„Ich bin dann weg!", rief ich, was natürlich keiner beantwortete.
Wie auch, es war keiner da. So, wie fast immer seit neustem. Seitdem meine Eltern sich getrennt hatten und meine Mutter ausgezogen war, arbeitete mein Vater noch mehr, um sich abzulenken. Ich verdrehte die Augen und schloss die Haustür hinter mir ab. Schnell lief ich zur Straße und machte mich auf dem Weg zum Bahnhof.
Ein Schulausflug stand an. Meine Klasse würde mit unserem nervigen Geschichtslehrer zu irgendeinem Museum fahren, wo er uns dann hundert Jahre lang etwas über das römische Reich erzählen würde. Da ich momentan meinen Schnitt in der Schule halten wollte, damit ich im nächsten Jahr mein Abi schaffte, musste ich dahin. Nach fünf Minuten Fußweg hatte ich den Bahnhof erreicht.
Zu blöd, dass ich keine Ahnung hatte auf welchem Gleis sich meine Klasse traf. Ich sah mich um, konnte aber niemanden, den ich kannte, sehen.
Ich holte mein Handy heraus um, meiner besten Freundin zu schreiben. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich das Lied wechseln, welches ich über meine Kopfhörer hörte.
Ich skippte einen Song nach dem anderen während ich eine Treppe zu den ungeraden Gleisen herunter ging.
Ich hatte immer noch kein gutes Lied gefunden, als ich plötzlich über etwas stolperte. Erschrocken sah ich von meinem Handy weg und blickte auf den Boden. Beim Liedwechseln war ich war wohl etwas schräg Richtung Wand gelaufen.
Dort lag jemand auf dem Boden, den ich wohl gerade übergelaufen hatte. Schnell zog ich einen Kopfhörer aus dem Ohr und wollte mich gerade entschuldigen als ich bemerkte, dass diese Person entweder tot war oder an einer Wand angelehnt in der Öffentlichkeit schlief.
„Hallo?", fragte ich vorsichtig.
Als ich mich etwas runter beugte, bemerkte ich, dass er ein Junge von meiner Schule war. Wahrscheinlich war er eine Klasse über mir, denn er sah etwas älter aus als ich. Langsam öffnete er die Augen. Ich hatte ihn bis jetzt nur ein paar Mal gesehen, doch dass er so schlimm aussah, wusste ich nicht mehr. Er war total blass im Gesicht, hatte rote Augen und sah aus, als hätte er eine Woche nicht geschlafen. Jedenfalls schätzte ich das an der Größe der Augenringe.
„Also ich würde sagen, entweder war dein Wochenende echt unglaublich oder du brauchst ärztliche Hilfe.", meinte ich als er mich relativ bei Bewusstsein ansah.
Er schmunzelte.
Ich wollte mich gerade zu ihm hinknien als mich jemand an meinem Arm packte.
„Sag mal, was ist denn bei dir los, Vee? Seit wann chillst du mit den Drogenabhängigen?", rief meine beste Freundin energisch.
„Dir auch einen guten Morgen.", begrüßte ich Bianca.
„Du bist total spät dran! Alle sind schon da. Sogar Daniel, und du weißt, Daniel ist immer zu spät...", begann sie ihren Vortrag. Sie hakte sich bei mir ein und zog mich weg.
Ich drehte mich noch einmal zu dem Jungen um, der mir immer noch schmunzelnd hinterher sah. Dann fielen ihm seine Augen wieder zu.
Immer noch zu ihm zurückblickend wurde ich von Bianca weiter gezogen.
„Sag mal, weißt du, wer das ist?", unterbrach ich ihren Redeschwall.
„Wer? Ach der Junkie dahinten? Ja, das ist Alexander Seeholz. Der geht ne Klasse über uns, denke ich.", antwortete sie.
Ich nickte und wand meinen Blick wieder nach vorne. Bianca und ich hetzten über den Bahnsteig zu unserer Klasse.
„Was willst du denn von dem?", sagte sie mit hochgezogener Augenbraue.
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Take my pain away
Teen FictionViola führt ein relativ normales Leben, bis sie plötzlich, im wahrsten Sinne des Wortes, über den geheimnissvollen Jungen Alexander stolpert, dessen Geschichte ihr nicht mehr aus dem Kopf geht.