12 | Fuck off, Hunter.

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Tränen überströmt schmiss ich mich auf mein Bett. Ich weinte nicht, weil ich mich schmutzig oder unrein fühlte, nein, ich weinte, weil ich es genossen hatte. Weil ich mich immer wieder auf ihn einlassen würde, weil ich ihm hilflos ausgeliefert war. Ich würde eine wie die Anderen werden. Ich würde eine von denen sein, die Hunter anbetteln, nur eine Minute mit ihm verbringen zu dürfen. Das Problem war, ich würde jederzeit zustimmen. Ja, ich hatte ihn angelogen. Hunter sollte nichts davon wissen, dass ich es immer wieder mit ihm wiederholen würde. Ich wollte ihm diese Genugtuung nicht geben. Als ich sagte, ich würde es nicht mit ihm wollen, wie ich indirekt gesagt hatte, dass es einer der größten Fehler war, hatte ich auch gelogen. Es könnte nicht schöner gewesen sein. Auch wenn Hunter mich damit jetzt bloßstellen würde, diesen Moment konnte mir keiner nehmen. Mit keinem anderen wäre es so wunderschön geworden, aber trotzdem. Hunter war der Totengott, wie sollte das klappen? Er fühlt nicht, er besitzt. Bestimmt hatte er mich in der Nacht ausgelacht, meine Unerfahrenheit ausgenutzt. Jeder wusste ich würde immer diese reine Kore bleiben, die nur einen einzigen Mann an ihrer Seite haben wird und selten Sex hat. Die Leute dachten, mein Mann müsste selbst noch Jungfrau sein, ungeküsst und unerfahren, genau wie ich. Aber ich war nicht mehr rein, wenn man es genau nimmt. Ich wurde schon von jemandem verführt, ich wurde schon vor einem Mann schwach, ohne das er mein Ehemann war. Auch wenn er nur seine Zunge spielen gelassen hat, es zählte trotzdem. So war es, ich sollte den Ansprüchen gerecht werden. Die unausgesprochene Regel beachten, als Persephone, aber ich hatte diese gebrochen. Ich hatte sie enttäuscht, sie wussten es nicht, aber sie würden es von ihm erfahren. Manchmal hasste ich das Götter-Dasein. Ich musste tun, was von mir verlangt wurde, ich durfte dem Willen Zeus' nicht widersprechen. Aber ich hatte es trotzdem getan und ich stand dazu. Ich stand zu meinem Fehler, der für mich nicht einmal ein Fehler war. Auch wenn ich nur ein Zeitvertrieb war, es war kein Fehler für mich. 

Ich wischte mir die Tränen weg und stand auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Helena nicht da war, aber es war gut, sie sollte mich nicht so sehen. Mein Kopf, welcher bei Hunter vor Schmerzen fast explodiert wäre, ging es besser. Mein Schwindel war auch verschwunden und ich wurde zum Glück nicht bewusstlos. Ich hatte auch nicht geträumt, ich hatte eine Vision. Wie Hades vor mir stand und an mich nachdachte. Ich schüttelte meinen Kopf, um die lästigen Gedanken loszuwerden.

Langsam nahm ich mir ein Handtuch und Unterwäsche raus und schlenderte zur Dusche. 

Als ich unter der Dusche stand, fühlte ich mich genau wie vorher, nur frischer. Ich sah ganz okay aus, meine geröteten Auge hatten sich wieder normalisiert und ich sah nicht mehr so tot aus. Ich ignorierte gekonnt den riesigen, lila-roten Knutschfleck von Hunter, um nicht noch mehr an ihn zu denken. Am liebsten würde ich dieses Stück Haut, welches Hunter markiert hatte, nie wieder sehen. 

Meine Haare band ich zu einem Zopf und ging in mein Zimmer um mich umzuziehen. Heute war Sonntag, ich müsste mich nicht richtig anziehen, weshalb ich mir einfach eine kurze Stoffhose und ein zu großes Shirt nahm und mich umzog. 

Nur die Natur konnte mir jetzt wirklich helfen. Ja, ich brauchte das. Immer wenn es mir schlecht ging, ging es wie schon einmal erwähnt, der Natur auch schlecht. Aber wenn ich mich um sie kümmer, wenn ich meine Gabe einsetzte, dann wird das Internat von grünen, farbenfrohen und wunderschönen Gärten umzingelt.

Ich lief zu einer Tür, hinter der sich mein geheimer Garten befand, um zu üben. Als ich die Tür öffnete, hielt ich mir vor Schreck eine Hand vor den Mund. Der ganze Garten war ausgedörrt, die Erde genauso trocken wie die Blumen, die Rinde fiel schon fast von den Bäumen und die Gräser waren goldgelb gefärbt, eine Farbe der Trockenheit. Die himmlischen Früchte rollte auf den Boden umher und waren schon halb zermatscht. 

Generell sah der ganze Raum schrecklich aus. Mir strahlte kein grün entgegen, nein, nur braun, tiefes gelb und selbst die Blumen hatten ihre hellen und strahlenden Farben verloren.

Langsam schritt ich auf den ausgedörrten Garten zu und strich durch die Gräser. Aber sie wurden nicht grün, wie sonst auch immer. Ich konzentrierte mich noch einmal, ich ließ meine Kraft in meine Fingerspitze gleiten, vergass Hunter und all meine Probleme, schloss meine Augen und war die Ruhe selbst. Ich atmete hörbar aus und öffnete sie wieder. Meine Finger glitten wieder durch die einzelnen Halme, welche mich an den Fingerspitzen angenehm kitzelten. Sanft machte ich weiter und sah, wie jeder einzelne Halm von unten bis zum Anfang wieder in seinen Farben leuchtete, was mich glücklich machte. Meine nackten Füße, welche auf der Erde standen, spürten keine trockenen Klumpen mehr. Mein Blick glitt nach unten und ich musste noch breiter lächeln. Die Erde war wieder fruchtbar und feucht und ich genoss dieses Gefühl und den Geruch nach frischer Erde. Ich sprang durch das Gras und kam bei den Blumen an.

Meine Laune hatte sich deutlich verbessert, weshalb es tatsächlich sofort klappte. Meine Hand strich noch ein letztes Mal auf die jeweiligen Blumen des Blumenbusches und sie erstrahlten in allen erdenklichen Farben. Ich machte so weiter, bis ich fertig war und der Garten noch nie besser aussah. Ich nickte zufrieden und wollte mich gerade in das Gras legen und den Ausblick genießen, als es an der Tür klopfte. 

Augen verdrehend ging ich aus dem Zimmer um die Tür zu öffnen. Bestimmt nur Helena, wo die wohl die ganze Nacht war?

Ich öffnete die Tür und mein Herz sackte mir in die Hose. Meine Hand klammerte sich verzweifelnd um den vergoldeten Türgriff und meine Knöchel traten schon weiß hervor. Mein Körper zitterte und mein Herz raste. Ich konnte nicht verhindern, dass ich flach atmete und mir heiß war. Seine Präsenz machte mich nervös. Ich wollte ihn anschreien, die Tür vor ihm zu knallen, aber ich war wie versteinert. Seine blauen, gefühlslosen Augen waren starr auf mich gerichtet und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. All das, was ich mit ihm vorhatte, war wie vergessen als ich in das endlose, blaue Meer seiner Augen sah. Ein Kloß bildete sich langsam in meinem Hals und meine Augen wurden glasig. Meine gute Laune von vorhin war wie weggeblasen. 

Ich schloss meine Augen, ich musste jetzt stark bleiben. Ich durfte nicht weinen. Nicht weinen, nicht weinen, nicht weinen, Persephone. Ich öffnete sie wieder und sagte mit fester Stimme:

"Verschwinde." 

Anscheinend hatte er mit dieser Reaktion gerechnet, denn keinerlei Regung konnte man in Hunters Gesicht erkennen.

Da er nichts erwiderte, schlug ich die Tür vor seiner Nase zu.

Selbstschuld.

Doch ich hatte nicht mit Hunter gerechnet, schnell schob er seinen Fuß zwischen den Türspalt und hielt sie somit offen. WIESO VERSTEHT ER NICHT, DAS ICH NICHT WILL?!

"Persephone, lass mich rein." 

"Nein, du hast genug angerichtet. Du hast doch jetzt was du willst. Du hast doch jetzt etwas, mit dem du dich rächen kannst, weil ich dich geschlagen habe."

Hunter lachte, bestimmt dachte er an diesen Tag. Mir wäre es egal, ob er mich mich bloßstellt oder nicht, aber er wird sagen, dass ich ihn verführt habe. Nicht er mich.

"Ich hab dich doch schon lange bloßgestellt." grinste er und ich schüttelte einfach meinen Kopf. 

"Halts Maul und verpiss dich." versuchte ich nochmal, aber Hunter verdrehte nur die Augen. Er öffnete mit Gewalt die Tür und ich taumelte nach hinten. 

"Gehts noch?!" fuhr ich ihn an.

"Selbstschuld." 

"Ach fick dich doch, du Schwein."

Hunter stellte sich vor mein Bett und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Davor wischte er sich noch mit seinem Daumen über seinen Mundwinkel. Erst jetzt musterte ich ihn. Seine braunen Haaren waren perfekt gestylt und er trug eine Jeansjacke mit Lederärmel, die Ersten zwei Knöpfe waren geschlossen, der Rest offen.  Dazu eine lässige schwarze Hose und schwarze Schuhe. Wie ging das? Natürlich, er war ein Gott, aber wieso sah Hunter so unglaublich gut aus?!

"Ich hasse solche Dinge", fing er an.

"Ich hasse dich", log ich.

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-Ditu '-'



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