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Denn vollkommen unerwartet wurde die Tür aufgerissen und das Licht eingeschaltet. Wie von der Tarantel gestochen zog ich mir die Decke bis zur Stirn und tastete im Nichts umher, bis ich etwas zu greifen bekam. Meine Maske. Schnell zog ich sie mir über und stellte fest, dass derjenige, der mir die neu gewonnene Ruhe genommen hatte, nur Taddl war.

"Sorry. Wollte dich nich' wecken." murmelte er. "Passt schon. Hab' eh noch nicht geschlafen." erwiderte ich und lächelte verlegen. Doch auch diesmal musste ich feststellen, dass er das nicht sehen konnte. Und das war auch gut so.

"Gut." setzte er an und lächelte ebenso verlegen. "Ich wollte dir nur sagen, dass wir morgen nach dem Frühstück unsere komplette Ausrüstung holen gehen. Und danach wird uns erstmal alles erklärt worauf wir hier achten müssen."

Och nö. Aber das ist besser als Training.

"Oh und ich hab' dir ein Brot beim Abendessen vorhin rausgeschmuggelt. Du hattest ja vorhin nicht so viel essen können." beendete er seinen Satz, während er das besagte Brot, eingewickelt in eine Serviette, aus der Jackentasche holte und mir übergab.

"Danke." war das einzige, was ich darauf sagen konnte und schlang so hastig wie ein ausgehungerter Wolf, der seit Tagen nichts gerissen hatte das Brot hinunter, wobei ich mich des öfteren verschluckte.

Doch das Problem, welches sich nun ergeben würde, war, dass ich nun erneut meine Zähne putzen musste und mich damit auch erneut der Gefahr hingab ohne Maske im Bad gesehen zu werden.

~AN~
Falls sich jetzt einige wundern wie Manu trotz seiner Maske normal essen kann. Ich weiss es ehrlich gesagt auch nicht, wusste aber nicht wie ich es sonst schreiben soll XD

Palutens Sicht:

Nachdem Manuel heulend wie ein Kleinkind den Speisesaal verlassen hatte, kehrte betroffenes Schweigen an unserem Tisch ein. Ich konnte förmlich die entgeisterten Blicke auf meiner Haut spüren, welche von Thaddeus und Sebastian ausgingen.

"Ist was?" fragte ich genervt, als mir ihre Blicke zu sehr auf den Keks gingen, woraufhin die beiden nur unverständliche Laute von sich gaben und sich ihrem Essen wieder zuwandten.

Geht doch.

Zwar waren wenige Minuten später allemann schon fertig mit essen, doch mussten wir noch auf die Ansage des Oberleutnants oder wie auch immer man den Typen bezeichnen sollte, warten, der soeben in den Raum marschierte.

Hätte ich den Kerl zuhause auf der Straße getroffen, würde ich nie im Leben auf die Idee kommen, dass jemand wie er ein zu respektierender Soldat ist. Sein Aussehen glich eher dem eines Nilpferdes mit der breiten Nase, den großen krummen Zähnen im Maul, den kleinen geschwollenen Augen und mit seiner schwabbelig dicken Statur.

Ich schaltete wie immer auf Durchzug und ignorierte das Grunzen des Nilpferdes. Rewi würde mir sicherlich später alles nochmal erzählen.

Kaum war das letzte Wort der Ansage gesprochen, sprang auch Taddl auf und verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Saal. Das kam mir ganz recht. Soll er doch Manuel hinterher rennen und ihn trösten wie die Mami ihr Kind.

Toll. Und wer darf denen ihre dreckigen Teller jetzt mit wegräumen? Ganz genau. Ich!

Widerwillig stapelte ich das Geschirr auf unserem Tisch und bat Rewi es wegzubringen. Ich jedoch lief schon voraus zum Wohnhaus und zu meinem Zimmer.

Kurz darauf betrat auch Rewi das kleine Doppelzimmer. "Was war denn vorhin mit dir los?!"  Die Empörung in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Was soll denn mit mir gewesen sein?" fragte ich gespielt unwissend, ohne ihn dabei anzusehen. "Warum hast du mich getreten, als ich mit Manuel geredet habe?" definierte er seine Frage.

"Er ist ein Freak und mit Freaks redet man nicht!" erwiderte ich genervt und sah ihm nun eindringlich in die Augen in der Hoffnung er würde endlich Ruhe geben. Noch ein letztes ungläubiges Kopfschütteln seinerseits und ich hatte wieder meine Ruhe.

"Da das ja nun geklärt ist. Was hat eigentlich der Offizierstyp beim Abendbrot gelabert?" fragte ich etwas freundlicher als eben. "Ach nichts Besonderes. Er hat nur davon erzählt, dass auch er uns willkommen heißt und solches Zeug. Und wir gehen morgen unsere Ausrüstung oder sowas holen und danach wollen die uns noch irgendwas erklären. Wie man sich hier zu verhalten hat und sowas."

Shopping für Soldaten oder was? Naja, wenn's sein muss.

Doch bevor ich mich darüber lautstark beschwert hätte, ließ ich es lieber bleiben und tat so, als wäre es mir egal. Sonst stünde ich wieder wie der Menschenhasser hoch 10 da und das war dann doch nicht so ganz mein Ziel. Das Einzige, was ich von mir gab, war ein kleines genervtes Schnauben.

In meinem Schrank suchte ich dann meine Waschtasche, um nach der Zahnbürste inklusive Zahnpasta zu kramen, schnappte mir dann noch meinen Schlafanzug und verließ mein Zimmer, um dann mein Ziel, das Bad, zu erreichen.

Ich erwartete eigentlich meine Ruhe und das Bad für mich allein zu haben, da die meisten noch lange nicht an schlafen dachten, doch wurde meine Erwartung zunichte gemacht, als ich die Tür auf machte.

Ein junger Mann mit braunen langen Haaren stand an einem der Waschbecken und putzte gerade seine Zähne. Als dieser mich jedoch bemerkte spuckte er wie ein defekter Wassersprinkler die überflüssige Zahnpasta aus und griff wie von der Tarantel gestochen neben sich, während er sich wegdrehte.

Hätte er das nicht getan, wüsste ich nicht wer er ist, denn das was ich erkennen konnte war mir neu. Er hatte stechend grüne Augen und volle rosige Lippen, doch mehr konnte ich nicht erkennen, denn dafür drehte sich Manuel zu schnell um.

"K-kannst du b-bitte warten, bis ich fertig bin und meine Maske w-wieder auf hab?" fragte er beinahe flehend.
Komischerweise tat ich was er mich bat und ich lief zu den Toiletten, um mich umzuziehen.

Warum tue ich was mir ein Freak sagt? Nochmal schafft er das jedenfalls nicht.

Anscheinend verwirrte mich Manu so sehr, dass ich mich in meinem Schlafanzug komplett verheddert hatte. Einmal tief durchatmen, Schlafanzug nochmal anziehen. Und diesmal richtig. Und schon hatte ich die Toilettenkabine wieder verlassen. Doch Manuel war nicht mehr da.

Von dem kalten Wasser, welches ich mir nun ins Gesicht klatschte, erhoffte ich wieder zur Besinnung zu kommen. Tatsächlich half es ein wenig. Dank dessen hörte ich wenigstens beim Zähneputzen auf zu denken und ich verließ das Bad.

Meine Decke zog ich mir bis zur Nasenspitze und versuchte erneut an nichts zu denken. Ich wusste nicht wie, doch irgendwann schlief ich, trotz des Schnarchens, welches von Rewi ausging, ein.

Soldiers - Kürbistumor FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt