Kaela
Ich rannte durchs Gebüsch. Nach einer Weile ging mir die Puste aus. Keuchend blieb ich stehen. Da erklang über mir ein Knurren. Ich schaute den Baum neben mir hinauf. Das Blut gefror mir in den Adern. Da war ein weißer Tiger! Erst dachte ich es wäre der, den ich gerettet hatte, doch das konnte nicht sein. Dieser hier hatte eher braune, als schwarze Streifen und auch die Musterung war ein wenig anders. Doch das war eigentlich nicht wichtig. Wichtig war, das er mich angriffslustig anfauchte. Gehörte ich in das Beuteschema eines Tigers? Anscheinend schon.
"Gaanz ruhig", beschwor ich den Tiger zitternd und hob die Hände abwehrend vor mich.
"Ich tue dir nichts. Ich gehe jetzt rückwärts und du wirst mich nicht anfallen, ja?", bat ich ihn bebend. Langsam ging ich rückwärts. Der Tiger verfolgte jede meiner Bewegungen. Ohne Vorwarnung sprang er von seinem Ast und landete direkt vor mir. Wie erstarrt blieb ich stehen."Bitte fress mich nicht!", bettelte ich jetzt. Der Tiger erhob seine Pranke und aufeinmal lag ich auf dem Boden. Das Gewicht seiner Pfote auf meiner Brust war erdrückend.
"Was? Was soll das?", ich war verwirrt. Der Tiger knurrte mir ins Gesicht.
"Frisst du mich jetzt oder nicht? Entscheide dich schnell!", die Angst machte mich wütend.Er brüllte laut auf. Dann senkte er den Kopf in Richtung meiner Kehle. Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und bäumte mich auf. Seine Pranke verutschte und ich konnte mich unter ihm hindurchzwängen. Schnell sprang ich auf. Nun stand ich dem Tiger wieder gegenüber. Dieser setzte zu einem Sprung an. Mit einem Satz sprang ich auf den Ast eines Baums. Leider konnte dieser mein Gewicht nicht halten. Es knackte und ich stürzte mit ihm genau auf den Tiger drauf. Das streckte ihn zu Boden. Ich sprang schnell wieder auf die Beine, nahm den Ast und hielt ihn schützend vor mich. Der Tiger rappelte sich auf und sah mich an.
Er knurrte erneut. Ich stach mit meinem Ast drohend in seine Richtung.
"Komm mir nicht näher!", rief ich. Der Tiger duckte sich. Verlagerte sein Gewicht.
"Nein, das wirst du nicht tun!", ich machte mich bereit mich zu verteidigen. Dann sprang der Tiger auf mich zu. Ich verpasste ihm gleichzeitig einen Schlag mit dem Ast während ich zur Seite sprang. Doch das brachte den Tiger kaum aus dem Rhythmus. Er startete schon einen neuen Angriff. Diesmal war ich zu langsam. Seine Krallen streiften meinen Arm. Ich brüllte vor Wut und Schmerz auf.Langsam wurde ich müde. Wie konnte ich nur aus dieser Lage herauskommen?
Plötzlich raschelte es. Der Tiger spitzte die Ohren. Seine Nase bebte. Dann sah er mir tief in die Augen. Ich fröstelte. Zu meiner Verwunderung schnaubte er verwirrt und sprang mit großen Sätzen davon. In die entgegengesetzte Richtung aus der das Rascheln kam.
Ich sank erschöpft zu Boden. Da erklang das Rascheln wieder. Ich zwang mich auf die Füße. Zu meiner Überaschung erschien jetzt Naksa aus den Tiefen des Dschungels.
"Was machst du hier?", fragte ich ihn kalt.
"Ich hab dich schreien hören, alles in Ordnung?", fragte er.
"Natürlich, ich hab alles unter Kontrolle", meinte ich so neutral wie es nur ging.
"Würdest du dich jetzt bitte wieder aus meinen Blickfeld eliminieren?", fauchte ich dann. Der Kampf hatte mich in Wahrheit ganz schön mitgenommen. Ich wollte nur noch schlafen. Ich hatte nicht mehr die Kraft mich jetzt mit einem Mann herumzuschlagen, der mich bis vor Kurzem noch hatte tot sehen wollen.Naksa lachte. Ich sah ihn überrascht an. Es wahr kein gespieltes oder kaltes Lachen. Es war echt. Echt, und beinahe anziehend.
"Du kannst ja lachen!", überspielte ich meine Verwunderung. Er antwortete nicht. Stattdessen fiel sein Blick auf die Verletzung an meinem Arm. Er trat zu mir und packte ihn fast grob."Hey!", wehrte ich mich überrascht. "Wer war das?!", fragte er gepresst. Ich zog die Augenbrauen hoch.
"Du wolltest wohl eher fragen, was!", korrigierte ich ihn. Er schnaubte nur. "Ein Affe", irgendwie wollte ich ihm nichts von dem Tiger erzählen.
"Ein Affe?", ungläubig sah er mich an. "Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass das ein Biss eines Affen war. Das hier ist eine Kratzwunde", widersprach er mir dann. Mist, was machte ich jetzt?
"Ups, na gut du hast mich ertappt. Es war eine Wildkatze", sagte ich und klimperte unschuldig mit den Wimpern.
"Eine Wildkatze? Du meinst ein Tiger?", er beugte sich abwartend vor.
"Nein, so eine kleine Wildkatze mit dichtem Fell", log ich.

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Der Prinz der Tiger
FantasyWas passiert, wenn du plötzlich mitten im Dschungel ausgesetzt wirst? Und das nicht alleine, sondern mit Jemanden, bei dem sich herausstellt, dass er kein richtiger Mensch ist... Was passiert, wenn du herausfindest, dass du in Lebensgefahr schwebst...