Völlig durchnässt kamen wir dann bei unserer Truppe an und stellten uns dazu. Fällt ja auch nicht auf, wenn zwei klatschnasse Typen -der eine mit hochrotem Kopf- sich an eine Gruppe von Männern anschließen, die augenscheinlich keinen Tropfen Regen abbekommen haben und so tun, als wäre nicht vor ein paar Sekunden etwas Dämliches vorgefallen.
Wie dem auch sei. Nach und nach klapperten wir die Ausgabestationen der einzelnen Ausrüstungen ab und während die Wägen immer mehr mit Uniformen befüllt wurden nahm mein Kopf an Röte langsam wieder ab. Patrick hatte ich zwar in dem Getümmel aus den Augen verloren, aber das war vielleicht auch ganz gut so.
Mit vollgepacktem Wagen lief ich wie ein kleiner schüchterner Junge, der seiner Mutter zum ersten Mal bei den wöchentlichen Einkäufen hilft und völlig unbeholfen mit dem großen Einkaufswagen durch die Regale irrt, in Richtung des Raumes wo wir die Sachen anprobieren sollten.
Ich mochte es nie mich vor anderen umzuziehen. Weder damals in der Schule vor dem Sportunterricht, noch im Sommer beim Schwimmen wollte ich meinen dünnen Körper zur Schau stellen. Ich musste mir dann immer nur Dinge wie „Was ein Lauch!" oder „Hast du Magersucht oder so?" gefallen lassen.
Kaum hatte ich einen Fuß in den Raum gesetzt, lief ich zielstrebig in die hinterste Ecke und versuchte dabei möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, was mir auch mehr oder weniger gelang. Als ich dann aber von jemandem mit einem „Hey Manu." an der Schulter angetippt wurde, hätte ich beinahe vor Nervosität einen Schrei abgegeben, jedoch erkannte ich ziemlich fix wer dieser jemand war.
„Taddl, du bist's. Erschreck mich doch nicht so." murmelte ich. „Oh sorry, ich wollte dich nicht erschrecken, ich war nur froh-" weiter hörte ich ihm nicht zu, denn schon fing mein Blick an durch den Raum zu wandern. Da waren einige Leute aus meiner Etage, Sebastian, Palle, noch einige andere aus unserem Haus und-
Warte mal, stopp.
Mein Blick ging zurück zu Palle, der mich anscheinend nicht bemerkt hatte und gerade dabei war sich umzuziehen. Ob gewollt oder nicht, fixierten meine Augen seinen Körper und ich sah gebannt dabei zu, wie er sein Shirt nach oben zog und es in Slow-Motion elegant über seinen kopf gleiten ließ, wodurch seine Muskeln zum Vorschein gebracht wurden und man freie Sicht auf seinen entblößten Oberkörper hatte, um es dann hinter sich auf der Bank abzulegen.
Er nahm sich das Oberteil aus dem Wagen und begann sich dieses überzuziehen, wobei er erneut unbewusst mit den Muskeln spielte und dabei-
„Manu?! Hey, hörst du mir überhaupt noch zu?"Widerwillig löste ich meinen Blick von Palles Körper und sah Taddl notgedrungen an. „J-ja klar. Was hast du nochmal gesagt?" „Schon gut." Augenrollend verließ er den Raum und ließ mich somit wieder allein.
Ich wollte es dann aber auch nicht einsehen, mich in einem Knäuel von schwitzenden, großen, muskulösen, angsteinflößenden Männern, umzuziehen und meinen schäbigen Körper zur Schau zu stellen.
Scheiß drauf - das wird schon alles passen.
Zu eng konnte jedenfalls, dank meiner Lauchform nichts sein, also dürfte es auch kein Problem sein, wenn irgendwas mal etwas lockerer sitzt.
Entschlossen mit flinken Schritten schob ich meinen schweren Wagen aus dem Raum, ohne auch nur ein einziges Stück anprobiert zu haben und begann draußen alles in große Taschen zu stopfen.
„Nanu. Herr Büttinger, schon fertig mit anprobieren?" wunderte sich unser Aufseher. „Jaja, ging alles ganz schnell und die Sachen passen wie angegossen." Ich versuchte so selbstsicher und überzeugend wie möglich zu klingen und rang mir wenigstens ein kleines Lächeln ab, um meiner Stimme die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen. „Haben sie auch nichts vergessen?"
„Ne ne, alles da." rief ich noch im Rauslaufen.Draußen war ich dann der Erste, der seine Sachen verstauen und seinen Platz im Bus einnehmen konnte. Ich setzte mich einfach in die selbe Reihe wie bei der Hinfahrt, nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal am Fenster saß und nicht Palle.
Apropos Palle, der kam keine 2 Minuten später aus dem Gebäude und warf seine Sachen achtlos in den Kofferraum. Ich schenkte ihm wenig Aufmerksamkeit, denn zu mir setzten würde er sich eh ni-
Und erneut wurde ich eines besseren belehrt, denn er setzte sich doch zu mir.
Was zum? Der ganze Bus ist leer und er setzt sich freiwillig zu mir? Na gut, mich stört's nicht.
„Wie kommt's?" fing ich leise an. „Was?" „Na, dass du dich zu mir setzt?" verdeutlichte ich meine Frage. „Ähm ich ... wir sollten ... Ach nur so."
„Aha." „Ich kann mich auch gerne woanders hinsetzen." murmelte er.„Nein nein, schon gut. Bleib bitte, äh ich meine, wenn du willst." beschämt meinen Gedanken laut ausgesprochen zu haben, sah ich nach unten.
Gott sei dank sieht man nicht wie rot ich grade bin.
„Gut." murmelte er mehr zu sich selbst als zu mir.
Die Heimfahrt verlief ruhig, etwas angespannt, aber ruhig. Zumindest war es entspannter als die Hinfahrt. Ich starrte aus dem Fenster, Patrick hörte Musik, also alles wie immer.
Und dennoch war ich ziemlich froh, als wir durch die Tore zu unserer Kaserne fuhren und endlich zurück auf unsere Stuben gehen konnten.
Zwar wär' ich das ein oder andere mal durch die schweren Taschen fast der Treppe hochgefallen, aber das Gefühl, dass dieser Tag bald ein Ende haben würde, war es wert.
„Gute Nacht." und schon fiel ich rücklings auf mein Bett. Es war erstaunlich wie schnell ein ungemütliches Bett zu einem einigermaßen Bequemen wird, wenn man nur kaputt genug ist.
„Manu willst du dich nicht eventuell mal umziehen oder Zähne putzen?" lachte Taddl.
„Putz' bitte für mich mit, danke." und schon zog ich mir die Bettdecke bis zur Nasenspitze und wollte nichts weiter als endlich einzuschlafen.„Dann träum' schön vom Hallentraining morgen." witzelte er und war bereits dabei zu gehen. „Warte!" und zack saß ich wieder kerzengerade im Bett. „Hallentraining?" „Ja. Am Nachmittag, mit den anderen aus unserem Haus." und damit verließ er endgültig den Raum, knipste das Licht aus und ließ mich komplett verwirrt im Dunkeln sitzen.
Ist Patricks Zimmer nicht am Ende des Flures? Das kann ja nur peinlich für mich enden.
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Soldiers - Kürbistumor FF
FanfictionDeutschland droht der 3. Weltkrieg. Deshalb wird die Wehrpflicht wieder eingeführt und viele junge Männer, darunter auch der 20-jährige Manuel und der 24-jährige Patrick, werden zur Bundeswehr geschickt. (Und ja ich weiss die beiden sind älter, aber...