Kapitel 8

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Nun saß ich da, zusammengekauert auf einem provisorischen Sitz und hielt die Hand eines Junkies auf dem Weg zum Krankenhaus.

Die Fahrt war glücklicherweise zu Ende, bevor mir richtig schlecht werden konnte. Der Krankenwagen hielt an, einer der Sanitäter öffnete die Hecktür und trug die Trage zusammen mit Dr. Brand heraus. Ich stieg mit aus und lief ihnen hinterher.

„Frau Hochreiter, sie können in diesem Wartebereich warten, bis er außer Gefahr ist.", erklärte mir Dr. Brand und verwies im Gehen auf ein paar Stühle mit Tischen und Zeitschriften.

Ich tat was er sagte, denn seine Worte steckten voller Zuversicht, die mein Unterbewusstsein quasi aufsaugte. Ich setzte mich auf einen der Stühle und atmete tief durch. Immer noch angespannt, lehnte ich mich nach vorn und vergrub meinen Kopf in den Händen.

Im Krankenhaus war nicht allzu viel los. Hier und da verirrte sich ein Opa auf die Intensivstation oder ein neuer Patient wurde eingeliefert. Der Wartebereich füllte und leerte sich fast im Zehnminutentakt.

Eine Schwester rief mich zu sich an einen Tresen und wollte wichtige Daten von Alexander wissen. Ich sagte ihr, was mir auf die Schnelle einfiel – nämlich nur der Name und Alter - und sie trug alles in ihr Formular ein. Danach setzte ich mich wieder in den Wartebereich.

Da ich nichts weiter zu tun hatte, außer um Alexanders Leben zu bangen, versuchte ich mich mit meinem Handy abzulenken. Doch die Snaps in Jordans Story zogen nur so an mir vorbei, wie das neue Instagram Foto meiner Cousine.

Es war 2 Uhr morgens, als ein Arzt endlich in den Wartebereich kam und nach Angehörigen von Alexander Seeholz fragte. Ich sprang sofort auf.

„Er ist nun nicht mehr in Lebensgefahr und sie können zu ihm.", erklärte mir der junge Arzt auf dem Weg zu seinem Zimmer.

Dort drinnen, standen mehrere Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt waren. Anscheinend lohnte es sich nicht, für Kurzaufenthalte gleich in richtige Zimmer verlegt zu werden.

Zumindest hoffte ich das, denn das wurde heißen, dass Alexander nur kurz hier sein würde.

Der Arzt zog einen der Vorhänge auf und verwies mich auf einen kleinen Hocker.

„Dr. Brand wird gleich noch einmal zu ihnen kommen.", meinte er, bevor er wieder verschwand.

Ich stürzte zu Alexander ans Bett. Seine Augen geschlossen, lag er schlafend auf der Liege. Ich sah, wie er ruhig atmete, was mir mindestens 10 Steine vom Herzen fallen ließ. Neben seinem Bett stand eines dieser Geräte, die den Puls mit diesem nervigen Piepen kundgaben. Sie hatten mich immer angekotzt, wenn ich als Kind mal im Krankenhaus gewesen war, doch jetzt beobachtete ich erleichtert die konstanten Herzschläge.

„Alexander, du hast es geschafft.", meinte ich leise und nahm seine regungslose Hand.

„Gerade so hat er es geschafft.", verbesserte mich Dr. Brand, der gerade an Alexanders Bett getreten war.

Ich sah ihn aufmerksam an, als er fortfuhr.

„Anscheinend hatte ihr junger Herr Seeholz einen großen Schutzengel. Wir fanden nicht nur Spuren von MDMA, sondern auch welche von Heroin.", erklärte er.

Ich knirschte mit den Zähnen. Hoffentlich würde dies keine rechtlichen Konsequenzen nachziehen.

„Da ich unter der ärztlichen Schweigepflicht stehe, kann ich ihnen nur raten, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Ich gehe gleich nochmal einige Broschüren holen."

„Das ist sehr nett von ihnen. Und wie lange wird er hier bleiben müssen?", fragte ich freundlich mit einem Blick auf den immer noch schlafenden Alexander.

Take my pain awayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt