Epilog

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 „Hallo? Miss? Können Sie mich hören?“ Jemand rüttelte an mir. „Miss? Hallo! Einen Krankenwagen, wir brauchen einen Krankenwagen!“ Das rütteln wurde immer stärker, bis es plötzlich aufhörte. „Halten Sie durch, Hilfe ist unterwegs.“

Blinzelnd öffnete ich meine Augen und merkte kurze Zeit später, wie mir etwas die Speiseröhre hochkam. Ich spuckte das ganze Wasser einfach auf den warmen Sand neben mir, ohne mein Gesicht vom Boden zu heben. „Ah, Sie sind wach, geht es ihnen gut?“ Meine Sicht war noch leicht verschwommen, trotzdem konnte ich das freundliche und gleichzeitig besorgte Gesicht einer älteren Dame erkennen. Ich wollte etwas erwidern, jedoch brachte ich nur ein bemitleidenswertes Krächzen hervor. Ich drehte meinen Kopf leicht und erkannte, dass sich einige Leute um mich versammelt hatten.

Ein paar Mal versuchte ich zu sprechen, bis ich dann endlich – wenn auch etwas kratzig – ein paar Wörter rausbekam: „Wo…ist…Jack?“ Die Frau guckte mich mit großen Augen an und fragte dann: „Ist dieser Jack ihr Mann? War er mit ihnen im Meer? Ist er noch da draußen? Wir haben ihn nicht gefunden.“ Ich ignorierte die Fragen der Frau einfach und stellte stattdessen eine Gegenfrage: „Wo…Wo bin...ich?“ „In Miami. Am Strand von Miami.“ Erwiderte die Frau umgehend. „Ich..bin nicht…tot?“ fragte ich hoffnungsvoll. Die Frau schüttelte ihren Kopf. Ich seufzte erleichtert und dann wurde alles wieder schwarz.

Das nächste Mal als ich aufwachte fühlte ich mich schon deutlich besser. Meine Lider waren nicht mehr so schwer und generell fühlte sich mein Körper nicht so mitgenommen an. Als ich mich umblickte bemerkte ich, dass ich wohl in einem Krankenhauszimmer lag. Kurz nachdem ich aufwachte kam auch schon eine Krankenschwester herein, um zu gucken ob ich noch schlief. Das tat ich aber nicht. Also ging sie sofort wieder aus meinem Zimmer heraus und kam mit einem Arzt wieder herein. Der Arzt faselte irgendetwas von einer Gehirnerschütterung und das ich vielleicht an leichten Erinnerungsverlusten litt. Aber eigentlich wusste ich noch alles: Ich konnte nicht schlafen und um mir die Zeit zu vertreiben bin ich schwimmen gegangen. Dabei bin ich zu weit heraus geschwommen und ein Strudel hat mich erfasst. Dann bin ich am Strand wieder aufgewacht. Ende der Geschichte.

Er meinte auch noch, dass ich den nächsten Tag schon entlassen werden könnte, da ich die Zeit der Beobachtung eigentlich komplett verschlafen hatte. Und das waren zwei Tage! Also so lange hab ich echt noch nie durchgeschlafen.

Trotzdem glaubte ich, dass der Doktor mit seiner Theorie nicht so falsch lag. Es fühlte sich wirklich so an, als fehlte mir etwas. Eine Lücke in meinem Gedächtnis, ein schwarzes Loch, dass einfach einen Teil verschluckt hatte.

Es war noch relativ früh, drei Uhr und so kamen meine Eltern um nach dem Rechten zu sehen. Meine Mutter ist beinahe in Tränen ausgebrochen als sie sah, dass ich wieder wach war und mein Vater sagte nur: „Kind, was machst du nur? Ich dachte du weißt wie gefährlich das da draußen ist. Als meine Eltern dann wieder gingen kam kurz darauf – zu meiner Überraschung – Robert durch die Tür.

„Hey, Robert.“ begrüßte ich meinen Nachbarn fröhlich. „Hey.“ Erwiderte dieser und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. „Wie geht es dir?“ fragte er besorgt. „Passt schon, Morgen darf ich schon raus.“ erwiderte ich. Der Mann seufzte erleichtert und sagte um den ganzen noch Nachdruck zu verleihen: „Das ist gut.“

Lange Zeit sagte keiner von uns etwas, bis Robert dann die Stille brach: „Wie ist das eigentlich? Also ich meine so lange zu schlafen?“ Ich zuckte nur mit den Schultern.

Wieder Stille.

„Hast du eigentlich etwas geträumt?“ versuchte mein Nachbar wieder ein Gespräch anzufangen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Oder eher gesagt ich weiß es nicht. Ich find Träume eigentlich ja voll schön…Aber das Problem mit Träumen ist, ich kann mich nie an sie erinnern, wenn ich aufwache…Auch wenn sie schön waren.“ antwortete ich und spürte auf einmal eine solche Traurigkeit in mir aufsteigen, dass ich Mühe hatte meine Tränen zurückzuhalten.

Fluch der Karibik - Liebliche GefahrenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt