Kapitel 5

2.8K 137 13
                                    

>>Weißt du überhaupt wo wir lang müssen, Liebes?<< flüsterte Jack mit misstrauischer Stimme. >>Nein.<< antwortete ich wahrheitsgemäß. Jack seufzte einmal und begab sich dann auf die Suche nach Calypso, in der Hoffnung, sie wüsste mehr.

Die Situation war gerade ziemlich bizarr: Jack, Calypso, Jacks Crew und ich segelten auf der Black Pearl in der Weltgeschichte herum, dicht gefolgt von Barbossa und seiner Zombies. Und das ohne wirklichen Kurs! Einfach zum verrückt werden. Ich schlenderte über das Deck und fragte mich, was ich jetzt machen sollte. Schließlich beschloss ich, mich einfach in das Krähennest zu setzen und abzuwarten. Ich dachte nach. Ich dachte sogar sehr viel für meine Verhältnisse nach. Ich dachte an das, was mir noch bevor stehen wird, und was ich in der anderen Welt wohl verpasste. Eigentlich war ich nie der grüblerische und Nachdenkliche Typ, doch gerade war mir das recht egal.

Ich machte kurz die Augen zu und genoss die warme Abendsonne, die angenehm in mein Gesicht schien.  Als ich schon fast dachte, dass die Situation gar nicht so schlimm sei, gab es einen lauten Knall unter mir, der von Flüchen, Beschimpfungen und Gelächter abgelöst wurde. Neugierig lehnte ich mich aus dem Krähennest und das, was ich zu Gesicht bekam ließ mich laut auflachen: Pintel ist anscheinend über einen Putzeimer gestolpert und dann in einen Berg aus Fässern gekracht, bei dem er noch einige andere mitgezogen hatte. Mir stiegen schon Tränen in die Augen und ich bekam Bauchschmerzen von dem ganzem Lachen.

Irgendwann, als sich die Lage wieder beruhigt hatte und ich nicht mehr so stark lachte, stieg ich wieder an Deck und blickte mich nach Jack um. Vergeblich. Wo könnte er bloß sein? Also in seiner Kajüte war er schon mal nicht und im Lagerraum auch nicht. Da blieb ja nur noch der Schlafraum der Crew. Vorsichtig stieg ich die Leiter herunter und prallte gegen einen überraschten Jack. >>Liebes, was machst du hier?<< fragte Jack noch viel überraschter. Eigentlich so gar nicht seine Art. >>Ich hab dich gesucht. Weißt du jetzt, wo wir nach Will suchen müssen?<< sagte ich und blickte an Jack vorbei und suchte nach Calypso. Von ihr war keine Spur zu sehen. >>Aye. Calypso meinte wir müssen bis Sonnenuntergang warten und den Rest würde sie machen.<<

Ich nickte nur Gedankenversunken und ging zurück an Deck. So etwas hatte ich mir schon gedacht. Die Göttin würde Will schon aus dem Reich der Toten holen, ob er es wollte oder nicht. Immerhin war er Teil dieser Mission, ohne etwas davon zu wissen.

>>Na Süße, warum so deprimiert?<< sagte eine schleimige Stimme hinter mir und ich spürte wie sich eine raue Hand auf meine rechte Schulter legte. Ich schlug sie weg und wirbelte herum, nur um in die lustvollen Augen von Pintel zu blicken. >>Wer sagt, dass ich deprimiert bin?<< gab ich schnippisch zurück. Pintel hob abwehrend die Hände, nahm sie jedoch sofort wieder runter und kam mir immer näher. Ich wiederrum ging immer weiter zurück, bis mich die Rehling aufhielt. Scheiße, was soll ich jetzt machen? Pintels Blick wurde immer lustvoller und dann fuhr er sich auch noch mit der Zunge über die Lippen. Warum half mir denn keiner? Die ganze Crew stand auf dem Deck verstreut, aber keiner würdigte dieser Szene auch nur eines Blickes. Pintel war schon sehr nah gekommen, als ich das erstbeste tat, was mir einfiel: Ich trat ihm mit aller Kraft zwischen die Beine.

Der Pirat gab ein leidendes Geräusch von sich, nahm beide Hände vor seine Weichteile und kippte zur Seite weg.

Der muss gesessen haben.

Ausgerechnet jetzt drehten sich die anderen Piraten zu mir um und guckten mich mit entsetztem anerkennenden Blicken an. Ich stand einfach wie versteinert da, die Ratlosigkeit in Person. Dann nach einigen Sekunden – die sich wie Stunden angefühlt hatten – kam Pintel stöhnend auf die Beine. >>Das wirst du bereuen, du Hure!<< presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Nun kam auch noch Ragetti angetorkelt und wiederholte Pintels Worte. Die Crew stand immer noch rum, diesmal jedoch das gespannte Publikum darstellend, welches immer wieder pfiff und Pintel anfeuerte.

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt