Kapitel 11: Zu spät

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Natürlich werde ich von jeglichen Punkten unseres achsogut durchdachten Plan, die Sternendeuterin des du feus - Zirkel zu entführen, ausgeschlossen. Und warum? Weil ich ein Mensch bin.
Aber nur weil ich ein Mensch bin, heißt das noch lange nicht, dass ich zu nichts nutze bin.
Wenn Klaus meine Meinung doch nur teilen würde. Aber wenn es nach ihm ginge, würde ich jetzt in meinem Hotelzimmer sitzen und ein Bild malen. Glücklicherweise hat sich Elijah eingemischt und einen kleinen Sieg für mich gewonnen, sodass ich und Livia nun in einem Café nahe des Friedhofs sitzen und darauf warten, dass die Vampire zurückkehren. Tja Niklaus, es geht eben nicht immer alles nach deinem Kopf.
Als ich das Livia gegenüber ausspreche, seufzt sie nur in ihren Cappuccino. "Weißt du Chloe", sagt sie. "Ich habe deine Tagebücher gelesen. Und ich weiß, dass ihr zwei euch in den letzten Tagen ab und zu geküsst habt."
Richtig, in einem unbeobachteten Moment habe ich ihr gegenüber zugegeben, dass es Nik das ein oder andere mal gelungen ist, mich zu verführen. Aber das war vor diesem ganzen Tohubawohu mit den Hexen. Seit der Party im Mikaelson-Haus hat er mir gegenüber keine Gefühle mehr gezeigt. Und ich ihm gegenüber ebensowenig.
"Auf was willst du hinaus?" Ich lege eine Hand auf das Buch vor mir - Picassos Wunderwerke - und schaue sie an.
Livia rührt verlegen in ihrer Tasse. "Es könnte doch sein, dass er immer noch etwas für dich empfindet, oder? Deswegen wollte er dich nicht mitkommen lassen. Um dich zu beschützen."
Ich schnaube. "Du kennst Klaus nicht so wie ich ihn kenne. Er vergibt mir niemals."
"Woher willst du das wissen?"
Zum Glück bleibt mir nicht die Möglichkeit, ihr zu antworten, denn in einem Stück Entfernung sehe ich eine Gruppe schwarz gekleideter Gestalten. Unsere Vampire sind zurück.
Ich stehe auf und schiebe den Stuhl rein. "Komm, es ist so weit."
Rebekah hat vor ihrem Aufbruch das gesamte Café manipuliert, sodass es niemand merkwürdig finden wird, wenn wir gleich hier unser Lager aufschlagen. Die Frau hinter der Kass hilft uns, die Jalousien herunter zu ziehen un schließt hinter den hereinkommenden Vampiren ab. Zwischen ihnen tragen sie eine bewusstlose Frau mit einer Platzwunde am Kopf.
"Und?", frage ich, während Kol und Klaus die Sternendeuterin vorsichtig auf das Sofa legen.
"Es ist alles reibungslos verlaufen", verkündet Rebekah. Von der Theke hat sie sich einen Schokoladenriegel genommen. In Anbetracht dessen hebe ich fragend eine Augenbraue.
"Die Hexen haben uns nicht bemerkt." Sie kniet neben der Frau nieder und flößt ihr etwas Blut ein. Sobald sich ihre Lider flatternd heben, halt Rebekah ihr den Schokoriegel unter die Nase. "Iss", befiehlt sie.
Zögernd tut die Hexe, wie geheißen. Zoey stutzt sie von hinten. Langsam nimmt ihr Gesicht wieder Farbe an, sodass sie sich vollständig aufrappeln kann.
Verwirrt fasst sie sich an die Stirn, wo die Platzwunde zwar verheilt ist, aber immer noch Blut klebt. "Wo bin ich?", fragt sie.
"An einem sicheren Ort", sagt Elijah und nimmt Rebekahs Platz ein, auch kniend. Er schaut ihr konzentriert in die Augen. "Miss Lovegood, richtig?"
Die Hexe nickt. Elijah blickt ihr noch tiefer in die Augen.
"Was tut er da?", flüstert mir Livia von der Seite zu.
"Er manipuliert sie", flüstere ich zurück.
"Sie werden uns nun sagen, wann in den nächsten Wochen Sternschnuppen fallen werden. Wir benötigen die genaue Uhrzeit, die genauen Koordinaten. Würden Sie uns die beschaffen?"
Miss Lovegood nickt wieder, diesmal wie in Trance. Ich wurde noch nie manipuliert - ich kann mir nur vorstellen, wie verwirrend es sich anfühlen muss, keine Kontrolle mehr zu haben.
"Gibt es noch etwas, das Sie uns sagen wollen?", hakt Elijah in einem höflichen Ton nach. "Etwas, das Esther Mikaelson betrifft?"
Sie beißt sich auf die Lippe, zögernd, als würde ihr Bewusstsein gegen die Manipulation ankämpfen. Doch niemand hat eine Chance gegen einen Vampir, noch weniger gegen einen Urvampir.
"Lumia ... unsere Schwester Lumia hat das Grimoire erhalten."
"Das Grimoire? Genevieves Grimoire?"
"Ja. Wir haben es ihr vor Kurzem nach Irland geschickt." Miss Lovegood richtet ihren Blick auf Livia. "Nachdem wir das Ritual an dem Menschenmädchen durchgeführt hatten."
"Das heißt, der Lichtzirkel kennt bereits den Zauber, um Esther auferstehen zu lassen?"
"Ja. Sie wollen ihn heute um 15:25 Uhr vollführen. Dann fällt der nächste Sternschnuppenregen."
Wie eine Person blicken alle zu der großen Uhr über der Theke. Die Zeiger zeigen 15:20 Uhr an.
"Verdammt!" Rebekah sieht panisch zu ihren Brüdern. "Es ist zu spät!"
Klaus spannt grimmig den Kiefer an. "Elijah, du sorgst dafür, dass die kleine Hexe wieder dahin kommt, wo sie hingehört. Alle anderen kommen mit mir. Chloe und Livia, ihr auch."
Auf der Straße hole ich zu ihm auf. Ich muss mich anstrengen, Schritt zu halten. "Nik, was hast du vor? Es ist zu spät. Wir können nichts machen. Irland ist zu weit weg, als dass wir in drei Minuten hinfliegen und das Ritual unterbrechen könnten!"
Daran, dass er mich nicht wegen seines Spitznamens aufzieht, erkenne ich, wie ernst die Lage auch für ihn ist. "Chloe." Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. "Ich will nicht dein Leben riskieren, indem du bei mir bleibst. Esther wird jeden vernichten, der in der Nähe der Mikaelson-Geschwister ist."
Entsetzt starre ich ihn an. "Du gibst auf?" Aber was ist mit Zoey? Mit Damon, mit Stefan? Inden er aufgibt, sterben sie auch. Wütend will ich ihm das ins Gesicht schreien, doch er fährt fort.
"Wir gehen jetzt zum Haus und bereiten alles vor. Du willst helfen? Dann vertrau mir. Tu, was ich dir sage."
Mit offenem Mund nicke ich. "Ich vertraue dir."

SacrificiumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt