Stark sein

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Die Ernte ist eine Folter. Du wartest. Und vielleicht hörst du deinen Namen. In den meisten Fällen wissen die Besitzer der aufgerufenen Namen, dass sie auf dem sicheren Weg in den Tod waren.
Doch das Gefühl, dass man seinen Namen nun so oder so hören würde war weitaus schlimmer. Ansonsten konnte man Hoffen, sich die Möglichkeit ungefähr ausrechnen um sich selbst zu beruhigen. Aber diesmal war es anders. Es war als würde man wieder und wieder den gleichen Albtraum durchlaufen. Und als würden einem in jenem tausende Pfeile durchbohren, getränkt in einem Gift das einen von innen auffrass.
Clove und Cato nahmen ihre Plätze ein. Sie sassen dort wo sonst die Mentoren waren. Neben ihnen standen Brutus und Enobaria. Niemand wagte es etwas zu sagen. Keiner hörte wie der Bürgermeister alle begrüsste, wie das Video aus dem Kapitol gezeigt wurde und wie Cessica sich vorstellte. Erst als sie zu der Glaskugel lief, was beinahe lächerlich war, und den einzigen Zettel nahm sahen sie auf.
"Der weibliche Tribut: Clove Kentwell."
Das Publikum war totenstill. In dem vergangenen Jahr hatte sich einiges verändert. Die Leute hatten den Respekt vor dem Tod erlernt und verstanden die wahre Bedeutung der Spiele; dass sie unterdrückt, gequält und benutzt wurden.
Clove fiel es schwer aufzustehen. Sie hatte das ständige Gefühl sich übergeben zu müssen. Vorsichtig erhob sie sich und spürte eine Hand die ihre abgemagerte Taille stützte. Auch wenn ihr Haar platt und farblos wirkte und ihr Augenringe beinahe schwarz geworden waren sah sie immernoch aus wie Clove. Denn das Strahlen in ihren Augen hatte sie nicht verloren. Noch nicht.
Sie machte vorsichtige Schritte nach vorne und Catos Hand verschwand von ihrem Rücken und hinterliess einen warmen Fleck dort wo sie gelegen hatte.
"Unser Männlicher Tribut: Cato Hadley."
Cato zögerte. Er war nicht traurig um seinetwillen. Natrülich fürchtete er sich auch. Aber seit er von seinem erneuten Einzug wusste, war ihm klar das er sterben würde. Denn er musste Cloves Leben retten. Für sie selbst war es noch schlimmer gewesen, seinen als ihren Namen zu hören. Sie fürchtete ihren eigenen Tod kaum. Aber das er sterben würde war unerträglich.

Die Friedenswächter erlaubten ihnen keine Verabschiedung. Aber das machte nichts. Denn ausser Catos Mutter war niemand da der ihnen Aufwiedersehen hätte sagen können. Die einzigen die sie beide hatten war der jeweils andere. Und diese Verbindung hatten sie irgendwann verschwinden lassen.
Die verschlossenen Türen des Zuges waren einengend. Als würde man ihnen die Luft abschnüren wollen, aber nicht so sehr das sie daran starben.
Clove sass da. Sie sass vor diesem Fenster und starrte nach draussen als könnte sie dort einen besseren Ort sehen und würde nicht die Grausamkeit der Situation spüren.
"Sprich mit ihr", flüstere Enobaria in Catos Ohr und trank einen Schluck von ihrem Orangentee.
"Was soll ich sagen?", fragte er.
"Beschütze sie vor ihren Gedanken", antwortete sie.
Cato seufzte. Es war schwer geworden Clove zu einem Lächeln zu bringen. Noch schwieriger als früher und das mochte etwas heissen.
"Clove?", sagte er vorsichtig als er sich zu ihr setzte.
"Ich bin okay", erwiderte sie, sah ihn aber nicht an.
"Du musst das nicht tun", meinte Cato.
"Was meinst du?"
"Du musst vor mir nicht stark sein. Ich weiss das du nicht okay bist. Und das sollst du auch nicht. Wir sitzen hier auf dem Weg zu unserem absoluten Albtraum, der nicht nur ein Traum sondern auch schon unsere Realität war", antwortete er.
"Ich versuche nicht stark zu sein. Aber ich lasse mich nicht noch ganz brechen. Das ich sterben werde weiss ich. Doch wenigstens will ich das in Würde tun. Ich werde Snow nicht das geben was er will. Wenn mein Tod sein Glück ist das sei es so. Aber ich werde niemals betteln."
"Clove. Du wirst nicht sterben okay?", sagte Cato eindringlich.
"Hör auf mein Leben vor deines zu stellen. Das kannst du nicht tun. So etwas tut man nicht. Hör auf so zu tun als könnte uns irgendjemand retten Cato. Das sind unsere Spiele. Diese Zeremonie ist unsere ganz persönliche Todesstrafe. Das kannst du nicht verhindern. Niemand kann das. Akzeptiere es einfach endlich", zischte Clove.
"Das kann ich aber nicht Clove. Ich werde nicht akzeptieren, dass er dich und mich einfach öffentlich Schlachten lässt nur um sein eigenes Ansehen wieder zu stärken. Wir dürfen nicht aufgeben, das ist was er will. Wer sagt denn das wir es nicht doch schaffen können. Ich werde mein Leben immer vor deines Stellen, egal was du sagst. Denn du hast mich gerettet Clove!"
Clove schwieg. Er berührte sie mit Worten wie es keiner tat. Doch manchmal waren seine Worte zu stark und gaben ihr ein Gefühl das sie nicht mochte. Es war als würde sie ganz winzig sein und müsste beschützt werden. Und dies wollte sie nicht. Aber ohne Cato wollte sie auch nicht sein. Liebte sie ihn oder liebte sie etwa doch nur das Gefühl das er ihr gab?

Clove und Cato - Rache ist weissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt