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Manus Sicht:

„Ich weiss nicht wie ich anfangen soll." begann ich zitternd. „Schon gut, du kannst mir alles sagen." erwiderte er mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen. Gott sah er gut aus, wenn er mich so ansah. Diese braunen funkelnden Augen, das markante Gesicht, seine schmalen Lippen und einfach seine komplette Art zog mich immer wieder in ihren Bann.

Wie gern würde ich ihn jetzt küssen!

„I-ich glaube ich... also ich... ich hab' mich in dich verliebt!" platzte es schlussendlich aus mir heraus.
Während meiner Beichte schaffte ich es nicht ihm in die Augen zu schauen, doch jetzt, als ich es dann wieder tat, schien mir das Blut in den Adern zu gefrieren.

Sein warmherziges Lächeln war verschwunden und ein gehässiges Grinsen bildete sich auf seinem scheiss perfekten Gesicht.

„Du dachtest doch jetzt nicht ernsthaft, dass ich mit dir? Dass wir- ein Paar werden würden?" lachte er lauthals. „Ich mein' schau dich doch mal an. Du ein Freak, der seine hässliche Fratze mit einer Maske verdeckt und ich, ein heterosexueller gut aussehender Mann, der etwas Besseres als dich verdient hat. Das passt einfach nicht." den letzten Satz sprach er wie ein strenger Vater, der seine Tochter belehren will, aus.

„Es tut mir leid." wisperte ich, doch das konnte er schon längst nicht mehr hören, denn Palle stürmte aus meinem Zimmer und- klopfte an?

Was geht denn jetzt ab?

Doch schneller als gedacht erkannte ich, dass dieses Klopfen nicht mehr zu meinem Traum gehörte.
Bevor ich weiter über meine Träumerei nachdenken konnte, wurde die Tür schon geöffnet und Palle trat ein.

Palle? Der Palle, dem ich gerade im Traum gestanden habe, dass ich in ihn verknallt bin?

„Ähm hey Manu, ich hab dir- Sag mal du schläfst im Ernst mit Maske?"

Gott im Himmel sei Dank hab ich das Teil aufgelassen.

„Naja normalerweise nicht, aber ich will nicht riskieren, dass Taddl mein Gesicht in der Nacht sehen kann." antwortete ich verschlafen.

Sein Blick ließ leichte Skepsis vermuten, er schien nachzudenken und wahrscheinlich fragte er sich dabei wie behindert jemand sein kann, der sein Gesicht unter keinen Umständen zeigen will und dafür sogar schlechten Schlaf aufgrund einer drückenden und pieksenden Maske auf sich nimmt.

Und egal wie behindert mein Verhalten wirklich sein mochte, in einer Sache war ich mir ganz sicher. Und zwar, dass meine Unsicherheiten und die Angst vor den Reaktionen anderer auf mein Gesicht immer über Bequemlichkeiten und Komfort stehen und ich -wenn es sein muss- Tag für Tag, Nacht für Nacht, Stunde für Stunde, diese Maske tragen würde.

„Wie auch immer. Deswegen bin ich gar nicht hier." holte er mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität. „Ich hab dir was zu Essen mitgebracht."
Aus dem Rucksack, der eigentlich Taddl gehörte, holte er ein paar in Servietten gewickelte Brote, eine Tasse und einen Teebeutel.

Da ich mit dem kleinen Wasserkocher, den Thaddeus mitgebracht hatte, bereits Wasser für den Tee aufgekocht hatte, wollte ich gerade nach der Tasse greifen, die Patrick noch in der Hand hielt und mir den Tee überbrühen.

Doch gerade als ich die Tasse nehmen wollte, berührten sich unabsichtlich Palles und meine Fingerspitzen. Als wäre ein Stromstoß durch unsere Körper gefahren, zuckten wir beide kurz zusammen, wodurch die Tasse allerdings zu Bruch ging.

Während Patrick seine Hand wie gebannt betrachtete, versuchte ich bereits die Scherben aufzusammeln und in den Mülleimer zu befördern.
„I-ist alles okay? Hast d-du dich verletzt?" Ich versuchte möglichst cool mit der Situation umzugehen, auch wenn ich alles andere als cool war.

„Palle?" endlich richtete er den Blick von seiner Hand auf mich, schaute mich allerdings an, als hätte man ihn aus dem Halbschlaf geweckt und ihm eine schwierige Aufgabe in Physik gegeben.

„Alles okay?" wiederholte ich meine Frage von eben und schaffte es dabei sogar in seine wunderschönen, verwirrten rehbraunen Augen zu schauen.

Wunderschön? Sie sind nicht- Oder doch? ... Ach wem mache ich hier eigentlich etwas vor?

So langsam fing ich an mich mit dem Gedanken anzufreunden schwul zu sein. Allerdings kam ich noch nicht so recht damit klar mich dann gleich ausgerechnet in Patrick zu verlieben. Ich meine klar, er ist bildhübsch, gut gebaut und ist der Mädchenschwarm schlechthin. Doch auch genau da war das Problem. Er war heterosexuell, stand auf Frauen und war höchstwahrscheinlich noch homophob.

Auch wenn er mir nie erzählte welchem Geschlecht sein Interesse galt, wusste ich, dass es definitiv das Weibliche sein musste. Ein Typ wie er konnte doch nur heterosexuell sein. Und selbst wenn er homo- oder bisexuell war, würde er selbst dann von einem Typen wie mir nur eines halten: Abstand.

Gott sei Dank riss mich seine Stimme aus meinen Gedanken noch bevor ich mich in ihnen verlieren und letztendlich zu weinen beginnen würde. „J-ja. A-alles gut. Tut mir leid... also wegen der Tasse. Die is' ja j-jetzt kaputt." murmelte er noch immer leicht benommen.

Wieso ist er nur so durch den Wind? Ob er die Berührung genauso intensiv wie ich wahrgenommen hat?

„Schon gut, ich hab noch eine Tasse hier." schmunzelte ich verlegen in der Hoffnung Patrick würde mich nicht dafür bei einem der Offiziere verpfeifen, während ich die Tasse, die ich schon vorher mal zur Sicherheit in mein Zimmer geschmuggelt hatte, aus dem Schrank holte.

„Dann ist ja alles gut.. äh, guten Appetit." wünschte er mir, während er schon im Begriff zu gehen war.
Ich wollte mich noch bedanken, doch er war schneller und hatte bereits die Tür hinter sich zugezogen.

Und somit ließ er mich wieder allein mit tausend Fragen und Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten, während ich lediglich ein paar Bissen der liebevoll zurecht gemachten Brote nahm und auch meinen Tee nur bis zur Hälfte austrank.

Selbst nachdem ich die Brote wieder in die Serviette verpackt, den Tee netterweise doch noch ausgetrunken, die Tasse zurück in die Schublade verstaut, meine Maske nach dem Essen wieder aufgesetzt, das Licht ausgeknipst und mich zurück unter meine Decke gekuschelt hatte, blieb eine Frage, die mich beschäftigte, stehen:

Was macht dieser Junge nur mit mir?

Soldiers - Kürbistumor FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt