Der nächste Tag hatte kaum richtig begonnen, als sich Clove und Cato in dem selben Zug wiederfanden der sie ins Kapitol gebracht hatte. Und das würde er wieder tun. Nur noch nicht Heute. Als der Zug sich mit einem Ruck in Bewegung setzte hielt Clove sich erschrocken an der Lehne eines Sessels fest, der in ihrer Nähe stand.
Cato beobachtete wie sie ihre zittrigen Finger immer dichter um das Holz schlang.
Du musst dich nicht fürchten, ich bin bei dir, wollte er sagen. Doch das konnte er nicht.
Die Reise bis zu Distrikt 12 würde fast drei Tage dauern. Und so lange auf so engem Raum zu sein, ohne einmal die Wände dieses Zuges von aussen zu sehen, war eine furchtbare Vorstellung für Clove.
Aber noch mehr Angst machte es ihr, den Menschen ins Gesicht zu sehen, deren Schwester oder Bruder oder Sohn oder Tochter sie getötet hatte.
"Okay, jeder von euch beiden hat sein eigenes Abteil. Eure Stilsten haben die Kleidung die ihr während der nächsten Wochen bereits einsortiert. Die Reden, die ihr in den jeweiligen Distrikten halten werdet habe ich selbstverständlich geschrieben. Bei jenen die ihr getötet oder näher gekannt habt, ist es Tradition etwas persönliches beizufügen", erklärte Cessica aufgeregt.
Clove hasste es genug das alles tun zu müssen. Aber mit Cessica und ihrer überstelligen Stilistin so viel Zeit zu verbringen war eine regelrechte Strafe. Und so verschanzte sie sich nach nicht einmal zehn Minuten in ihrem Abteil.
Cato sah ihr Wortlos nach und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Brutus sah ihn an. Enobaria sah ihn an. Cessica sah ihn an.
"Was?", fragte er verwirrt.
"Rede mit ihr", antwortete Enbaria besorgt.
"Ich..."
"Jetzt!", unterbrach Brutus.
Cato flüsterte etwas vor sich hin befolgte aber dann die Anweisung.
Einige Minuten stand er nur da. Er traute sich kaum zu klopfen. Aber dann nahm er allen Mut zusammen, den er die letzten Monate vergessen hatte und tat es doch.
Eine Weile blieb es ruhig. Dann öffnete sich die Tür und er sah Clove vor sich. Sie seufzte und setzte sich wieder auf ihr Bett. Unsicher was das zu bedeuten hatte trat er ein.
"Clove ich weiss das du lieber vor mir wegläufst als mir in die Augen sehen zu müssen. Aber wir sollten reden", sagte Cato.
Sie sah ihn nicht an. Sie konnte es nicht. Zu sehr plagte sie das schlechte Gewissen und die Angst wieder nur das Schlechte zu sehen was sie erlebt hatten.
"Bitte sieh mich an", flehte er.
Sie bewegte sich nicht.
"Clove, sieh mich an. Bitte."
Er setzte sich zu ihr doch ihr Blick ging noch immer von ihm weg.
"Ich bin ein Monster Cato. Und wenn du dich nicht von mir fern hälst werde ich früher oder später dasselbe tun wie es mit all den anderen getan habe", flüsterte sie.
Sein Drang ihre Hand zu nehmen war kaum zu bändigen. Er wollte sie so sehr und sie stiess ihn immer weiter von sich weg.
"Clove du bist kein Monster. Das sehen sie ihn dir. Das wollten sie aus dir machen. Aber du bist es nicht..."
"Ich war bereit dich zu töten. Und ich hätte es getan!", platze es aus ihr heraus. Sie sah ihn an. Mitten in seine Augen. Und sie weinte. Zum ersten Mal hatte sie die Tränen zu gelassen. Auch wenn es nur wenige gewesen waren.
"Ich vertraue dir", sagte er.
"Bitte tu das nicht Cato!"
"Clove ich kann nicht aufhören dich anzusehen. Ich kann nicht aufhören deine Stimme zu hören selbst wenn du nicht sprichst. Mir ist egal wie sehr du glaubst das ich mich von dir fern halten soll. Ich werde es nicht tun", erwiderte er.
"Ich habe so viele Menschen getötet Cato..."
"Das habe ich auch."
Clove starrte ihn an. Seine tief blauen Augen erinnerten sie an etwas reines, wunderschönes.
Sie fühlte sich nicht mehr alleine und unwichtig. Weil er sie nach all der Zeit und all dem geschehenen immer noch so ansah wie damals. Und in diesem kleinen Augenblick, wo es beinahe so aussah als würde sich auf ihren Lippen ein kleines Lächeln formen, war in Cato nicht nur die Hoffnung erweckt worden. Es war die Lust auf Rache an jedem der Clove ihr Lächeln genommen hatte. Er wollte alles und jeden töten der für ihr Leiden verantwortlich war. Cato wollte es beenden, wie Clove es gesagt hatte. Die Spiele beenden. Snows Herrschaft beenden.Obwohl das was zwischen Clove und Cato noch lange nicht wieder wie früher war, fühlte es sich besser an.
Brutus sah Cato erwartungsvoll an, als dieser wieder im Wohnzimmer ankam.
"Und?"
"Sie hat geredet. Aber sie ist nicht mehr die Clove die wir kannten", antwortete Cato.
"Liebst du sie?", fragte Brutus.
"Natürlich tu ich das", sagte Cato erschrocken.
"Dann sag mir weshalb."
"Was soll das?" Cato war verwirrt.
"Sag es mir", wiederholte er.
"Weil, sie der einzige Mensch auf der Welt ist der gleichzeitig so viel Liebe und so viel Hass verspüren kann. Und weil sie wunderschön ist ohne es überhaupt zu versuchen. Weil in Cloves Augen zu sehen niemals langweilig wird. Und weil ihr Lachen das einzige war das mich vergessen liess wie schrecklich ich war."Brutus lächelte er zufrieden. Es schien als wusste er mehr als er sagte.
"Hey Clove." Enobaria hatte vorsichtig ihren Kopf durch die halb geöffnete Tür gestreckt und lächelte ihr zu.
"Komm rein", sagte sie.
Sie schlüpfte hinein und kniete vor Clove nieder. Sie war eine der letzten die noch einen Draht zu dem nun so gebrochenen Mädchen zu haben.
"Hör zu. Die Spiele sind grausam. Das sind und werden sie immer sein. Aber sieh dich an Clove. Du bist ein so starkes Mädchen. Gib Snow nicht die genugtuung so einzuknicken", sagte Enobaria.
Clove wusste das sie recht hatte. Sie musste aufhören sich schwach zu verhalten. Aber wie sollte sie den jemals wieder in einen Spiegel sehen können? Geschweige denn in wenigen Tagen in die Augen derer die sie noch mehr zerstört hatte als sich selbst.
"Wieso stösst du Cato von dir weg?"
Clove zögerte.
"Es gab einen Moment in den Spielen, nach dem er mich gerettet hatte, da war ich bereit etwas sehr schlimmes zu tun", sagte sie, " Ich kann ihn nicht mehr ansehen. Wie könnte ich jemandem der mich jeden Tag versucht zu beschützen, ansehen mit dem Wissen das ich bereit war ihn zu töten."
"Clove, egal was du tun wolltest, es zählt das du es nicht getan hast. Das alles beweist bloss das du ein unglaublich gutes Herz hast, das bisher nur versteckt war." Enobaria lächelte.
Clove konnte die Worte von ihr nicht ganz glauben. Schliesslich war vor ihr eine Siegerin. Jemand der auch Menschen umgebracht hatte, jemand aus einem der Distrikte die das taten weil sie es wollten, nicht weil sie es mussten.
Und in Enobarias Fall kam dazu das sie es auf eine unmenschliche Art und Weise getan hatte.
"Sieh es so an. Stell dir vor in dir lebte bisher ein ganz kleiner Funken. Und in diesem Funken war all deine Hoffnung und Güte und der Wunsch nach einem Sorgenfreien Panem. Die Spiele liessen immer mehr und mehr Funken aufleben und die Liebe zu Cato hat aus all diesen klitzekleinen Funken ein riesiges Feuer entfacht mit dem du bisher noch nicht umzugehen wusstest. Aber das werden wir ändern"
Clove sah Enobaria an. Das Feuer in mir, dachte Clove, wird die Hunger Spiele und alle seine Anhänger niederbrennen.
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Clove und Cato - Rache ist weiss
FanficDie Spiele sollten ihnen alles geben was sie sich jemals gewünscht hatten. Doch sie wurden gebrochen und verloren alles was sie hatten. Selbst ihre Liebe schien das nicht überstanden zu haben. Aber als die Rache auf ihren rebellischen Akt folgte, v...