Kaela
Am nächsten Morgen weckte mich Naksa. Ich erschrak, als das erste was ich sah, seine blassblauen Augen waren. Kurz hatte ich das Bild eines Tigers vor Augen. Der Tiger den ich befreit hatte. Wo der jetzt wohl war? Dann fiel mir meine Begenung mit dem gestrigen Tiger ein. Der weiße Tiger mit den braunen Streifen. Sein Verhalten war seltsam gewesen, keine Frage, aber warum?
"Naksa? Gehören Menschen in das Beuteschema von Tigern?", fragte ich meinen Reisegefährten. Ich sah wie sich seine Schultern für einen Moment anspannten. Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
"Nein, unter normalen Umständen nicht", antwortete er dann kurz angebunden.
"Wieso?", fragte er dann doch noch neugierig geworden.
"Ach nur so. Falls wir einem begegnen sollten", wich ich aus.
"Keine Sorge, kein Tiger wird in deine Nähe kommen", versprach Naksa mir mit Nachdruck. Ich zog die Augenbrauen hoch. Das war leider schon passiert, aber das konnte und sollte er nicht wissen.Wir machten uns kurz darauf auf den Weg. Die letzte Etappe stand uns bevor. Nicht mehr weit und ich war Zuhause. Allerdings sollte die letzte Etappe die Schwerste werden...
Die nächsten Tage waren ziemlich ereignislos. Das einzig besondere war der Umstand, dass Naksa und ich uns fast die ganze Zeit unterhielten. Ich erzählte ihm von meinem Stamm, dem Leben im Dorf und mein Leben als Tochter des Stammesführers.
Nachdem er eine Weile zugehört hatte unterbrach er mich: "Hat sich die Linie der Familien, die den Stamm führen, je geändert?"
Überrascht sah ich ihn an. Sein Blick auf mir war intensiv. Diese Frage schien ihm wichtig zu sein."Ja. Einmal hat ein Stammesführer seinen Posten abgegeben. Seine Frau war durch tragische Weise ums Leben gekommen. Getötet von einem Tiger. Der Tiger war sogar ihr eigener Sohn.
Der Stammesführer übergab kurze Zeit später seinen Posten an meinen Vater. Ein paar Mondzyklusse später, verließ er den Stamm. Bis heute weiß keiner was aus ihm geworden ist, aber man vermutet, dass er sich auf die Suche nach dem Tiger gemacht hat. Es heißt, er wolle ihn und seinen Bruder finden und sich für den Tod seiner Frau rächen.
Ich finde für dieses Verhalten keine Worte! Ich meine, er will seine Söhne töten! Wer macht so etwas? Vorallem weil in der Geschichte zu diesem Geschehen steht das -", überrascht blieb ich stehen. Naksa lief nicht mehr neben mir. Ich drehte mich um meine eigene Achse. Nichts, er war weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Was sollte das? Was war das für ein verdammtes Spiel?
"Naksa!", rief ich verwirrt, "Naksa wo bist du, verdammt!"
Ich erhielt keine Antwort. Entnervt schnaubte ich auf. Ohne ihn konnte ich nicht weiter. Ich beschloss einfach hier auf ihn zu warten. Vielleicht war er nur jagen gegangen.Askan
Mein Vater lebte? Er suchte nach mir und meinem Bruder? Er war immernoch voller Hass?! Ich musste meinen Bruder finden! Ich musste ihn warnen!
Ich blieb stehen. Warf einen Blick auf das Mädchen, das einfach in Gedanken versunken weiterging. Ich konnte sie doch jetzt nicht alleine lassen! Doch ich wusste das ich es musste. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn mein Bruder starb, weil er nichts davon gewusst hatte. Mein Entschluss stand fest. Ich musste darauf vertrauen, dass Kaela auf mich warten würde.
Leise stahl ich mich davon. Als ich aus Kaelas Sichtfeld verschwunden war, verwandelte ich mich in einen Tiger.
Kaela
Langsam wurde es dunkel und der Mistkerl war immer noch nicht zurück! Ich war sauer und, das musste ich mir zähneknirschend eingestehen, machte mir Sorgen. In den letzten Tagen war Naksa mir ans Herz gewachsen. Er war schon fast so etwas wie ein Freund. Nicht zu wissen wo er war, ob es ihm gut ging und nichts tun zu können, war zermürbend!
Ohne Naksa fühlte ich mich irgendwie einsam. Mit jedem längerwerdenden Schatten wurde ich nervöser. Erschreckte mich vor jedem Geräusch. Waren da nicht eben Augen gewesen? Meine Güte, seit wann war ich denn so schreckhaft?!
Ich versuchte es mir an einem Baumstamn gemütlich zu machen und zu schlafen. Morgen würde alles besser aussehen.
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Der Prinz der Tiger
FantasíaWas passiert, wenn du plötzlich mitten im Dschungel ausgesetzt wirst? Und das nicht alleine, sondern mit Jemanden, bei dem sich herausstellt, dass er kein richtiger Mensch ist... Was passiert, wenn du herausfindest, dass du in Lebensgefahr schwebst...