3. Trapezstern

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„Die Koboldkriege waren letztes Jahr schon Thema! Warum müssen wir den Blödsinn nochmal machen?" beschwerte sich Ron als wir in tiefster Nacht auf den Astronomieturm stiegen. Er sah einfach nicht ein, dass eine Wiederholung manchmal viel brachte, vor allem vor den ZAGs fand ich es hilfreich, wenn die Lehrer von sich aus etwas nochmal durchnahmen. Okay, Professor Binns gestaltete das Thema vielleicht nicht so, aber es war durchaus spannend.

„Hättest du deine Hausaufgaben eher angefangen, und nicht stundenlang Snape explodiert gespielt, müsstest du nicht nachher noch wachbleiben", keuchte ich, froh, endlich das Ende der elendig langen Wendeltreppe ausmachen zu können.

„Ron, hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht?" Fred und George kamen uns entgegen.

„Pass bloß auf, sonst lässt der gute alte Binns dich nachsitzen", sagte George und fuhr im Vorbeigehen mit seiner Hand durch das Haar seines Bruders.

„Sinistra hat heute übrigens schlechte Laune, eine Stinkbombe ist in ihrem Büro explodiert. Vergesst nicht, eure Zehen warm einzupacken, sonst wird's schwierig in Flip-Flops!" Mit diesen aufmunternden Worten stiegen die beiden weiter hinunter, während wir noch ein paar Stufen weiter hatten.

„Wie schaffen es die beiden immer sich eher raus zu schleichen? Sie können unmöglich so gut in Astronomie sein!" sagte Ron kopfschüttelnd und versuchte dann, seine Haare wieder hinzurichten.

Wir gehörten zu den ersten, die im Gang vor dem Klassenzimmer eintrafen. Nach und nach tröpfelte auch der Rest unserer Klasse ein und nachdem die siebte vor uns fertig war, konnten wir uns mit den Sternen vergnügen. Wie Fred und George prophezeit hatten, war Professor Sinistra alles andere als fröhlich drauf. Als Neville dann zum dritten Mal fragte, wo denn nun der Orion-Nebel war, flippte sie völlig aus und lud ihm zusätzlich zu den Hausaufgaben noch einen Aufsatz über Orientierung am Himmel auf.

„Ich bin jetzt fertig", stöhnte Ron neben mir. „Bellatrix kann mich mal. Warum will das Teil denn einfach nicht im Blickwindel bleiben?"

„Bellatrix? Hast du mal versucht, den verdammten Trapezstern zu sehen? Ich schwöre, bei Merlins Bart, das sind nur drei!" beschwerte sich Harry, während er nebenbei angestrengt in sein Teleskop starrte.

„Ich weiß, bei denen habe ich schon vor einer halben Stunde aufgegeben. Ich putze meine Linse jetzt einfach so lange, bis die Stunde rum ist." Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Ich hatte heute ein 200mm Teleskop ergattert und mein Trapezstern bestand aus vier Sternen, wie das auch sein sollte.

„Hermine, da soll der blöde Stern doch sein, oder?" Harry hielt mir seine Zeichnung des Orion-Nebels unter die Nase. Als ich nicht antwortete, zog er dem Rascheln nach zu urteilen meine Karte heran.

„Mr Potter! Wenn Sie nicht zeichnen können, ist das kein Grund, Miss Grangers Arbeit zu klauen! Strengen Sie ihre Augen lieber nochmal etwas beim Blick durch das Teleskop an! Und Mr Weasley, Sie sehen nur etwas, wenn Sie durch die andere Seite schauen." Professor Sinistras scharfe Stimme durchschnitt die Luft und die Jungs gaben sofort klein bei. Sie hatten offensichtlich keinerlei Lust auf einen zusätzlichen Aufsatz.

Zehn Minuten später, nachdem Harry doch noch meinen Stern abgemalt hatte und Rons Linsen so sauber waren wie noch nie, war die Stunde aus. Nur Neville musste in die Nachspielzeit gehen, er versuchte immer noch, eine gute Zeichnung von Beteigeuze und Umgebung hinzubekommen.

„Hermine, kannst du mir mal eben helfen? Was ist das da für ein Stern?" Ich bückte mich hinunter, um durch Nevilles Teleskop zu schauen, da erklärten Ron und Harry auch schon, sie würden vorgehen. Das konnte ich ihnen nicht verübeln, es war verdammt kalt und wenn Neville eine Frage stellte, blieb es meistens nicht nur bei einer.

Und tatsächlich verbrachte ich weitere zehn Minuten damit, meinem Mitschüler zu helfen, bevor auch ich mich endlich in die Wärme des Schlosses begeben konnte. Die Wendeltreppe war bereits leer geräumt. Am Ende wandte ich mich nach links und als ich schon fast um die nächste Ecke gebogen war, hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme.

„Ah, sieh einer an, das Schlammblut! Was treibt es sich denn noch so spät hier draußen rum?"

Ich seufzte. „Malfoy. Was willst du?" fragte ich und drehte mich zu ihm um. Er war nicht allein. Hinter ihm waren natürlich Crabbe und Goyle, zusammen mit Zabini. Na klasse. Immerhin nicht Parkinson. Aber klar, die Slytherins hatten jetzt Astronomie.

„Nur wissen, warum du so spät noch unterwegs bist. Ich würde besser aufpassen, die Kopflosen treiben sich hier irgendwo auf Jagd rum." Er und seine Gang lachten höhnisch.

„Weißt du, Malfoy, das ist mir eigentlich ziemlich egal! Gute Nacht." Ich drehte mich wieder um, die Augen rollend. Ich war kein Anfänger mehr, wenn es zum Thema Malfoy-ignorieren kam.

„Hey, Granger!" Genervt ging ich weiter meines Weges. Ich war auch kurz versucht, meinen Mittelfinger nach hinten wandern zu lassen, entschied mich aber doch dagegen. Das würde sie nur noch mehr amüsieren.

Plötzlich schrie er: „Tarantallegra!" Erschrocken fuhr ich herum, aber da war es schon zu spät. Meine Beine fingen an, unkontrolliert die dümmsten Tänze aufzuführen. Die Slytherins lachten wieder. Was für ein Haufen Kindergartenkinder!

„Danke!" zischte ich verachtend.

„Granger, ich wusste gar nicht, dass ihr Schlammblüter so gut die Hüfte schwingen könnt! Aber ein Reinblut hat noch ein bisschen mehr drauf", sagte Zabini und stellte sich neben mich. Jetzt begann auch er, irgendeinen Tanz aufzuführen und Malfoys Haufen klatschte laut Applaus. Wenn dieser geheime Briefeschreiber doch nur einmal wirklich bei mir wäre!

Ich griff nach meinen Zauberstab, aber Malfoy rief dazwischen. „Oh nein, das wirst du schön bleiben lassen, Granger! Expelliarmus!" Tja, und das war's dann. Meine einzige Waffe, mit der ich mich noch hätte retten können, flog in Malfoys Hand. Mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht drehte er meinen Zauberstab in der Luft. Was für ein Idiot!

Erneut versuchte ich, meine Beine wieder unter meine Kontrolle zu bekommen. Ich meinte, ein wenig steifer zu tanzen, aber das konnte genauso gut nur Einbildung sein. Egal, wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte den Zauber nicht abschütteln. Ich biss verärgert meine Zähne zusammen. Wäre ich doch nur mit Harry und Ron vorher mitgegangen. Hätte ich doch nur auf Neville gewartet! Obwohl, das hätte mir sicher auch nicht geholfen (Nichts für ungut, Neville).

Ein lautes Aufjohlen der Slytherins ließ mich meine Konzentration von meinen Beinen zu ihnen zurückwandern. Mein Zauberstab näherte sich mit guter Geschwindigkeit der Decke, in der Schwebe gehalten von Malfoy. Entsetzt beobachtete ich machtlos, wie er mit einen letzten Zittern auf einem der Dachbalken zum Liegen kam.

„Also, Granger, man sieht sich!" Malfoy zwinkerte mir zu, dann drehten er und seine Gang sich um und verschwanden einer nach dem anderen in Richtung Astronomieturm.

Mit offenem Mund starrte ich ihnen nach. Das durfte doch jetzt echt nicht wahr sein! Für wen hielten die sich eigentlich? Für einen Haufen hochrangigeren, reinblütigen, die-Regeln-können-mir-nichts-anhaben Squad, antwortete ich mir selbst.

Pah, ein Rudel Mistkerle waren sie.

Der Dramione-PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt