19. Kapitel

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Askan

Schnell hatte ich Ravis Spur gefunden. Sein Geruch war mir so bekannt, wie kein anderer. Außerdem waren hier und da Blutstropfen auf der Erde.

Ich hoffte, meinem Bruder ging es gut. Er konnte viel ertragen, genau wie ich, aber auch er war schon von dem Kampf mit den Stammeskriegern geschwächt gewesen.

Zafar hatte ihn noch dazu übel zugerichtet. Es war schrecklich gewesen, nichts tun zu können und zusehen zu müssen, wie dieser Bastard von Tiger meinem Bruder das Fell abzog. Hoffentlich hatte er Dayita gefunden. Sie konnte seine Wunden versorgen.

"Mach dir keine Sorgen um Ravi. Dayita hat ihn bestimmt gefunden und sich um ihn gekümmert!", versuchte meine Gefährtin mir gut zuzureden.
"Ja, bestimmt hast du Recht", ich versuchte meinen eigenen Worten zu glauben.

Die Angst um meinen Bruder ließ mich jedoch schneller werden. Bald sprang ich mit großen Sätzen voran. Kaela lief schweigend neben mir her. Ich sah ihr an, dass auch sie sich Sorgen machte. Nach einer Weile fiel meine Gefährtin zurück. Sie war es nicht gewohnt in so einem Tempo lange Strecken zurückzulegen.

Ich blieb stehen und wartete auf sie. "Tut mir Leid, ich hätte nicht so stumpf voran eilen sollen!", murmelte ich, als sie außer Atem bei mir ankam. Ihre Flanken bebten vor Anstrengung mit mir mitzuhalten.

"Ist schon in Ordnung, Askan", japste sie, "vielleicht solltest du einfach vorgehen. Ich folge einfach deiner Spur".
"Kommt gar nicht in Frage! Wir laufen jetzt langsamer!", entschied ich. Sie rollte nur mit den Augen und meinte: "Ich halte dich doch nur auf, dein Bruder ist jetzt wichtiger! Ich kann schon auf mich alleine aufpassen! Ich bin kein wehrloses Junges!"

"Nein!", widersprach ich ihr härter, als ich beabsichtigt hatte.
"Zafar läuft noch irgendwo hier herum und-",
Kaela unterbrach mich laut: "Kannst du mir nicht einmal vertrauen?!"
"Was hat das mit Vertrauen zu tun? Ich will nur nicht, dass dir etwas passiert! Der Dschungel ist kein Spielplatz!", erwiderte ich ebenso laut.

Kaela fauchte aufgebracht.
"Fein!", sie drehte sich um und verschwand mit großen Sätzen im Unterholz. Weiter der Spur hinterher. Ich knurrte wütend und folgte ihr. Warum verstand sie denn nicht, dass ich sie nur beschützen wollte?

"Kaela! Gott sei Dank, dir geht es gut! Was ist mit Askan?", hörte ich jetzt Dayitas Stimme. Ich legte nochmal an Geschwindigkeit zu und dann sah ich sie. Unter einem Farngebüsch lag ein regungsloser Ravi und seine zwei Jungen pressten sich an ihn. Dayita war wohl aufgesprungen, als sie Kaela hatte kommen sehen. Ihr Gesicht war voller Sorge.

Ich blieb neben Kaela stehen und starrte erst voller Angst zu meinem Bruder hinüber, ehe ich mich an Dayita wandte: "Wie geht es ihm?"
"Nicht sehr gut! Was ist überhaupt passiert? Ravi war vollkommen von Sinnen, als ich ihn fand. Er hat nur etwas von Zafar und töten herausgebracht!", antwortete sie besorgt und verwirrt.

"Später. Wird er wieder gesund?", fragte ich angstvoll.
"Ich habe mein Bestes getan. Er schläft jetzt erstmal. Ob er wieder aufwacht, liegt jetzt an ihm", der Schmerz in ihrer Stimme wurde von meinem Inneren erwidert. Verzweifelt jaulte ich auf und lief zu meinem Bruder.

Ich würde Zafar umbringen, ich würde ihn leiden lassen, bis er um sein Leben bettelte! Das er mich angriff war das Eine, aber das er es wagte diejenigen anzurühren die ich liebte?! Hatte er vergessen wer ich war?! Bei dem Gedanken er könnte Kaela etwas antun, bekam ich Bauchschmerzen. Das würde ich nicht zulassen! Ich schwor mir, sie alle bis zum Ende zu beschützen. Meine Gefährtin, meinen Bruder, sowie Dayita und ihre Jungen. Keiner würde ihnen je wieder ein Haar krümmen!

Kaela

Besorgt sah ich zu Askan hinüber. Er hatte sich neben seinem Bruder niedergelassen und seitdem kein Wort mehr gesagt. Sein Gesicht wirkte wie versteinert und er reagierte nicht mehr auf seine Außenwelt. Ich konnte nicht länger die Qual in seinem Gesicht ertragen.

 Der Prinz der TigerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt