Ich gebe offen zu, dass ich überfordert bin. Und ich bin nicht die einzige in diesem Raum. Alle, sowohl die Mikaelsons, als auch Zoey (und Livia) scheinen mit der Lage überfordert. Esther ist ein Thema, aber Esther und Dhalia zusammen - das ist etwas ganz anderes.
"Um Dhalia sollten wir uns erstmal keine Sorgen machen", meint Rebekah, die das Schweigen schließlich bricht. Zoey und Livia sind die einzigen, die ebenso wenig eingeweiht waren in Hope und das Geheimnis um sie.
Elijah nickt zustimmend. "Rebekah hat Recht. Wir sollten uns darauf konzentrieren, Esthers Wiederauferstehung zu verhindern, bevor wir uns anderem widmen."
"Und was schlägst du vor, Bruder?", fragt Klaus. "Willst du den Lichtzirkel abschlachten?"
"Nein, natürlich nicht -"
"Das ist eine großartige Idee, Bruder", wirft Kol ein, bevor Elijah aussprechen kann. Inzwischen hat er sich von seiner Gefangenschaft erholt und ist nun wieder ganz der alte. Mir entgehen jedoch nicht die Blicke, die er Zoey regelmäßig zuwirft. Auch jetzt wieder, als müsse er sich vergewissern, dass er ihre Aufmerksamkeit hat.
"Aber dann können wir uns die du feus auch gleich vornehmen. Schließlich haben sie Zoey festgehalten."
"Und Livia misshandelt", ergänzen Elijah und ich wie aus einem Munde. Verwirrt schaue ich ihn an.
Klaus klatscht in die Hände. "Sehr gut. Dann teilen wir uns in Gruppen auf. Rebekah reist mit mir nach Irland, um -"
Elijah schneidet ihm das Wort ab. "Ihr werdet nirgendwohin reisen, Niklaus", erwidert er kühl. "Und wir werden auch niemanden töten, soweit es sich vermeiden lässt."
Das erste Mal an diesem Abend beteiligt sich Zoey an der Diskussion. "Warum? Sie wollen uns auch töten! Warum können wir nicht zurückschlagen?"
"Weil wir den Hexen zeigen müssen, dass wir auch menschlich sein können." Mit einem Seitenblick auf Klaus korrigiert er sich: "Nun ja, zumindest die meisten sind dazu in der Lage."
Rebekah legt den Kopf schräg. "Was schlägst du vor?"
"Als Allerstes müssen wir jegliche Naturereignisse ausfindig machen. Jede Kleinigkeit zählt für die Hexen als solches. Sternschnuppen, Planetentransite..."
"Sternschnuppen? Es ist unmöglich, die vorherzubestimmen."
"Für uns ist es das, ja. Aber die du feus besitzen einige mächtige Reliquien, die ihnen dabei helfen. Ich bilde mir ein, ich habe einmal von einer Art Sterndeuter gehört, ein Mitglied ihres Zirkels. Er oder sie weiß ganz genau, wann wo Sternschnuppen vom Himmel fallen."
Nach ein paar Momenten ergreife ich das Wort, da niemand anderes die Auswegslosigkeit dieser Situation zu verstehen zu scheint. "Toll, ihr wollt also diesen Sterndeuter entführen. Und wenn ihr ihn habt? Die Hexen haben es schon gesagt, sie können nicht jedes Naturereignis für uns aufhalten. Es ist unmöglich."
Klaus wirft mir einen vernichtenden Blick zu. "Wie schön, dass du so an uns glaubst, Liebes."
Ich beiße die Zähne zusammen, verbiete mir jedoch eine Gegenrede. Er will, dass ich ihm widerspreche, und für solche Spielereien fehlt mir die Zeit.
"Ich gehe jetzt." Ohne mich noch einmal umzudrehen, verlasse ich das Haus.
Als ich beim Gartentor bin, höre ich, wie die Haustür sich noch einmal öffnet und mir jemand hinterher rennt.
"Chloe!"
Ich verlangsame mein Tempo, damit Livia mich einholen kann. Schweigend laufen wir die Straßen von New Orleans entlang. Der Wind trägt die Musik und die Stimmen der belebteren Viertel zu uns hinüber, aber hier ist es fast völlig still. So eine Straße bin ich schon mal entlang gelaufen, denke ich. Auf so einer Straße habe ich Klaus das zweite Mal getroffen.
Schließlich, als uns nur noch wenige Ecken von unserem Hotel trennen, holt Livia tief Luft. "Chloe, ich muss dir etwas sagen. Nein, vielmehr zeigen."
"Ja?" Im Gehen werfe ich iht einen Blick zu. Sie wirkt nervös.
Unvermittelt biegt sie in eine Gasse ein. Nachdem sie sich vergewissert hat, dass uns niemand sieht, wendet sie sich wieder mir zu.
Langsam werde ich neugierig. "Livia, was willst du mir denn zeigen?", hake ich nach.
"Also", beginnt sie. "Du weißt doch, dass diese du feus mich mit schwarzer Magie gefüllt haben."
Ich hebe eine Augenbraue. "Keine Angst, das vergesse ich nicht mehr so leicht."
Livi übergeht meinen Sarkasmus. "Und du weißt auch, dass ich eigentlich nur als ... als Behältnis für Esther dienen soll." Sie schaudert. "Aber ich glaube, ich kann auf einen kleinen Teil zugreifen. Es ist nicht viel, aber..."
Sie hält ihre Hand zwischen uns. Erst kann ich keinen Unterschied feststellen. Doch dann sehe ich, wie sich ein kleiner schwarzer Wirbel auf ihrer Handfläche bildet, kaum transparenter als Staubkörner. Aber es ist dennoch schwarze Magie.
Behutsam falte ich ihre Finger zusammen, sodass der Wirbel verschwindet. "Livia", sage ich leise. "Du wirst damit niemanden umbringen können, aber das ist immer noch schwarze Magie. Sei damit vorsichtig."
Livia nickt betreten. "Das bin ich. Ich dachte nur ... falls Esther wirklich wieder lebendig werden sollte, kann sie mich nicht vollständig kontrollieren."
Ich weiß, dass mein Lächeln nicht überzeugend wirkt. Ich sage nichts mehr, sondern schiebe sie weiter in Richtung zu unserem Hotel. Ihre Theorie klingt zu schön, um wahr zu sein. Es ist zwar Zoeys Magie, die da durch Livias Adern fließt, aber sie wurde von den Hexen manipuliert. Ich weiß nicht, ob man sich darauf verlassen sollte, dass sie vielleicht - unter Umständen - möglicherweise in der Lage wäre, Esther die schwarze Magie zu verwehren. Nein, wir brauchen einen anderen Plan. Das Problem ist nur: Mir fällt keiner ein.
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Sacrificium
Fiksi PenggemarFortsetzung zu "Desiderium": Der Lichtzirkel steht kurz vor einem Ritual, das Esther wiederauferstehen lässt. In New Orleans sorgen die Hexen der du feus für Unruhe. Und Klaus versteckt ein Mädchen, von dem er behauptet, es sei seine Tochter - und...