Bekannt und Fremd

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Der Himmel war derselbe Himmel. Das Gras das selbe Gras. Und die Stille, in der man dennoch glaubte das leise wimmern der verängstigten Tribute zu hören, war ebenfalls noch immer die selbe. Dennoch schien die Arena anders zu sein. Irgendetwas, was Clove nicht verstehen konnte hatte sich verändert. Als ob etwas in der Luft lag das darauf wartete sie zu übermannen.
Die Sonne warf ihre hellen Strahlen mitten in Cloves bleiches Gesicht, als diese ihre Wasserflasche auffüllte. Hunger plagte sie seit Stunden aber wie im Jahr zuvor wusste sie nur das nötigste über Pflanzen und Tiere sodass es ihr schwer viel Nahrung selbst zu finden.
Cato hatte es leicht. Ben schien mehr zu wissen als man im Training lernen konnte. Und jagen konnte er auch. Doch Cato war es nicht nach essen zumute. Bei jedem erneuten Klang einer Kanone schreckte er auf. Es quälte ihn immer aufs neue bis Abends warten zu müssen ob ihr Gesicht am Himmel erschien oder nicht.
"Sie kommt alleine klar", sagte Rose.
Eine Antwort erhielt sie nicht. Natürlich war es nicht Rose alleinige Schuld das alles gekommen war wie es nun ist. Doch er wusste sich nicht anders zu helfen als ihr diese zu geben um sich selbst davor zu schützen daran zu zerbrechen.
"Ich geh auf die Jagt", sagte Cato.
Ben nickte. Die Art von Jagt die Cato betrieb galt nicht den Tieren des Waldes. Er suchte Tribute die er töten konnte.
Clove hatte auf ihrem Alleingang bereits drei Tribute getötet. Mit ihr zusammen befanden sich noch 12 andere in der Arena. Einer davon Cato.
Der Hunger forderte von Stunde zu Stunde mehr von ihrer Energie. Irgendwann fühlte es sich anstrengend an ein und aus zu atmen. Geschwächt liess sie sich auf einem Stein nieder und zog ihre Beine so nahe an ihren Körper wie es ihr möglich war, in der Hoffnung wenigstens das Knurren das ihr lauter als Geschrei vorkam zu unterbinden.
Die Beeren die an dem Gestrüpp direkt vo ihr wuchsen kannte sie nicht. Sie waren gelblich weiss und wirkten nicht gesund zu sein. Doch ihre Wahl lag zwischen möglicherweise giftigen Beeren und dem Hungertod. Sie griff nach einer und zerdrückte sie zwischen den Fingern. Das der Saft ihre Haut nicht veränderte oder gar verbrannt schien ihr ein gutes Zeichen zu sein. Ein grelles Pfeifen in regelmässigen Abständen unterbrach sie. Die Kapsel spiegelte das Licht der Sonne wieder und blendete Clove. Erst als der Fallschirm gelandet war erkannt sie ihn.
Sie öffnete gierig den Behälter. Ein halbes Laib Brot. Mehr als sie sich wünschen konnte. Aber sie wusste auch das Enobarias und Brutus Geschenke nie Grundlos waren. Die Nachrichten waren das wichtigste Stück.
Der Zettel war klein zusammen gefaltet.
"Egal wie vertraut es scheint, selbst der Teufel war einst ein Engel. -E"
Sollte das ein Scherz sein. War das nun ein Rästel. Oder ein offensichtlicher Hinweis den sie bloss nicht erkannte.
Fürs erste Steckte sie den Zettel in ihre Jackentasche und brach ein kleines Stück Brot ab. Das weiche innere war noch lauwarm. Nie hatte etwas so gut geschmeckt und es fühlte sich an als würde sie spüren wie sie gestärkt wurde. Das zittern verging und von den Bauchschmerzen spürte sie kaum noch. 

Catos Jagt schien kaum noch ein Erfolg zu werden. Er nahm ein Pfeifen wahr das nicht allzu weit weg war. Natürlich erkannte er das Gerräusch als das Signal eines absinkenden Fallschirmes.
Er folgte dem Klang in der Hoffnung ein Opfer zu finden. Doch als er versteckt hinter einem Baum lauerte war es Clove die er sah. In den letzten zwei Tagen war ihre Haut grau geworden. Das Haar war ganz matt und verfilzt, die Augenringe tief und schwarz.
Eine Weile beobachtete er wie sie das Brot langsam ass und den Zettel schweigend wegsteckte. Und dann als sie wirkte als wollte sie weiterziehen gab er sich zu erkennen.
"Cato", flüsterte sie sich selbst zu.
"Wo warst du?", sagte er besorgt und verharrte eine kurze Zeit bevor er näher an sie heran ging.
"Bleib!", zischte sie und hielt schützend ihr Messer vor sich.
"Clove es tut mir so unglaublich leid. Ich weiss nicht was mit mir los war. Bitte verzeih mir", sagte er.
Sie gab ihm keine Antwort. Er hatte sie tief gekränkt und sie fühlte sich schwach würde sie ihm einfach vergeben. Doch wusste sie auch, dass sie nicht unschuldig war. Aber Clove konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
"Wo ist sie?" Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Cato schwieg.
"Rose?! Rose! Wo bist du? Cato vermisst dich schon!", rief Clove.
"Hör damit auf." Cato machte einen Schritt auf sie zu. Er war verzweifelt. Genau das wollte er niemals. Das Clove wieder zu der wurde die sie selbst so gehasst hatte.
Tränen stiegen in ihren Augen auf.
"Du hast versprochen das du mir nicht weh tun wirst. Hast du dich daran gehalten? Also warum sollte ich es nicht tun."
"Weil ich dich liebe"
Eine Weile hingen die Worte wie ein dicker Nebelschwaden in der Luft. Und dann durchbrach ein zischender Pfeil die Stille.

Clove und Cato - Rache ist weissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt