12. Stopp

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Hermines PoV:

Aufgeregt stieg ich aus dem Portraitloch und machte mich auf zu den Kerkern, es war dreiviertel sieben und ich war wahnsinnig gespannt, was mich wohl erwarten würde. Konnte sich Malfoy geändert haben? Vielleicht war in Wirklichkeit ja doch gar nicht solch ein Idiot, wie er vorgab... Okay, Hermine. Du kannst jetzt mit dem Wunschdenken wieder aufhören, dachte ich und schüttelte leicht lächelnd über mich selbst den Kopf. Warum sollte sich Malfoy geändert haben? Er hasste Schlammblüter wie mich und ehrlich gesagt, der Grund, warum Draco Malfoy aufgehört hätte, uns zu hassen, der wäre mehr als weltbewegend.

Vorsichtig schritt ich die letzte Treppe zu den Kerkern herunter. Der Gedanke, dass Malfoy mich vielleicht nur verarscht haben könnte, erschien in meinem Kopf. Und wenn ich jetzt nach unten kam, würde er mich wie schon so oft verfluchen und sich mit seinen Freunden über mich scheckig lachen. Das konnte ich ganz sicher nicht gebrauchen.

Andererseits war es auch schon egal. Seit der ersten Klasse lachten sie über mich bzw. ärgerten und eigentlich machte da einmal mehr auch nichts aus. Die vorletzte Stufe übersprang ich, weil ich mir ziemlich sicher war, dass sie eine Trickstufe ist und so stand ich schlussendlich vor der Tür, die zu dem kleineren Zaubertränkeklassenzimmer führte.

Entschlossen umklammerte ich meinen Zauberstab unter dem Umhang ein wenig fester und öffnete die Tür. Das erste was mir auffiel war: Der Raum war diesmal nicht menschenleer. Eine einzelne Person stand neben der Tür an die Wand gelehnt und fuhr sich durch die weißblonden Haare. Als ich eintrat, blickte er auf.

>>Granger, du bist also gekommen?<< fragte er mit der Miene des Überraschten. Als ob er das nicht gewusst hätte...

>>Ja, Malfoy. Schon vergessen? Gryffindor? Tapferkeit und Mut? Klingelt nichts?<< antwortete ich sarkastisch, während ich die Türe hinter mir schloss, den Zauberstab noch immer zwischen den Fingern. >>Was ist los?<<

>>Hoppla, so schlagfertig? Wo bleibt die alte Ignoranztaktik?<< erwiderte er herablassend und gleichzeitig grinsend. Er löste sich von der Wand und schritt zum Pult, wo er sich wieder anlehnte.

>>Tja, das beweist, dass du mich nicht wirklich kennst. Und zum zweiten Mal: Was ist?<< sagte ich gelassen und lehnte mich gegenüber von Malfoy ebenfalls an eine Bank.

>>Nun ja, ich wollte mit dir reden.<< Seine Stimme klang plötzlich ganz anders. Nicht mehr so verspottend, sondern eher angespannt, sogar etwas schüchtern. Kannte ich ihn auch nicht so, wie ich immer dachte? Offensichtlich, denn er setzte sich wieder in Bewegung und fuhr sich nervös durchs Haar. Das war schon irgendwie knuffig.

>>Aha?<< sagte ich und spielte auf dumm. Klar wollte er über letztes Mal reden, aber wenn er es schon freiwillig tat, konnte ich es ihm schon noch ein wenig schwerer machen. >>Und weiter?<<

>>Mann, Granger. Du weißt genau, was ich meine!<< sprach er laut, fast sogar ein wenig zu laut.

>>Ich glaube nicht.<<

>>Oh doch<<, knurrte er und stand auf einmal ganz knapp vor mir. Mein Herz schlug noch schneller, wenn das überhaupt möglich war. Er war schon wieder so nah!

>>Nein<<-ich schluckte->>ich hab keine Ahnung.<<

>>Nicht? Dann wird ich deine Erinnerung ein wenig auffrischen<<, antwortete er. Ich starrte in seine grauen Augen. Sie waren so schön... und so nah... und noch näher... Und dann spürte ich Malfoys Hand auf meinem Hinterkopf. Er zog mich zu sich heran in einen Kuss und ich schloss die Augen. Zuerst war er vorsichtig und nervös, aber dann, als er merkte, dass ich ihn nicht zurück stieß, wurde er heftiger. Sein anderer Arm packte meine Taille und er presste seinen Körper gegen meinen. Es war falsch, dass wusste ich. Und doch fühlte es sich so richtig an, so gut.

Es könnte ewig so weiter gehen. Wie ich schon beim letzten Mal festgestellt hatte, war Draco Malfoy ein verdammt guter Küsser, wohingegen ich grottenschlecht sein musste. Das bisschen, was ich mit Victor letztes Jahr geknutscht hatte, hatte mir nicht viel an Erfahrungsschatz gebracht.

Vorsichtig lotste Malfoy mich zu einer Wand, was ich erst mitbekam, als ich schon dagegen gedrückt wurde. Dann wurde mir plötzlich klar, was er unter Umständen wollte. Und das mochte ich wiederrum überhaupt nicht.

Als ich mich von ihm löste und ihn anschaute, huschten ein paar kleine Züge von Enttäuschung über sein Gesicht.

>>Malfoy? Das reicht<<, flüsterte ich. Wir schauten uns noch kurz in die Augen, dann machte ich sanft einen Schritt zur Seite und verließ den Raum. Es war unglaublich, dass ich mich so schnell in ihn verliebt haben konnte. Aber noch unglaublicher, dass ihm dasselbe mit mir passiert war.

Ich fand, dass es eh schon großes Glück war, wenn derjenige, auf den man stand, auch in einen selbst verliebt war, aber ausgerechnet Malfoy und ich? Das hätte ich nie erwartet. 



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