eine halbe Ewigkeit

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Ich spüre wie sie immer näher kommen, merke wie aussichtslos meine Situation ist und erkenne, dass ich nicht lebend hier raus kommen werde. Mein Mund fühlt sich staubtrocken an, das Schlucken tut weh und ich kann die Angst auf meiner Zunge schmecken „Bitte tut mir nichts. Ich habe euch nichts getan!", schreie ich und spüre die Tränen heiss in meinen Augen brennen.

Doch das scheint die zwei abscheulichen Hunde nicht zu beeindrucken, denn sie drängen mich ganz an die Wand und ihre Blicke gleiten an mir hinab und wieder hinauf. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, die Angst hält mich in ihrer eiskalten Klaue und will mich nicht mehr loslassen. „Und ob du uns etwas getan hast, du Miststück! Du hast uns von deinem Macker verprügeln lassen und das mögen wir ganz und gar nicht."

Er hat mich bis an die Wand gedrängt, ich spüre die kalten und mit Moos bewachsenen Backsteine in meinem Rücken. Ich spüre ihre Blicke auf mir, fühle wie sie mich bereits nur mit ihren Augen ausziehen und wende das Gesicht ab. Bete zum allmächtigen Herrn, dass er sich meine Seele gnädig erweist und mich bei sich aufnimmt. „Na dann wollen wir doch mal sehen, was sich unter diesen Röcken verbirgt", grunzt er. Ich spüre wie er seine Hand unter meinen Rock schiebt und reisse den Mund auf. Ein schriller Schrei dringt aus meiner trockenen Kehle und wird von den steinernen Mauern verschluckt.

„Dumme Schlampe!", brüllt er mich an und drückt mir seine Hand auf meinen Mund. Augenblicklich wird mir Übel, der Geruch seiner ungewaschenen Hand lässt mich beinahe mein Frühstück hochkommen. Nur mit Mühe kann ich den Würgereflex unterdrücken. Ich spüre wie seine Finger nach etwas suchen, ich presse die Schenkel so fest zusammen, dass der Schmerz beinahe die ganze Angst übertüncht. Wie kann man nur so ein grauenhaftes Verbrechen begehen? Während ich mich mit dieser Frage herumquäle, bemerke ich die Person nicht, die sich von hinten anschleicht und zuerst den einen, danach den anderen Mann angreift.

Wie beim letzten Mal bin ich wie gelähmt, kann mich kaum bewegen, geschweige denn atmen. Ich schaue zu, wie Fergus sich gegen die zwei Männer behauptet, er atmet schwer und schlägt mit dem Kurzschwert zu. Doch er verfehlt den grösseren der beiden und muss einige Faustschläge einstecken. Das dumpfe Geräusch, wenn die Faust des Gegners auf Fergus Gesicht trifft, ist ekelhaft und brennt sich in mein Gedächtnis ein. Bei jedem Schlag spritzt mehr Blut aus den Platzwunden und lässt sein Gesicht in wenigen Sekunden blutüberströmt aussehen. Ich sehe dass er keine Kraft mehr hat und meine Entschlossenheit, ihm zu helfen, reisst mich aus meiner Starre. Ich stürme nach vorne und springe auf den breiten Rücken meines Angreifers. Mit aller Kraft bohre ich meine Nägel in sein Gesicht und höre, wie er aufschreit.

Fluchend torkelt er umher, da ich ihm die Hände ins Gesicht drücke, sieht er nichts mehr, was Fergus Zeit verschafft, sich zu sammeln um zum nächsten Schlag auszuholen. Doch der Mann ist stärker, als ich gedacht habe und er schüttelt mich kurzerhand wieder runter und ich falle unsanft mit dem Kopf auf den Boden. Ein dumpfer Schmerz durchfährt meinen Körper, als ich mich bewegen will. Ich höre, wie er mich beschimpft und spüre als nächstes die Spitze seines Stiefels in meinem Bauch. Ich schreie auf und krümme mich unter Schmerzen zu einem Knäuel zusammen, um mich vor weiterten Tritten zu schützen. Immer wieder nennt er mich eine Hure, oder schlimmeres.

Der Tritt in meinen Bauch lässt mich kaum atmen, ausserdem quälen mich grauenhafte Schmerzen, die sich wie ein Feuer in meinem Körper ausbreiten. Bevor er ein weiteres Mal zu tritt, stürzt sich Fergus erneut auf den doppelt so breiten Mann, um mich zu retten. Meine Augen habe ich immer noch geschlossen, mein Schädel brummt so heftig, dass ich mich nicht traue die Augen zu öffnen. Die Schmerzen nehmen zu und ich bekomme kaum noch Luft, ich spüre, wie ich in die Benommenheit gleite. Ich wehre mich dagegen, kann Fergus nicht alleine mit diesem Scheusal lassen, doch der Sog ist zu stark. Ich kann mich nicht länger dagegen wehren und falle in einen schier unendlichen Strudel, der mich schliesslich ganz verschlingt.

Erstgeborene OUTLANDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt