„Herr", begrüßte ich ihn und meine Stimme zitterte ungewohnt. Seltsamerweise war es nicht die Angst, die eindeutig mein Inneres aufwühlte, die mich am meisten beunruhigte, sondern die gespannte Erwartung, das leise Flattern meines Herzens.
Dort stand er, groß, düster, unnahbar wie immer, unter einer Eiche. Im Schatten, natürlich. Das blasse Gesicht zeigte keine Regung. Auf dem Boden unter ihm blühte keine Blume, nur ein paar verdorrte Grashalme standen dort, wo Momente vorher noch ein Meer aus Pflanzen gewachsen war.
Er verbeugte sich knapp, ließ mich nicht aus den Augen, sodass ich schlucken musste. Abermals war er in einen schwarzen Umhang gekleidet, der unförmig um seinen Körper wehte wie bei einem Sturm, obgleich doch nur ein sanfter Wind über die Wiese wehte.
„Ich hörte-", begann ich, doch dann schwieg ich, hätte beinahe die Hände vor den Mund geschlagen. Wie taktlos ich war, ohne Aufforderung zu sprechen.
Doch er nickte ermutigend und ich wagte es, fortzufahren, nachdem ich mich ihm ein wenig genähert hatte. „Ich hörte Ihr kommt nur selten hinauf in die unsere Welt." Er sah mich an aus hellen Augen, immer noch unbewegt.
„Das ist richtig. Ich habe mich an die Unterwelt gewöhnt, die Helligkeit hier oben bereitet mir nicht so viel Freude wie dir", antwortete er dann, die Stimme sanft und leise.
„Tut es weh, wenn Ihr in der Sonne steht?", wunderte ich mich. Hades lachte, kurz und freudlos, und ich fand es fast angsteinflößender als sein ewig grimmiges Gesicht.
„Welch Neugierde. Natürlich tut es nicht weh, trotz allem bin ich ein Gott." Ich fragte mich, was er mit trotz allem meinte. Vielleicht die Tatsache, dass er nicht war, wie die anderen Götter.Stöhnend massierte ich mir meine Schläfe. Das Bild, welches vor meinem inneren Auge erschien, verblasste langsam zu weiteren, schlimmen Erinnerungen.
So konnte es nicht weitergehen. So konnte mein ganzes Leben nicht weitergehen. Ich konnte nicht aufhören an Hunters Worte zu denken und meine Albträume, die sich um Hades drehten, verschlimmerten sich von Mal zu Mal. Er entführte mich in die Unterwelt, er liebte mich. Wenn in Träumen vorkommt, dass Hades dich liebt oder generell Hades vorkommt, passiert in deinem unsterblichen Leben immer etwas, was entweder positiv oder negativ für dich ist. Selten ist es beides, was bei mir auch höchstwahrscheinlich nicht der Fall sein wird. Ich sollte meiner Mutter, Demeter glauben, dass das Schulleben der Sterblichen wirklich anstrengend ist.. Wahrscheinlich lag es eher an mir, nicht an den Anderen. Viele wendeten sich von mir ab, was natürlich auch verständlich war. Ich sah aus, als hätte ich die schlimmsten Deperessionen vom Himmelsreichs, der Zwischenwelt und der Unterwelt. Helena erzählte mir nichts von dem Tag, als sie verschwunden war, was mir auch ziemlich egal war. Mein ganzes Leben verschlechterte sich gerade, da hatte ich keine Zeit für solche Götterkacke, wie Helena sie abzieht.
"Also Persephone, hast du geübt?" riss mich Gaia, meine Vertretungsleherin, aus meinen grauen Gedanken.
Ich setzte kein echtes Lächeln auf, niemand sollte bemerken, wie es mir ging. Wie ich unter all dem leide, auch wenn ich wusste, dass es nicht einmal der Anfang ist und Hunter noch viel schlimmere Sachen abziehen wird. Ich wusste auch, dass meine Träume sich verschlimmern würde, ich wusste es einfach. Es war ein Bauchgefühl und ich glaubte an meinen Bauch.
"Natürlich." antwortete ich ihr gespielt fröhlich.
"Ach, dann läuft ja alles super! Wie viel kannst du nun schon wachsen lassen?" hakte sie überrascht nach.
"Alles, was mit der Natur zu tun hat."
"Perfekt, hat noch jemand, außer Persephone, geübt?" Ein paar meldeten sich, aber ich war mit den Gedanken schon längst wo anders.
-------------
"Triton, das wirst du nicht tun." knurrte ich, da ich wirklich kein Stress gebrauchen konnte. Mein Kopf dachte zu viel und mein ganzer Körper wurde jede einzelne Sekunde von Schmerzen durchfahren. Triton wollte unbedingt Hunter fragen, wo ich denn an der Strandparty ganze Zeit gewesen war, da er mich nicht finden konnte und Hermes Hunter ebenfalls nicht. Triton war neugierig. Zu neugierig.
DU LIEST GERADE
The Paradise of the greek Gods
Teen Fiction"Was ist dein größter Wunsch, Hunter?" "Zu sterben. Einfach nur zu sterben." Doch was ist, wenn man nicht sterben kann? Wenn man sich den Tod so sehr herbei sehnt, doch es unmöglich ist zu sterben? Dann ist man innerlich schon längst tot. -- Eine...