Kapitel 10

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Das erste was mir auffiel, waren die Wände, die so aussahen, als ob man gleich in das Fegefeuer eintreten würde. Sonst war die Kajüte auch nicht sonderlich einladend gestaltet: Überall hingen Totenköpfe als Fackeln, die Möbel waren tiefschwarz oder sehr, sehr dunkelrot gehalten und es roch verdächtig nach Blut. Hier fühlte ich mich echt unwohl, und das musste man auch richtig bemerkt haben, denn Jack nahm still meine Hand und drückte sie leicht. An seiner Hand konnte ich merken, dass er selbst vor Anspannung zitterte.

Jack Sparrow, der Captain Jack Sparrow hatte doch nicht etwa Angst, oder?  Es beruhigte mich ein wenig, da ich mir nun sicher war, nicht die einzige zu sein, die vor Angst gerade starb.

Der Dämon, der uns hierher geführt hatte verließ nun den Raum mit einem diabolischem Lächeln und überließ uns unserem Schicksal. Ich blickte mich noch einmal im Raum um, konnte doch keine andere Person ausmachen. Auch Jack guckte sich misstrauisch um und blickte dann ganz gebannt auf den großen schwarzen Tisch, welcher in der Mitte des Raumes stand.

>>Piontro, so gern ich auch mit dir verstecken spielen würde, ist es doch unfair, wenn du dich nicht sichtbar machst, aye?<< sagte Jack in die Leere. Hatte er jetzt den Verstand verloren. Ich wollte ihn das gerade fragen, als eine tiefe, samtige Stimme antwortete: >>Captain Jack Sparrow. Du hast dich keineswegs verändert.<< Ich blickte mich nochmals um und bemerkte nun den Mann, der grinsend und im Schneidersitz auf dem Tisch saß.

War das etwa Piontro? Ich hatte ihn mir irgendwie…abstoßender vorgestellt. Doch er war das komplette Gegenteil, er war sogar recht attraktiv: Er hatte pechschwarze Haare, strahlend blaue Augen und ein Lächeln, was einfach umwerfend war. Vom Gesicht her erinnerte er ein wenig an Robert, doch die lockere Kleidung passte irgendwie nicht ganz ins Bild. Von der hatte ich auch erwartete, dass diese etwas eindrucksvoller war, stattdessen trug er einfach nur ein einfaches, weißes Leinenhemd, dazu eine hellbraune Hose und dunkelbraune Stiefel. Also so gar nicht gruselig oder angsteinflößend.

Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden und starrte die ganze zeit in seine wunderschönen Augen. Piontro schien das zu bemerken und so begegneten sich unsere Blicke. Es vergingen nur ein paar Sekunden, bis Jack mir seinen Ellenbogen in  die Rippe stieß und mich fassungslos anblickte. Ich blickte ihn mit diesem Blick an, der bedeuten sollte >Was denn?< und wand mich dann wieder Piontro zu, der gerade aufstand und auf mich zukam. Ich wurde leicht nervös und blickte mich um, um irgendein Objekt zu finden, welches ich dem Dämonenpiraten notfalls über den Schädel ziehen konnte.

Dann blieb er einige Meter weit von mir entfernt zum stehen und mir stieg ein angenehmer Duft in die Nase, der auf jeden Fall von Piontro ausging. Er war durch und durch anziehend, egal auf welche Weise. >>Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?<< fragte er dann mit einem verführerischem Grinsen. Mir blieb die Luft weg. Antworten, Elli! Glotz ihn nicht wie ein Auto an! Ich öffnete gerade meinen Mund, als Jack für mich übernahm: >>Sie, nicht der Rede wert. Sie ist einfach nur eine Freundin…von…Barbossa! Ja genau, von Barbossa eine Freundin. Gute Bogenschützin und ihre Haare! Ein Traum sag ich dir.<< Piontro guckte Jack an und an seinem Blick konnte man merken, dass er Jack durchschaute. Dann blickte er wieder mich an und in seinen Augen funkelte auf einmal die Neugierde. So wie bei einem kleinen Kind, wenn es etwas Neues entdeckt hatte.

>>Was verbirgt sich hinter deinem süßem Gesicht, dass dich Sparrow unwichtig machen will?<< fragte er dann und kam mir immer näher. Ich war wie versteinert und konnte nur hoffen, dass Jack gleich dazwischen gehen würde. Doch das tat er nicht. Er guckte uns nur mit einem unschlüssigen Gesichtsausdruck zu und machte gar nichts. Jetzt war Piontro nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt und es schien so, als ob er diesen Abstand noch kleiner machen wollte. Kurz vor meinem Gesicht machte er halt und blickte mir eindringlich in die Augen.

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt