Manus Sicht:
Mein Tag startete mal wieder super. Nicht. Erst wurden wir so früh und unverhofft geweckt, dass ich eine gewisse Zeit braucht, um überhaupt zu realisieren wer, was und wo ich bin, dann war das Bad bis zum äußersten überfüllt und zu allem übel, wäre ich beinahe ohne Maske aus dem Zimmer geschlendert.
Beim Frühstück wurde ich dann, wie eigentlich immer, von Palle ignoriert. Normalerweise machte mir das mittlerweile nichts mehr aus, doch hatte Palle etwas an sich, was es mir schwer machte nicht auf seine Ignoranz und seine blöden Bemerkungen zu reagieren. Er schaffte es mich zu verunsichern, mich einzuschüchtern.
Warum lässt mich seine scheiß Art nicht einfach kalt?
Er hatte einfach irgendetwas an sich, was mich faszinierte. Nur wusste ich noch nicht genau, was dieses Etwas war, das mich nicht an seiner Art verzweifeln ließ und ich neugieriger wurde, zu erfahren, was es war. Ich wollte am liebsten alles über ihn in Erfahrung bringen, jedes Detail seiner Persönlichkeit förmlich studieren und ergründen, warum er mir gegenüber so ablehnend ist, doch den Mumm ihn auch nur jemals irgendetwas über sich selbst zu fragen, würde ich niemals auch nur ansatzweise aufbringen können.
Deshalb ließ ich es bleiben und griff in Gedanken versunken nach der Kaffeekanne auf unserem Tisch. Als ich allerdings nicht die Kanne, sondern Patricks Hand zu greifen bekam, setzte mein Herz augenblicklich einen Schlag aus und ich zog meine Hand aus Reflex, als hätte ich auf eine heiße Herdplatte gefasst, zurück.
Mann war das peinlich.
-
"Beeilung!" rief uns einer der Offiziere zu, als wir uns auf die Busse verteilten, die uns dahin bringen würden, wo wir unsere Ausrüstung bekämen.
Über zehn Busse und ich erwische ausgerechnet den von Patrick. Und als könnte es mich nicht schlimmer treffen, saßen Taddl und Rewi zusammen und mir blieb nichts anderes übrig, als mich zu Palle zu setzen.Dieser ignorierte mich, mal wieder. Sein Blick starr und emotionslos nach draußen auf den Regen gerichtet und die Stirn an die Fensterscheibe gelehnt.
"Ist was?" brummte er, als er sich mir zuwandt. In seinen Augen lag etwas von Gehässigkeit, doch schwamm in der rehbraunen Farbe auch etwas anderes mit. Etwas, was ich zuvor bei ihm noch nie gesehen hatte und nicht identifizieren konnte.
Mist. Warum muss ich auch immer so dumm sein und ihn anstarren?
"Äh n-nichts." murmelte ich und lächelte verlegen. Dass er das aber durch meine Maske nicht sehen konnte, fiel mir erst auf, als er mir einen Blick aus einer Mischung von genervt und verwirrt zuwarf. Für ihn muss es so gewirkt haben, als würde ich ihn weiterhin ununterbrochen anstarren.
Die Situation heute Morgen beim Frühstück war eigentlich peinlich genug, aber nein, Manuel kriegt es mal wieder hin noch eine Schippe an Peinlichkeit draufzulegen. Beschämt wandt ich deshalb meinen Blick ab und entwickelte ein großes Interesse an der abgestorbenen Haut an meinen Fingern.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Palles Blick allerdings an mir haften blieb. Stocksteif saß ich auf dem Sitz des kleinen Busses und war wahrscheinlich kurz davor, durch den hohen Verlust an Körperflüssigkeit durch Schweißausbrüche zu dehydrieren. Ich fühlte mich, als stünde ich vor einem großen Raubtier und dürfte mich so lange nicht bewegen bis es das Interesse an mir verliert und von mir ablässt.
Ob er mich immernoch beobachtet?
Die Ungewissheit plagte mich und somit wagte ich einen kurzen Blick zur Seite. Mein Blick glitt von seinem Oberkörper, über seinen Hals, bis hin zu seinem Gesicht. Unsere Augen trafen sich, doch zu meiner Verwunderung konnte ich in seinen Augen nicht einmal den Hauch von Abneigung oder Hass erkennen.
Sein Blick war zwar kühl, wirkte jedoch nicht mehr so einschüchternd, wie zuvor. Es schien, als würde dachte er nach, mit wem er es hier zu tun hat. Als Mustern konnte man seinen Blick nicht beschreiben, denn seine Augen hingen starr an meinen. Wie ein Biologe, der eine neue Käferart ausfindig gemacht und nun ausgiebig untersuchen wollte. Ich vermochte ihn zu fragen, wieso er das tat, doch würde dies die ruhige Atmosphäre zwischen uns wieder zerstören.
"Allemann nach draußen!" kam es von vorne gerufen und als hätte man ihn aus seiner Trance geweckt, zuckte Patrick zusammen und sah nach draußen, um sich ein Bild davon zu verschaffen, wo wir gerade angekommen waren.
"I-ich glaube w-wir müssen jetzt raus." meinte ich zögernd, als Palle nicht den Anschein machte, heute überhaupt noch auszusteigen. "Hm" meinte er nur monoton und sah zu mir auf, da ich schon längst aufgestanden war.
Jetzt hieß es für uns rennen, denn natürlich waren alle anderen aus unserem Bus schon in die Richtung des Gebäudes, wo wir anscheinend unsere Ausrüstung bekommen sollten, gelaufen, ohne auf uns zu warten. Aber man kann es ihnen auch nicht verübeln. Wieso sollten sie auch?
Ich war nie gut im Rennen. Weder als Kind, noch als Teenie, noch als Erwachsener. Umso sportlicher und im Laufen begabter kam mir deshalb Palle vor. Fast schon wie ein Marathonläufer sprintete er vor mir zu dem Gebäude, wo es trocken sein würde.
Mitzuhalten versuchte ich trotzdem, auch wenn sich das als äußert schwierig herausstellte. Ich weiss nicht, ob es meine Unfähigkeit war, oder das schlechte Wetter, oder doch meine pure Dummheit, die mich auf dem nassen Asphalt ausrutschen ließ und ich mit einem dumpfen Laut auf dem Po landete.
Den Drang mich einfach wieder aufzurappeln und weiterzugehen verspürte ich zwar, nur hatte Palle anscheinend meinen Sturz bemerkt und aufgrund dessen saß ich immernoch
-schockiert über meine Dummheit- auf dem nassen Parkplatz.Den Regen um mich herum blendete ich gekonnt aus, alles worauf ich mich konzentrierte war Patrick, der langsam auf mich zukam und mein Herz, welches in meiner Brust so schnell schlug, als würde es gleich kollabieren.
Mein Blick starrte ins Leere, bis mir irgendwann 2 Beine die Sicht versperrten. Langsam kletterte mein Blick diese Beine nach oben und nach und nach erkannte ich Palles gut gebauten Oberkörper, sowie sein schönes Gesicht.
Schön. Ich hatte dieses Wort zwar gedacht, aber ob ich wirklich so empfand, war mir noch nicht klar.
"Willst du ewig in der Nässe sitzen bleiben?" Er klang nicht abwertend. Eher fürsorglich und ein ganz kleines bisschen belustigt. Aber vielleicht bildete ich mir das alles wieder nur ein und er war nur ausnahmsweise mal nett. Doch selbst das wäre nicht schlecht.
"Was nun?" Er streckte mir die Hand aus und wie gebannt nahm ich sie zitternd an.
Ein kräftiger Ruck seinerseits, der so viel Energie hatte, dass mir kurz die Luft weg blieb und schon stand ich wieder auf meinen dünnen Lauchbeinen, mit denen ich noch einen Schritt nach vorne torkelte und gegen Palles Brustkorb stieß.
Es fühlte sich an, als wäre es für ihn eine Leichtigkeit mich hochzuhieven und ich kam mir vor wie eine kleine Feder.So nah wie in diesem Moment war ich noch keiner einzigen Person zuvor und noch immer hielt Patrick meine Hand fest in seiner -die zwischen unseren Körpern beinahe eingequetscht wurden- als hätte er Angst, ich würde jeden Moment erneut zu Fall kommen.
Seine Haare waren bereits komplett durchnässt und hingen ihm über die Stirn bis zu seinen rehbraunen Augen, die die Ruhe eines Meditierendens ausstrahlten und mich betrachteten.
Noch etwas überrumpelt stand ich vor ihm und kommentierte die ganze Sache nur mit einem "Danke", bevor ich mich von ihm löste.
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Soldiers - Kürbistumor FF
FanfictionDeutschland droht der 3. Weltkrieg. Deshalb wird die Wehrpflicht wieder eingeführt und viele junge Männer, darunter auch der 20-jährige Manuel und der 24-jährige Patrick, werden zur Bundeswehr geschickt. (Und ja ich weiss die beiden sind älter, aber...