Kapitel 6

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Ich war unter Wasser.

Ich hatte zwar meine Augen geschlossen, doch ich spürte das kühle Wasser, das mein ganzen Körper einhüllte. Wie ich hier hin gelangt bin? Keine Ahnung. Oder vielleicht doch: Die Flying Dutchman ist in uns gekracht, dann bin ich auf den Meeresboden gesunken und war jetzt tot. Aber wenn ich tot war, warum konnte ich dann noch atmen? Wieso konnte ich unter Wasser überhaupt atmen?

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass ich nicht unter Wasser, sondern in einer Art Kapsel mit roter, klarer Flüssigkeit war. Probehalber bewegte ich meine Arme. Gut, ich war nicht gefesselt. Warum auch? Ich war doch in dieser Kapsel eingesperrt, wozu dann noch unnötige Arbeit verrichten und mich fesseln? Trotzdem wollte ich hier raus. Langsam ging ich die glitschige Kapselwand entlang, auf der Suche nach einer Schwachstelle. Ich fand sie schnell und schob meine Hand etwas angewidert durch das kleine Loch, welches mit einer geleeartigen Substanz verschlossen war. Kaum guckten meine Fingerspitzen aus der Kapsel, ging die auf einmal an der Seite auf und ich wurde mit der Flüssigkeit zusammen herausgespült. Kurze zeit später fand ich mich auf einem kaltem Steinboden wieder, wo ich erst mal die ganze Flüssigkeit aushustete, die sich in meiner Lunge befand. Dann richtete ich mich auf und blickte mich um: Ich war in einer Höhle, die komplett aus rotem Stein bestand und nur von ein paar Fackeln spärlich beleuchtete wurde.. Neben mir stand ein Altar – ebenfalls aus rotem Stein – auf dem ich noch vor wenigen Sekunden lag.

Wo war ich? Nicht nur, dass mir jetzt erst bewusst wurde wie eklig das gerade war, sondern ich war auch noch nackt. Na ganz toll.

Zum Glück war niemand sonst in der Höhle und ich konnte auch keinen Eingang erkennen, also konnte auch niemand plötzlich hinter mir stehen.

Ich drehte mich nochmal im Kreis und sah das Kleid, welches an der Wand hing. Ich hätte schwören können, dass es vorher noch nicht da war. Ich trat näher und betrachtete es: Es war ziemlich schlicht gestaltet, komplett in schwarz, knielang und trägerlos. Schnell zog ich es an und war überrascht, wie seidig sich der Stoff an meiner Haut anfühlte. >>Okay, das Problem mit der Kapsel und den Klamotten hätte ich bei Seite geräumt. Jetzt muss ich nur noch einen Weg aus dieser Höhle finden.<< grübelte ich so vor mich hin.

>>Mit Selbstgesprächen fängt meist der Wahnsinn an, wusstest du das?<< sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Erschrocken wirbelte ich herum und blickte einem etwas älterem Mann entgegen. Seine braunen Haare färbten sich an den Seiten schon leicht grau und auch im Gesicht hatte er kleine Fältchen. Die Nussbraunen Augen des Mannes musterten mich aufmerksam, aber das ignorierte ich. Stattdessen ging ich langsam auf den Mann zu und sagte mit ungläubiger Stimme: >>Dad? Dad, bist du das?<< >>Ja, ich bin es.<< antwortete mein Dad mit liebevoller Stimme.

Nun rannte ich auf ihn zu und schmiss mich um seinen Hals. Sofort legten sich zwei starke Arme um mich und drückten mich fest an den Körper meines Vaters. >>Was machst du denn hier?<< fragte ich. Doch anstatt mir zu antworten, schob mich mein Dad nur von sich weg und blickte mir fest in die Augen. >>Was denkst du, warum du hier bist, Elli?<< stellte er dann die Gegenfrage und seine Stimme war so emotionslos wie ein Stein. Verwirrt blinzelte ich ihn an. Was sollte das denn jetzt? >>Weißt du warum du hier bist?<< wiederholte er die Frage, genauso monoton wie zuvor. >>Ja.<< gab ich misstrauisch zurück. Irgendetwas stimmte hier nicht, dafür kannte ich meinen Vater zu gut. >>Gut. Weißt du auch, warum ausgerechnet du Piontros Tod bist?<< >>Nein, aber woher weißt du eigentlich von Piontro?<< Ich hatte satt mich ausfragen zu lassen, also ging ich jetzt zum Angriff über. >>Ich weiß es einfach.<< sagte er knapp.

Sehr aufschlussreich…

>>Und was machst du dann hier?<< fragte ich wieder. >>Ich soll dir etwas sagen.<< sagte er und ging einige Schritte rückwärts. Die Situation wurde mir immer unheimlicher, was daran lag, dass jetzt einige Fackeln ausgingen, obwohl gar kein Wind da war. Wie auch? Wir sind ja immer noch in dieser verdammten Höhle!

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt