"Jetzt beruhige dich doch, Hunter", versuchte ich es zum 10. Mal. Er war noch immer wütend wegen Eros. Und als ich ihm gesagt habe, dass Eros noch mit uns trainieren würde, und zwar immer, ist Hunter vollkommen ausgerastet.
"Wie soll ich mich bitteschön beruhigen, wenn dieser Ameisenficker dich heiraten will und dich berührt, wie ich es eigentlich will." Hunter fuhr sich gestresst durch die Haare, als ich innerlich Freudesprünge machte und nicht anders konnte, als gleich vor Freude aufzuschreien. Für viele mochte meine Reaktion in solch einer Situation absurd klingen, doch dass er das alles mit mir wollte, machte mich überglücklich. Und wie.
"Ich werde doch niemals zustimmen ihn zu heiraten!", versuchte ich es dennoch verzweifelt weiter.
"Wenn ich du wäre, würde ich das tun. Auch wenn ich diese Ameise mit Flügeln hasse, er kann dir ein viel besseres Leben bieten als ich, verstehst du nicht?" Mich wunderte eher die Tatsache, das Hunter schon so weit dachte. Das er schon wusste, wie sehr ich ihm verfallen war. Aber bedeutete das nicht auch, dass er mir ebenfalls verfallen war? Denn wenn Hunter meinte, dass Eros mir ein besseres Leben bieten konnte als er selbst, hatte er ja schon damit gerechnet, dass noch viel mehr zwischen uns passieren wird.
Okay, eigentlich war das schon lange klar gewesen, wenn man richtig darauf geachtet hätte.
"Aber was bringt mir ein besseres Leben, wenn ich nicht mit dem Mann glücklich werden kann, mit dem ich glücklich werden will?", flüsterte ich, doch er konnte es hören. Es brachte nichts weiter rum zu lügen, ich musste jetzt einfach offen mit ihm darüber reden.
Hunter sah mich verwundert an, bis er richtig realisierte was ich gesagt habe. Seine Lippen wurden von einem kleinen Lächeln umspielt und auch ich musste ein klein wenig Lächeln. Doch sofort verdunkelte sich sein Gesicht wieder.
"Nein, lieber nicht. Wir sollten einfach mit all dem aufhören, denn sonst wird das alles viel schwieriger."
"Was - nein, Hunter, vergiss das sofort! Du sagtest immer, ich soll nicht auf diese Regeln achten und jetzt tust du es selber", wollte ich ihn sofort umstimmen.
"Perse, eigentlich ist das ja deine Schuld. Du hast mich geschlagen, also hast du damit angefangen."
Nein, Helena hatte die Idee und ich musste sie eben ausführen.
"Also fangen wir jetzt damit an, wer daran Schuld ist, oder wie? Hunter, wir beide sind Schuld. Denn du hast dann weiter gemacht und mich, na ja, ähm, verwöhnt?" Mir war es noch immer peinlich, solche Dinge auszusprechen. Ich sollte mal wirklich nicht mehr so verklemmt sein.
"Du wolltest es", knurrte er und machte mir ein bisschen Angst. Hunter schritt auf mich zu, als ich nichts mehr antwortete, denn mir viel kein gutes Argument mehr ein, und schüttelte seinen Kopf.
"Du müsstest das Zimmer wechseln, doch ich muss dich beschützen. Wir müssten so viel tun, damit wir aufhören können, doch ich kann und darf es nicht", flüsterte er gedankenverloren.
Seine Nähe machte mich nervös, aber dieses Gefühl verdrängte ich sofort in die hinterste Ecke. Viel wichtiger war das, was er eben gesagt hatte.
"Vor was beschützt du mich?"
In seinen Augen blitze kurz die Angst und Abweisung auf, doch ich ließ mich nicht davon abschrecken. Nein, im Gegenteil, ich wusste das man bei ihm nur am Ball bleiben musste, dann würde er weich werden.
"Du kannst mir vertrauen, ich hoffe das weißt du, Hunter", ergänzte ich noch.
Er beugte sich etwas zu mir runter und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Als seine Fingerkuppen meine Haut kurz berührten, überkam mich solch ein schönes Gefühl, dass mein ganzer Körper unter Strom stand und er mein Herz schneller schlagen ließ.
Nur durch diese einzige und kurze Berührung.
"Du weißt nicht, wie sehr ich dir vertrauen möchte, wie groß der Drang ist, dir das alles zu erzählen, doch da ist diese unsichtbare Wand, die Wand die ich nicht sehen kann und deshalb nicht zerstören kann. Jedes Mal, wenn ich nur daran denke, dir das zu erzählen, macht sich dieses Gefühl in mir breit, was meint, dass du mich abweisen wirst. Und deshalb renne ich die ganze Zeit gegen diese verdammte Wand, aber ohne Erfolg", hauchte Hunter mir ins Ohr, während ich mich leicht an ihn lehnte.
Mein Herz zerbrach und fügte sich wieder zusammen. Das jede Sekunde lang. Hunter wollte mir vertrauen, konnte es aber nicht. Hunter wollte mir seine Gedanken, seine Vergangenheit, anvertrauen, doch es klappte einfach nicht. Und ich dachte immer, es gäbe andere Gründe oder er fände mich lächerlich, einfach zu blöd für sowas. Aber der wahre Grund war, dass er Angst hatte. Ja, Hunter, der Totengott und Sohn des gefürchteten Hades, hatte Angst. Und das durfte er. Er war berechtigt dazu, Angst zu haben. Jedes Mal, wenn er mich runtergemacht hatte, dass ich nichts wüsste, hatte er das nur zum Selbstschutz gemacht.
"Dann helfe ich dir dabei, diese Wand zu durchbrechen", flüsterte ich nur noch, bevor ich mich ganz an ihn lehnte, um meine Lippen auf seine legte. Zuerst schien Hunter überrascht, doch schlang sofort seine Arme um meine Taille und erwiderte den Kuss. Und Zeus, konnte der gut küssen. Es war wie ein kleines Feuerwerk das in mir ausbrach, mein Feuerwerk.
Unser Feuerwerk.
Ich schob all die Ängste, dass während dem Kuss nicht das gleiche fühlte wie ich, beiseite und konzentrierte mich voll und ganz auf diesen Typen vor mir. Ein Seufzer entwich mir, als Hunter auf meine Unterlippe biss und mich somit etwas erregte. Meine Hände fuhren durch seine Haare, durch die weichen Haare und verwuschelten sie somit.
Als ich mich von ihm löste, atmete ich schwer und die Luft um mich herum war heiß und stickig. Seine Augen funkelte leicht und bezauberten mich einfach. Sie strahlten mir in einem blaugrünen Ton entgegen, welcher fast schon meine Sinne benebelte. Nicht das der Kuss das schon längst getan hatte, oder Hunters Anwesenheit selbst. Man könnte meinen, dass er nie die Lebensfreude verloren hat, immer wieder gekämpft hatte, doch wenn man Hunter wirklich kennen lernt, weiß man, was wirklich dahinter steckt. Eine grausame Geschichte, die ich hoffentlich irgendwann erfahren werde. Denn ich möchte ihm helfen, ihm zeigen, dass er nicht alleine ist.
"Ich halte es einfach nicht aus, wenn er dich nur so ansieht oder dich berührt, Prinzessin."
So ging es mir auch bei ihm und Aphrodite, aber um den Moment nicht zu zerstören, erwähnte ich es nicht.
"Ich weiß", sagte ich leise und strich ihm durch das Haar. Hunter vergrub sein Gesicht in meiner Halsgrube und verteilte federleichte Küsse dort.
"Es braucht nicht mehr lange, dann kann ich mir gar nicht mehr kontrollieren, Persephone."
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The Paradise of the greek Gods
Teen Fiction"Was ist dein größter Wunsch, Hunter?" "Zu sterben. Einfach nur zu sterben." Doch was ist, wenn man nicht sterben kann? Wenn man sich den Tod so sehr herbei sehnt, doch es unmöglich ist zu sterben? Dann ist man innerlich schon längst tot. -- Eine...