Kapitel 27 - Im Krankenflügel

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~"Ich hatte Träume", murmelte diese. "Finstere Träume."~

Hermines POV:
Ihre Umarmung schien ewig anzuhalten. Hermine blendete alles um sie herum aus. Für eine kurze Zeit war es, als wäre dieser schreckliche Unfall nie geschehen. Als wäre alles wie früher.

Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und Hermine näherte sich wieder dem Krankenbett, Harry gesellte sich zu ihr. "Ich hätte es verhindern können, oder?", meinte er abwesend und eher zu sich selbst. Hermine quittierte seine Aussage mut einem strafenden Blick. "So darfst du gar nicht erst denken! Du hast doch keine Schuld, Harry!" Doch dieser schien nicht annährend überzeugt. "Ich bin ihr Freund! Es ist meine Aufgabe auf sie aufzupassen, sie zu beschützen und..." "Und beim Quidditch ist es deine Aufgabe den Schnatz zu fangen", fiel ihm Hermine ins Wort. "Du hättest nichts tun können. Zieh dich nicht selbst runter!" Schweigen. Hermines Kopf war frei. Alle quälenden Malfoy Gedanken, die Alles so ungemein kompliziert machten, waren wie weggeblasen. Siehst du, Hermine? Du konzentrierst dich gerade nur auf das Wesentliche. Solltest du öfter tun! Plötzlich war es ihr, als wäre dort eine Bewegung vor ihr gewesen.. Aber Harry stand immernoch teilnahmslos da, musste also Einbildung gewesen sein. Zu dumm, für einen Moment hatte eine gewisse Hoffnung ihren Herzschlag beschleunigt. Dennoch konzentrierte sich Hermine wieder voll und ganz auf Ginny... und tatsächlich! Da war ein unauffälliges und kaum erkennbares Zucken in ihrem rechten Zeigefinger. "Harry!", hauchte sie und Freude pulsierte in ihren Adern. Dieser blickte jedoch immernoch abwesend auf den Boden und richtete den Blick nicht auf. "Sieh doch hin! So blind kannst selbst du nicht sein!", rief Hermine aus. "Ginny hat mit der Hand gezuckt!" Nun sah auch er auf und begann nervös mit seinen Händen zu spielen. Hastig ließ er sich auf dem Stuhl direkt neben ihrem Kopf fallen. "Hermine! Hol Ron!" Am liebsten wäre Hermine natürlich bei Ginny geblieben, um dabei zu sein, wenn sie aufwachte, und die Aussicht, vielleicht mit Ron reden zu müssen machte stimmte sie nicht gerade positiv, aber in diesem Moment war das egal, alles war ihr egal! Ginny würde wach werden, das war es, was wirklich zählte.

Außer Atem kam sie an Rons Schlafsaal an. Sie versuchte die Tür einfach zu öffnen - Abgeschlossen! Kurzerhand und ohne große Überlegungen, in welcher Art Schlafkleidung sie Dean, Seamus, Neville und Ron vorfinden würde, zückte sie ihren Zauberstab und rief: "Alohomora!" Es war einfach schneller und erfolgsversprechender als einfach zu klopfen. Die Tür schwang auf und verwirrte, verschlafene Laute breiteten sich im Inneren aus. "Lumos!", rief Dean und der Raum wurde hell erleuchtet. Hermine stürmte hinein. "Ahhhh Hermine!", kreischte Seamus panisch und zog sich schnell die Decke über seinen nackten Oberkörper. Hermine musste schmunzeln. Für einen Moment lag ein spitzer Kommentar auf ihrer Zunge, doch sie verkniff sich jedes Wort. Damit konnte sie ihn auch später oder noch in zwei Jahren aufziehen. "Ron!", rief sie strahlend. "Ich glaube Ginny wacht auf!" Eine schnelle Bewegung, bei Weitem schneller als sie es Ron je zugetraut hätte, folgte und alamiert stand dieser dann vor ihr. Er trug bloß ein gestreiftes Unterhemd und eine, zugegebenermaßen, scheußliche Boxershorts. "Na worauf warten wir noch, wir müssen zu ihr!", rief er und bewegte sich in Richtung Tür. Hermine musste sich das Grinsen verkneifen. "Uhhm... du Ron..? Willst du dir nicht vielleicht etwas drüber ziehen?" Peinlich berührt griff dieser nach den ersten Klamotten die er fand, steckte sich seinen Zauberstab ein und gemeinsam liefen sie los. "Gute Nacht Jungs!", rief Hermine noch hastig über die Schulter zurück, bevor sie die Treppen hinunter in den Gemeinschaftsraum rasten. Immer höflich bleiben. "Gute Nacht?", spottete Ron und lachte. Hermine atmete erleichtert aus. Es war ein herzliches Lachen und für einen Moment hatte Hermine das Gefühl, als könnte zwischen ihnen endlich alles wieder gut werden.

Energisch stießen sie die Türe zum Krankenflügel auf und eilten hinein. Ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in Hermines Brust aus und sie konnte kaum ruhig bleiben. Ginny saß bereits aufrecht in ihrem Bett! "Ginny!", stieß Ron aus und umarmte seine Schwester. "Nicht so stürmisch, Mister Weasley!", mahnte Madame Pomfrey, die das ganze Geschehen aus einer Ecke und in Sicherer Entfernung beobachtete. "Gehts dir gut?", wollte Ron wissen. Ginny nickte langsam. "Ja... mit der Ausnahme, dass ich mich fühle als hätte ich ein ganzes Jahr geschlafen." "So kam es uns auch vor", murmelte Harry, noch immer ein wenig besorgt. Hermine blieb in etwas Abstand stehen und spielte unsicher mit ihren Händen. Sie war sich nicht sicher, ob sie erwünscht war. Ginnys Blick richtete sich auf sie. "Harry, Ron... könntet ihr in eure Schlafräume gehen und mich morgen wieder besuchen kommen?", murmelte sie abwesend, ohne wegzusehen. Die beiden wechselten einen angespannten Blick und Hermine bekam ein ungutes Gefühl. "Bis Morgen Ginny", flüsterte Harry und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er mit Ron in Richtung Ausgang ging. Im Vorbeigehen klopfte ihr Harry leicht auf die Schulter und raunte: "Viel Glück!" Madame Pomfrey verließ ebenfalls den Raum und erneut waren es nur Ginny und sie. Zögernd ließ sich Hermine auf dem Stuhl neben Ginnys Kopf fallen, auf dem zuvor noch Harry gesessen hatte. Sie hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl. Was wollte Ginny von ihr? "Ich hatte Träume", murmelte diese. "Finstere Träume." Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie starrte einfach auf den Boden und hoffte, dass Ginny weitersprach und das unangenehme Schweigen brach. Zum Glück wurde ihre stumme Bitte erhört. "Hermine, ich hatte Zeit um nachzudenken", setzte sie an. "Es kommt mir jetzt alles total albern vor. Unser Streit und dass ich dir einfach nicht geglaubt habe", meinte sie schnell. "Es tut mir Leid, Hermine ."
Diese sah ünerrascht auf. Ihr fehlten die Worte und ihr Mund wurde schlagartig ganz trocken. Ginny hatte sich bei ihr entschuldigt? War das wirklich passiert, oder waren es bloß irreführende Tagträume?
"Du... Wir...", stotterte sie, doch es wollte einfach kein ganzer Satz ihren Mund verlassen.
"Bitte Hermine! Lass uns nicht mehr streiten! Ich.. ich wünsche mir die alte Zeit zurück. Ist mir nur leider viel zu spät klar geworden.." Vorsichtig, aber überglücklich zog Hermine ihre Freundin in den Arm und vergrub ihr Gesicht in deren roten Haaren. Nach einer Zeit murmelte Ginny: "Wieder Freunde?"
"Liebend gern!!"

Eine lange Zeit redeten sie einfach über Alles und Jeden. Über Harry und Ginny, den Herbstball, Ron, Hermines schwindenden Gefühle für Ron, Quidditch,... Hermine konnte sich jedoch noch nicht dazu durchringen, ihr von all den Geschehnissen mit Draco zu erzählen. Das ist noch zu früh!
"Und du liebst meinen Bruder echt gar nicht mehr?", erkundigte sich Ginny erneut. Hermine schüttelte zögernd den Kopf und seufzte. "Das ist alles gar nicht so einfach mit der Liebe zur Zeit. Natürlich vermisse ich manchmal die Zeit die ich mit Ron hatte. Wir haben so schöne Erinnerungen geschrieben und er hat mir immer ein gutes Gefühl gegeben, aber andererseits..." In dem Moment öffnete sich geräuschvoll die Tür und Madame Pomfrey stürmte hinein, gefolgt von niemandem geringeren als Draco, der den aus der Nase blutenden, schwankenden Blaise Zabini stützte. Hermines Aufmerksamkeit hatte sich in Sekundenschnelle von Ginny abgewandt und war nun auf die Slytherins gerichtet. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und ihre Gedanken rasten. Das hat Blaise verdient! Aber Draco... sind die beiden etwa wieder befreundet? Er meinte doch, dass er das nicht gewollt hatte, also würde er ihm doch nicht so leicht verzeihen.. Oder war das auch wieder nur eine seiner hinterhältigen Lügen? "Mister Malfoy, erzählen sie mir bitte nochmal was genau passiert ist!", forderte Madame Pomfrey streng, während sie Blaise auf ein Krankenbett manövrierte. Gespannt lauschte Hermine der Schilderung.
"Blaise und ich hatten.. nun ja, eine kleine Auseinandersetzung", meinte Draco kühl und Hermine sah den warnenden Blick, den er Zabini zuwarf. "Wir haben die Angelegenheit unter Männern geklärt und können uns jetzt guten Gewissens wieder Freunde nennen." Hermine lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Etwas Bedrohliches und Eiskaltes lag in seiner Stimme und alleine die Tatsache, dass die beiden wieder Freunde waren, brachte Hermine beinahe um den Verstand. In dem Moment schien Draco sie erst zu bemerken, als sein Blick zu ihr wanderte. Kurz starrte er Hermine erschrocken an, sodass diese eine Gänsehaut bekam, wendete dann jedoch hastig den Blick ab, als hätte dieser kurze Blickaustausch nie stattgefunden. Und dann verstand sie.
Draco hat Zabini verprügelt! Er hat sich an ihm gerächt! Wie kann er so ausrasten..? Wie kann er so brutal sein? Wie kann er ihm die Nase brechen? Erinnerungen an ihr drittes Schuljahr schlichen sich in ihre Gedanken und sie musste zu Boden blicken, um ihr Grinsen zu verstecken. Sie selbst hatte Draco schließlich auch schon einmal die Nase gebrochen, so schlimm war es dann auch nicht. Touché!

Es dauerte nicht lange, bis Madame Pomfrey Blaise behandelt hatte und ihn zusammen mit Draco wieder fort schickte. Für einen kurzen Moment traf Hermines Blick erneut den von Draco, bevor er sich entgültig abwandte und verschwand.
Etwas abwesend drehte sich Hermine wieder zu Ginny, die sie nun vielsagend angrinste. "Auch wenn du damals, als Ron mit dir Schluss gemacht hat, nichts von Malfoy wolltest; jetzt tust du es!" Hermine sah sie belustigt an. "Nie im Leben würde ich mich für Malfoy interessieren!", lachte sie. Das war vollkommen unmöglich! Ginny warf ihr einen strengen Blick zu. "Hermine! Gesteh es dir doch selbst ein. Du bist bis über beide Ohren in Malfoy verknallt!" "Nein!", bestritt Hermine weiter, merkte jedoch dass sie rot wurde und sah schnell weg. Nein! Das darf nicht wahr sein! Das hat mir wirklich noch gefehlt! Malfoy und ich.. das würde nie gut gehen! Außerdem ist er gegen Schlammblüter also auch gegen mich. Dennoch hatte Ginny recht, wenn Hermine genauer drüber nachdachte... Nachdenken, das Stichwort! Sie dachte viel zu viel an ihn, das war der Grund! Und da waren so Momente, wo sie seine Nähe beinahe genossen hatte. Sie machte sich Gedanken, was er von ihr denken könnte und wollte unbedingt, dass er wirklich so nett war, wie damals bei ihren Tanz. Gleichzeitig jedoch war er gefährlich. Draco Malfoy war unberechenbar, wurde schnell agressiv und scheute nicht davor zurück, Menschen wehzutun. Er war kaltherzig und hatte einige Charakterzüge von seinem grausamen Vater geerbt. Außerdem würde Hermine ihm die Sache mit Helen wohl nie verzeihen können. Teilweise hatte sie wirklich Angst vor ihm! Das Schlimmste jedoch war, dass sie nicht wusste, was der wahre Draco war. Welche Facette von ihm war echt? "Hermine.. ich will dir das ja echt nicht zerstören oder so... aber Malfoy... er ist gefährlich! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sowas wie liebevoll oder so ähnlich sein kann. Seine Liebe ist nichts weiter als Kontrolle und nur zu seinen eigenen Gunsten. Versprich mir, dass du vorsichtig bist!", meinte Ginny und ihr ernster Blick durchbohrte sie. Hermine nickte leicht. "Ich weiß", flüsterte sie. "Ich weiß."

I hate you.  (Draco & Hermine) *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt