Ungebtene Berührungen.

692 35 3
                                    

Die Stilisten von Clove und Cato reisten drei Stunden vor dem Interview an.
Das Kapitol hatte jene offenbar ausgetauscht, denn Clove hatte nun eine Frau und Cato einen Mann der sie auf den bevorstehend Auftritt vorbereitete. Wahrscheinlich eine weitere Methode, die Snow nutze um sie zu verunsichern. 
Clove öffnete nur widerwillig die Tür, nach dem Brutus sie beinahe eingetreten hatte.
"Was soll der Lärm?", zischte sie und erschrak sichtlich als sie die Stilistin hinter Brutus breiten Schultern erblickte. Sie war eine grosse, schlanke Frau, mit einer Haut die so weiss wie der Schnee auf Cloves Veranda war. Ihre Kleidung war für Kapitol Verhältnisse schlicht und unauffällig. Nur ihre Haare waren typisch. Eine riesige Perrücke in knall grün.
"Von so nahe siehst du noch viel schöner aus als man mir sagte", hickste sie und ging an Brutus vorbei ins Haus. Sie atmete den Duft ein und drehte sich einige Male im Kreis um sich ganz genau umzusehen.
"Hier siehts ja aus als ob du gerade erst eingezogen wärst. Du könntest dringend ein wenig Farbe vertragen. Blau oder Rot... Nein! Lila wäre toll."
"Sie ist sehr... speziell...", flüsterte Brutus.
"Mhmm", brummte Clove.
"Was tun Sie hier?", fragte Clove und schloss die Tür als auch Brutus herein gekommen war.
"Oh, ich bitte um Verzeihung. Meine Name ist Sylvia. Ich bin deine neue Stilistin", sagte sie.
"Ich will ja nicht drängen aber es geht bald los", meinte Brutus.
Das Interview schien Clove bis zu jenem Moment völlig vergessen zu haben.
Sylvia legte ihre Handschuhe ab und sagte voller Elan: "Dann mal los!"

Catos neuer Stilist war sehr schweigsam. Er bedankte sich zwar für den Kaffee und erklärte Cato sein Vorhaben, schien jedoch nicht bereit zu sein ihm irgendeine Frage zu beantworten.
"Was ist mit meiner anderen Stilistin?"
Percy, wie sein Stilist hiess, rollte eine weitere Strähne in einen Lockenwickler und warf ihm nicht einmal einen Blick zu.
"Hat dir jemand verboten mit mir zu sprechen?", fragte er dann.
Nach einer Stunde in der Cato immer wieder versucht hatte ein Gespräch anzufangen seufzte Percy schliesslich und sagte:
"Mir ist es untersagt mit dir über das Kapitol zu reden."
Cato sah ihn ungläubig an. Weshalb sollte man das tun. Was hatte er getan das man ihn mit Schweigen bestrafte?

Nach vollen drei Stunden waren beide bereit und standen hinter ihren Haustüren.
"In einer Minute sind wir so weit", sagte Enobaria, die etwas spät bei Cato eingetroffen war.
Dann nach einer Minute, die sich für Cato wie eine Ewigkeit angefühlt hatte, öffnete Enobaria die Tür.
Er und Clove standen sich gegenüber. Sie gingen aufeinander zu als ob sie Fremde waren und fürchteten der jeweils andere könnte ihnen etwas antun. Und so starrten sie einander einfach nur an, bis sie direkt vor der Kamera standen und den Atem des jeweils anderen hören konnten.
Cato nahm die Stimme von Caesar kaum war. Sein Blick galt nur Clove. Die neue Stilistin hatte sie stark geschminkt. Dennoch sah er ihre Sommersprossen und vor allem gefiel ihm wie lang ihre Haare geworden waren.
Irgendwann sah Clove verlegen weg in die Kamera.
"Clove und Cato, auf mich wirkt ihr noch immer verliebt wie am ersten Tag. Wie gehts euch?", sagte Caesar, der auf einem kleinen Bildschirm übertragen wurde.
Cato wandte sich zwar nicht von Clove ab antwortete aber:
"Wir sehen uns beinahe täglich. Schweigen gibt es zwischen uns nie. Es gibt keinen Tag an dem ich nicht an sie denke."
Clove sah zurück zu Cato. Sein Blick war gequält. Mit einem Mal fühlte sie sich furchtbar und berreute all die Tage an denen sie einfach an Catos Haus vorbei gegangen war.
"Clove geht es dir gut?", fragte Caesar.
"Ja, klar, ich kann nur einfach nicht in Worte fassen wie glücklich ich bin nicht mehr alleine zu sein."
Cato sah die Tränen in ihren Augen. Und wie so oft hielt sie sich zurück und erlaubte sich selbst nicht zu zeigen wie verletzt sie war. Er konnte nicht anders als ihre Hand zu nehmen.
Im selben Moment endete die Übertragung. Die erste Sekunde von Catos Berührung war so vertraut gewesen. Cato spürte Cloves kalte Finger und wünschte sich dieser Moment würde niemals vergehen. Doch dann geschah das Unvorhersehbare. Clove spürte nicht mehr Catos Hand in ihrer. Es war als würde sie die Hände all deren halten die sie umgebracht hatte. Sie roch wieder den Geruch des Waldes, sie hörte das Rauschen des Flusses. Und in ihm sah sie das Monster das sie einst war.
"Ich kann das nicht", wisperte sie. Dann rannte sie davon, zurück in ihr Haus wo sie sich wie so oft einschloss.
Cato stand da. Er hatte keine Worte. Und das war das schlimmste. Das er nichts sagen konnte um Clove zu trösten.
Brutus folgte Clove bis in ihr Zimmer wo sie sich in ihrem Bett verkroch.
"Was ist denn los?", fragte er und setzte sich neben sie.
Sie schwieg.
"Hör zu. Ich habe keine Ahnung was es dir so schwer macht in seiner Nähe zu sein, aber du musst es ändern. Bald werdet ihr Wochen lange zusammen sein müssen. Als Paar", sagte Brutus.
"Wie hast du es gemacht? Die Spiele vergessen mein ich", flüsterte sie in ihr Kissen.
"Lass mich ehrlich zu dir sein. Wir aus 2 werden dazu erzogen die Hunger Spiele als Teil des Lebens zu sehen. Und uns Sieger sehen sie als unmenschliche Killer", er überlegte kurz, "Aber weisst du, du wirst es niemals vergessen können. Du lernst bloss damit zu leben."

"Ich sehe sie an. Und sie sieht mich an. Aber es ist nicht mehr wie früher. Irgendetwas steht zwischen uns wie eine unsichbare Mauer, versteht ihr?", erklärte Cato Enobaria und seiner Mutter.
"Cato, in den Spielen wart ihr gegenseitig eure Lebensversicherung. Vielleicht war das alles was du für Clove warst. Aber das weisst du erst wenn du vielleicht mal, wie nennt man diese abgefahrene Sache die Menschen manchmal tun? Richtig! Mit ihr reden", sagte Enobaria.
"Das Mädchen wirkt auf mich eher eingeschüchtert. Und sie braucht dich", erwiderte seine Mutter, "Aber für die Sache mit dem Gespräch bin ich auch."
Cato seufzte. Daran schien wohl kein Weg vorbei zu gehen.
In dieser Nacht stand Cato lange vor seinem Fenster. Doch die Lichter in Cloves Haus blieben so dunkel wie die Nacht vor der er sich so fürchtete. Und einmal mehr nahm ihm die Dunkelheit seine einzige Zuflucht aus dieser schrecklichen Welt.
In der Arena waren Cloves Augen sein sicherer Ort gewesen. Darin spiegelten sich ihre Hoffnung und ihr ungebrochener Kampfgeist wieder. Und auch wenn ihr ganzes Gesicht düster geworden war, hatte er genau dieses leuchten auch Heute gesehen. Genau das war es was ihn nicht aufgeben liess.
Die Warheit war, Clove stand ebenso wie Cato vor ihrem Fenster. Doch das was geschehen war dürfte nicht wieder passieren. Sie schämte sich vor Cato. Er versuchte nach allem immer noch für sie da zu sein und sie stiess ihn von sich weg. Ihm so nahe zu sein war das schönste was sie die letzten Monate erlebt hatte. Aber die Erinnerungen die seine blosse Berührung weckte waren zu grausam. Sie hielt es nicht aus das ihr etwas das sie so sehr liebte so unglaublich weh tun konnte. Und noch schlimmer war das er sich über diese Macht nicht im geringsten bewusst war...

Clove und Cato - Rache ist weissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt