enttarnt!

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Nachdem wir uns wieder auf den Weg gemacht haben, habe ich über Fergus Stimmungswandel nachgedacht. Wie kann es sein, dass er im einen Moment gut gelaunt und zu Spässen geneigt ist, und von jetzt auf gleich der gemeinste Mensch auf der ganzen Erde sein kann? Aber ich komme zu keiner Antwort, es ist so wie es ist. Ich kann ihn nicht ändern, das kann nur er. Aber was ich tun kann ist, ihm aus dem Weg zu gehen.

Das ist die einzige Lösung die mir einfällt, alles andere missfällt mir, oder kann ich nicht tun. Während der nächsten Stunden reite ich hinter den beiden her, so kann ich mir in Ruhe die Landschaft weiter ansehen und für mich sein. Das hat mir in den letzten Tagen und Wochen etwas gefehlt. Im Kloster hatte ich genug Zeit mir ein Leben ausserhalb der bedrückenden Mauern vorzustellen, ihr jetzt gegenüber zu stehen, ist anstrengender als ich angenommen habe.

Dennoch würde ich nie wieder zurückkehren, es ist gut so wie es ist und das ist das was zählt. Als es zu dämmern anfängt, rasten wir in der Nähe eines verlassenen Hauses. Wie es aussieht hat die Schlacht von Colluden immer noch Auswirkungen. Nach wie vor sind die Engländer nicht gut auf die Schotten zu sprechen, das beruht natürlich auch auf Gegenseitigkeit. Während ich mich um die Pferde kümmere, besorgt Jamie Holz für das Lagerfeuer, während Fergus sich um unser Abendessen kümmert. So hat jeder etwas zutun und ich lasse mir etwas länger Zeit mit dem Versorgen der Pferde.

Dabei summe ich ein französisches Kinderlied vor mich her, was wir früher immer im Kloster gesungen haben. „Faith, kommst du? Das Essen ist so gut wie fertig", ruft mich mein Vater. Ich klopfe meiner Stute den Rücken und frage mich wie es Robert geht. Er hat sicher viel zu tun, jetzt wo sein Vater tot ist und er den Hof übernehmen muss. Wie schrecklich manchmal das Schicksal sein kann, noch vor keiner Woche hat er mich begleitet und jetzt, jetzt ist er Zuhause in Aberdeen und schaut seiner Familie. Muss sie ernähren und sich mit all den Problemen herum schlagen, die das Leben einem auferlegt. „Kommst du endlich, oder willst du Wurzeln schlagen?"

Ich spüre Fergus Hand, wie sie sich fest um mein Handgelenk schlingt. „Hast du taube Ohren, oder wieso kommst du nicht wenn man dich ruft?" Endlich kann ich mich aus meiner Starre lösen und entwinde mich aus seinem Griff. „Lass mich sofort los, du ungehobelter Kerl", stosse ich atemlos hervor. Doch Fergus scheint sich nicht von mir beeindrucken zu lassen, was mich ziemlich wütend macht.

„Ich hab gesagt du sollst mich loslassen." Ich gebe ihm einen kräftigen Schubser und sehe wie er vor mir auf dem Hosenlatz landet. „Hast du sie nicht alle? Ich bin verletzt, wenn du es vielleicht vergessen haben solltest. Dumme Gans!", flucht er und rappelt sich wieder auf. „Oh da habe ich jetzt aber Angst. Wenn deine Naht nicht schon von deinen dummen Bemerkungen aufgegangen ist, dann wird sie auch nicht wegen eines solchen kleinen Schubsers aufgehen. Und jetzt komm, dass Essen ist fertig, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Zufrieden lächle ich über beide Ohren, als er sich leise fluchend von mir entfernt.

Kopfschüttelnd und immer noch lächelnd über meinen Sieg, folge ich ihm zum Lagerfeuer, wo ich mich neben Jamie setze der mich seltsam ansieht. Schweigend nehmen wir unser Essen ein, während ab und an das Holz im Feuer knackt, herrscht eine angenehme Ruhe zwischen uns. Nachdem wir zu Ende gegessen haben, durchbricht Jamie die Stille. „Wir sind gut in der Zeit, wenn wir weiter so schnell voran kommen, dann sind wir in drei Tagen in Lallybroch", erklärt uns Jamie. Fegrus gibt einen zustimmend Laut von sich, der sich mehr wie ein Grunzen anhört, was mich zum Schmunzeln bringt. Was ihm missfallen zu scheint, denn er wirft mir einen finsteren Blick zu. Was mir herzlich egal ist.

„Da wir ja jetzt ein Weib unter uns haben, so übernimmt sie ab jetzt das Kochen und den Abwasch. Wir müssen uns ja schon um das Feuer und die Pferde kümmern, da brauchen wir uns nicht auch noch um solchen Weiberkram kümmern." Jamie sieht seinen Ziehsohn Stirnrunzelnd an, sagt aber kein Wort was mich etwas ärgert. „Wie dem auch sei, ich werde mich hinlegen. Gute Nacht Milord." Damit zieht sich Fergus zurück und lässt mich mit meinem Vater alleine. Zuerst verfallen wir wieder in einstimmiges Schweigen, doch irgendwann durchbricht Jamie die Stille. „Du musst das natürlich nicht übernehmen, wir haben solange für uns selbst gesorgt, dass wir das immer noch tun können." Ich lächle, es ist nett von ihm, dass er das sagt, aber es macht mir nichts aus.

Erstgeborene OUTLANDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt