Ernste Gespräche

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Den ganzen Tag lang saß ich nur in der Zelle und starrte in die Luft. Es war so langweilig, dass ich anfing zu summen. Dabei tat ich das nie. Jedenfalls nur wenn niemand dabei war. Am nächsten früh, so gegen 8 Uhr, kam ein Polizist rein und nahm mich mit nach oben. Dort saß Doktor Banner um mich abzuholen. Wir schwiegen während er meine Sachen zu sich nahm, er ein paar Sachen unterschrieb und während wir wieder zum Auto gingen. Er brach das Schweigen, nachdem wir uns in das Auto setzten.
"Du hattest einen Jungen geholfen?" Fragte er irgendwie bedrückt. Ich nickte und sah aus dem Fenster. Ich wollte ihm nicht in die Augen sehen. Ich mochte ihn und konnte auch nicht wissen ob er enttäuscht, wütend oder traurig war. Ich war noch nie gut darin, Menschen zu deuten, oder mich in ihre Lage hinein zu versetzen. Ich hatte es oft versucht, aber ich war einfach nicht gut darin.
"Das an deinem Arm. Warum?" Fragte er letztendlich. Es war mir zu blöd es zu erklären. Ich war mir nicht sicher, ob er mich verstehen würde, weshalb ich einfach nur mit den Schultern zuckte und meine Hand an meinen verletzten Arm krallte. Er sah was ich machte und zog meine Hand von dort weg.
"Lass das!" Meinte er und sah mich direkt an. Ich hingegen unterdrückte meine Tränen und sah weiter aus dem Fenster. Schweigend fuhren wir nach Hause. Loki war noch dort, aber Barton, Stark, Natascha und Thor waren nicht da. Wo Thor war wusste ich nicht, aber ich konnte mir denken dass Barton, Natascha und Stark in der Schule waren.
Ich ignorierte Doktor Banner, der zu Rogers in die Küche lief und ging sofort in mein Zimmer. Nun war ich doch irgendwie bedrückt. Was wenn nun alle sauer auf mich waren? Es gab genug Menschen die mich hassten. Meistens mochte ich sie ebenfalls nicht, weswegen es mir relativ egal war. Aber dieses mal war es etwas anderes. Ich mochte alle und wollte nicht das sie ein falsches Bild von mir hatten. Gleichzeitig wusste ich nicht, was ich machen sollte. Darum setzte ich mich aufs Bett und sah mich um. Alles war wie vorher. Als hätte sich nichts geändert. Als wäre überhaupt nichts passiert.
Plötzlich hörte ich Schritte. Sie liefen den Flur entlang und hörten direkt vor meiner Zimmertür auf. Auf einmal klopfte es an der Tür.
"Herein!" Brüllte ich und stand auf. Ein wütender , aus unerklärlichen Gründen, 16 Jähriger Loki kam herein gestürmt und gab mir eine harte Ohrfeige. Ich sah ihn überrascht an und hielt mir meine rot gewordene Wange. Er brüllte mich an, aber ich verstand kein Wort. Ich war noch zu schockiert um etwas zu verstehen, weswegen ich nur in sein wütendes Gesicht starrte. In dem Moment dachte ich nur eins: 'Na toll. Einer der für mich wichtigsten Menschen, Göttern, was auch immer hasst mich nun.'
Nach ein paar Minuten hörte er auf zu brüllen und fiel auf die Knie. Er versteckte sein Gesicht in seinen Händen. Er wurde wieder zu dem Loki, den ich kennen gelernt hatte und rührte sich nicht. Er kniete einfach so vor mir. Ohne ein einziges Wort zu sagen.
Erst stand ich noch schockiert da, bis ich mich ebenfalls hinkniete und ihn umarmte. Ich drückte ihn so fest, dass ich mich ausversehen zum ihn zog. Aber das störte mich nicht weiter. So saßen wie also auf den Boden. Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit. Das war es wahrscheinlich, aber es interessierte mich nicht. Ich musste einen meiner Freunde trösten. Da ist es nicht wichtig, ob es lange dauert, ob ich irgendwo zu spät kommen sollte, oder ob es gefährliche Konsequenzen geben sollte. In dem Moment, ist es mir nur wichtig meine Freunde zu trösten und ihnen beizustehen.
Nachdem er er sich aus meiner Umarmung löste, sah er mich an.
"Warum?" Fragte er bedrückt und sah mir direkt in die Augen.
"Komm. Setz dich auf mein Bett. Ich werde dir alles erzählen." Meinte ich und nickte in die Richtung in der mein Bett stand. Wir machten es uns darauf gemütlich, während ich anfing zu erzählen.
Ich erzählte, dass meine Mutter Probleme mit dem Herzen und irgendwann auch Probleme mit der Neben Niere hatte. Die Tatsache, dass meine Eltern mich nicht sonderlich mochten und mich nur adoptierten weil sie kein weiteres Kind bekommen hatten, ließ ich natürlich nicht aus. Ich erwähnte zum Schluss noch, dass ich eine Enttäuschung für sie war und dass sie mir auf eine herzlose Art und Weise erzählten, dass ich adoptiert war. Ich ließ keine Einzelheit aus und erzählte sogar, dass Joseph oft zu mir sagte dass ich mich umbringen sollte.
Die ganze Zeit über hatte Loki einen bösen Gesichtsausdruck. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich es jetzt wahrscheinlich. Auch wenn der böse Blick meiner Adoptivfamilie galt und nicht mir. Aber dass Loki sie umbringen würde traute ich ihm zu.
"Und du lässt dich von solchen dummen Menschen unterkriegen? Du bist eine Halbgöttin. Du könntest sie zermalmen und ich würde dir dabei helfen!" Meinte er schadenfroh und ernst zugleich.
"Ich bin aber menschlich aufgewachsen. Ich wusste nie das ich eine Halbgöttin bin, oder dass ich von einer anderen Welt komme." Meinte ich lachend. Ich mochte seine Schadenfrohe Art irgendwie. Er grinste mich nun ebenfalls an und griff dann nach meinen Arm. Er wickelte den Verband ab und sah sich die Wunden nun genauer an. Sein Gesicht wurde schlagartig wieder wütend.
"Womit hattest du das gemacht?" Fragte er skeptisch und drehte meinen Arm hin und her.
"Mit einem Messer." Antwortete ich kurz. Dass ich es mit meinem Messer machte hatte ich mit Absicht nicht erwähnt. Sie hätten es mir sonst abgenommen.
"Mit welchem?" Fragte er jedoch und sah mir nun ins Gesicht. Meinen Arm ließ er jedoch nicht los.
"Mit meinem." Murmelte ich und sah auf den Boden.
"Wie oft?" Fragte er.
"Nur einmal." Meinte ich und zog meinen Arm von ihm weg. Ich mochte es nicht dass er sie so einfach sehen konnte. Darum ging ich zu meinen  noch immer unausgepackten Koffer und zog eine Jacke drüber. In dem Moment kam Rogers ins Zimmer und sah uns ernst an.
"Wir müssen reden." Meinte er und zeigte mit einer Kopfbewegung dass wir mit ihm mitgehen sollten.

Loki, die Avengers und ich (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt