer mir mal wieder- auch nur im entferntesten auf die Idee kommen sich selbst beim Sport zu quälen und sich lieber noch ein paar Stunden auf die faule Haut legen, deshalb würde ich meine Ruhe haben und mir erst nach dem Mittagessen einen Mittagsschlaf gönnen.
Um mir diesen aber auch zu verdienen, müsste ich jedoch erstmal mein Training schaffen und auch wenn sich jede Faser meines Körpers nur ein flauschiges Bettchen ersehnt, in dem er seinen wohlverdienten Schlaf nachholen kann, wollte ich mich auf Biegen und Brechen zu ein paar Übungen zwingen.
Woher kommt auf einmal die Motivation Manuel? Bist du Krank?
Ob krank, psychisch gestört oder einfach nur dumm, schlang ich den Rest meines Frühstücks runter, holte mir in meiner Stube meine Sportsachen und machte mich damit auf den Weg zur Turnhalle.
Obwohl ich früher als die anderen vom Frühstück gegangen bin und eigentlich erwartet hatte, dass ich auf dem Weg zum Sport keine Sau treffe, lief doch der ein oder andere angehende Soldat an mir vorbei und warf mit entweder verwirrte, belustigste oder teilweise selbst mitleidige Blicke zu.
Ich konnte mir denken was in deren Köpfen los war: „Wie kann man an einem freien Tag freiwillig trainieren?", „Bei dem Lauchkörper würde ich auch was unternehmen wollen.", „Der Arme, muss an seinem freien Tag Sport machen, weil er es sonst nie zu etwas bringen würde."
Wahrscheinlich das und noch viel mehr.Alleine bei dem Gedanken an Sport musste ich lachen. Zuhause hatte ich mich vor einer gefühlten Ewigkeit mal in einem Fitnessstudio angemeldet und es gefühlt nie besucht. Die paar Male, die ich seitdem dahin gegangen bin, kann man an einer Hand abzählen, was jeder andere sicherlich für rausgeschmissenes Geld gehalten hätten, womit sie auch definitiv recht hätten, weshalb ich meine Mitgliedschaft auch schneller wieder gekündigt habe als ich dachte.
Ich meine klar ich bin nicht der Sportlichste, nicht mal ansatzweise, aber so dermaßen abwegig ist es doch auch nicht, dass ich mich mal dazu entscheide etwas für meine nicht vorhandene Fitness zu tun. Immerhin hab ich die ganze Halle für mich allein und diese Gelegenheit bekommt man selten.
Bevor ich wirklich aus der Umkleide und in die riesige, stille Halle ging, atmete ich noch einmal tief durch.
Augen zu und durch.
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Soldiers - Kürbistumor FF
FanfictionDeutschland droht der 3. Weltkrieg. Deshalb wird die Wehrpflicht wieder eingeführt und viele junge Männer, darunter auch der 20-jährige Manuel und der 24-jährige Patrick, werden zur Bundeswehr geschickt. (Und ja ich weiss die beiden sind älter, aber...